Thomas Knabs Lieblingsessen sind Rindsrouladen. „Klar, er ist ja auch ein Kerl“, sagt seine Verlobte Andrea Banschbach und lacht. „Da muss es eben Fleisch sein.“ Aber ab und zu isst der Jung-Bauer aus Haimhausen auch mal etwas anderes: seinen selbstangebauten Quinoa zum Beispiel.
Zusammen mit seinem Bruder Andreas sind sie beide die einzigen, die die Pflanze in Bayern ernten. Quinoa gilt hierzulande als „Superfood“. Schon vor 5000 Jahren setzten die Inkas darauf, nun sind es die Veganer. Kein Wunder, gilt das Getreide doch als „Kilo-Killer“ und als sehr gute pflanzliche Eiweißquelle. Vor allem deswegen, weil es alle neun wichtigen Aminosäuren enthält, die für den Muskelaufbau wichtig sind. „Außerdem vertragen Quinoa auch alle gut, die an einer Glutenunverträglichkeit leiden“, weiß Andrea Banschbach (29). Allein in ihrem Freundeskreis sind da einige betroffen. Auch deswegen kommt das Getreide im Hause Knab-Banschbach oft auf den Tisch – oder eben auf den Grill.
Angefangen hat alles 2017 mit der Meisterarbeit von Bruder Andreas an der Landwirtschaftsschule Triesdorf. Dazu mussten die Schüler Versuche durchführen. Die meisten untersuchten Mais. „Aber das war mir zu langweilig“, sagt der 23-Jährige, dessen Vater Kirschen anbaut. Also überlegte das Brüderpaar – und der Quinoa aus Bayern war bald in die Tat umgesetzt.
Im darauffolgendem Jahr wurde der Anbau gesteigert, jetzt, im dritten Jahr, bewirtschaften die Brüder bereits etliche Hektar mit der ursprünglichen Anden-Pflanze. Um die Vermarktung kümmert sich Thomas Knab, auf Messen treten die Brüder im Doppelpack auf.
Ihre Werbung wirkt. Zwei Supermärkte und einige „Unverpackt“-Läden setzen in ihrem Sortiment mittlerweile auf den Knab’schen Quinoa, auch eine Restaurantkette in München bieten den Quinoa aus Haimhausen an.
Der große Erfolg war zwar nicht geplant, aber für die Brüder kam er auch nicht überraschend. „Die Leute stehen einfach auf Quinoa“, freut sich Thomas Knab. Und dass er aus der Heimat komme, sei noch besser. „Denn die Menschen achten oft auch stark auf das Klima.“ Denn der bisher in den Läden erhältliche Quinoa wird hauptsächlich in den Anden rund um Peru, Ecuador und Bolivien angebaut: Das Getreide ist robust und kann auch in 4000 Meter Höhe gut wachsen. Der Import nach Bayern aber ist wegen der enormen Flugstrecke eine extreme CO2-Belastung für die Umwelt. Der Knab’sche Quinoa dagegen wächst um die Ecke.
Mehrere Felder bewirtschaften die Brüder heuer, zusammen mit den anderen Bauern in der Umgebung tauschen sie diese regelmäßig, um möglichst viel aus den Böden herauszuholen.
Auch den extremen Hagel im Juni hat ihr Quinoa gut überstanden. Die Pflanze ist eben robust„Gott sei Dank“, sagt Thomas Knab. „Nur einen Teil hat es erwischt. Unseren Amaranth hat der Hagel dagegen leider fast völlig zerstört.“ Dass sie ein großes Risiko eingegangen sind, ist allen Beteiligten bewusst. „Aber wer nichts wagt…“, sagt Andrea Banschbach. „Vom Mais kann man heute kaum mehr leben.“
Und noch etwas Praktisch-Positives haben sie – ganz nebenbei – festgestellt: „Andi ist ja unser ,Müllschlucker‘“, sagt Bruder Thomas Knab und lacht lauthals. „Er kann von einem ,normalen‘ Burger Unmengen essen – von einem mit Quinoa allerdings nur einen. Quinoa macht ultra-satt!“