Asiatischer Moschusbockkäfer

Jetzt wird in Rosenheim gesucht

von Redaktion

Rosenheim hat Biologiegeschichte geschrieben, wenn auch unfreiwillig: 2016 wurde in der Stadt per DNA-Analyse der Asiatische Moschusbockkäfer amtlich nachgewiesen – erstmalig in Deutschland. Es war der zweite Fund in Europa überhaupt. In Kolbermoor mussten deshalb bereits Dutzende Bäume gefällt werden. Nun werden etliche Gärten in Rosenheim genauer untersucht.

Rosenheim – Aromia bungii, so lautet die wissenschaftliche Bezeichnung für den Asiatischen Moschusbockkäfers, der im Gegensatz zu seinem europäischen Vetter ein gefährlicher Schädling ist. Er befällt vor allem Kirsch-, Pflaumen- und Zwetschgenbäume, aber auch Aprikosen-, Mirabellen- und Pfirsichgehölze. Die Larven des Käfers fressen sich nach dem Schlüpfen zwei bis drei Jahre lang tief ins Holz und hinterlassen dabei breite Gänge. Die neuen Käfer legen wieder neue Eier ab, was den Baum langfristig so stark schädigt, dass er schließlich abstirbt.

Im Februar 2017 hat die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) als zuständige Pflanzenschutzbehörde eine Allgemeinverfügung über Maßnahmen zur Bekämpfung des Käfers erlassen. In Rosenheim und Kolbermoor wurden daraufhin rund um die Fundstellen in einem Radius von zwei Kilometern Quarantäne-Zonen festgelegt, in denen die Grundstückseigentümer aufgefordert wurden, entsprechende Bäume alle zwei Monate darauf zu kontrollieren, ob sich Käfer oder andere Anzeichen eines Befalls zeigen. Solche Indizien wären Ausbohrlöcher und Schäden an der Rinde mit charakteristischen Nagespänen. Diese Verfügung gilt bis Ende 2020 – sofern keine weiteren Käfer gefunden werden.

Im vergangenen Jahr waren die Experten der Landesanstalt im Stadtgebiet von Kolbermoor unterwegs und haben dort Hunderte von Gärten untersucht (wir berichteten). Dabei wurden rund 100 befallene und verdächtige Gehölze gefunden, wie die Rosenheimer Stadtverwaltung in der Sitzung des Umweltausschusses mitteilte. Ein Baum gilt als befallen, wenn eine DNA-Analyse der Larven oder Puppen den Befall zweifelsfrei bestätigt. Die befallenen Bäume wurden gefällt, gehäckselt und im Müllheizkraftwerk verbrannt.

In Rosenheim hätten zwar Bürger etliche Moschusbockkäfer gefangen und in der Stadtverwaltung abgegeben, doch in allen Fällen habe es sich um die harmlose europäische Variante des Käfers gehandelt, sagte Ralf Seeburger, Leiter des städtischen Grünflächenamts im Umweltausschuss.

Nach den Untersuchungen in Kolbermoor rückt nun Rosenheim ins Augenmerk der Landesanstalt. 2018 werden deren Fachleute die Grundstücke in der Rosenheimer Quarantäne-Zone untersuchen. „Wir sind schon gespannt“, so Seeburger. Nach den Funden in Kolbermoor kann er sich freilich nicht mehr vorstellen, dass Rosenheim verschont geblieben ist.

Die Mitarbeiter des LfL legitimieren sich mit ihrem Dienstausweis. Grundeigentümer, die sich nicht sicher sind, können sich laut Stadt auch bei der Polizei rückversichern.

Wird der Eigentümer nicht angetroffen, hinterlassen die LfL-Mitarbeiter einen Zettel mit Kontaktdaten und der Bitte, einen Termin zu vereinbaren. Wie Seeburger weiter berichtete, hat sich bei den Begehungen in Kolbermoor herausgestellt, dass viele Eigentümer gar nicht wissen, welche Bäume und Gehölze sie im Garten haben und dass sich darunter gefährdete Pflaumen- und Kirscharten befinden.

Kostenlose Entsorgung in Spezial-Container

Für Schnittgut von Kirsch- und Pflaumenbäumen aus dem Rosenheimer Quarantäne-Gebiet steht am Wertstoffhof in der Innlände ein eigener Container zur Verfügung, in dem Äste und Zweige kostenlos entsorgt werden können. Potenziell belastetes Gartenmaterial darf auf keinen Fall im regulären Kompost landen. Sonst besteht die Gefahr, dass sich der Schädling auf diese Weise weiterverbreitet.

Gefundene Käfer oder Verdachtsfälle müssen der LfL gemeldet werden. Kontakt: per E-Mail aromia@lfl.bayern.de unter Telefon 08161/713111 oder 0174/7981593.

Artikel 6 von 11