Rosenheim/Landkreis – Friedlich und sachlich verlief die rund einstündige Kundgebung auf dem Salzstadel. Mit etwa 80 Demonstranten hielt sich die Zahl der Teilnehmer in Grenzen. Aufgerufen hatte der Kreisverband der Grünen. Bund Naturschutz, Kreisverband der Linken, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Greenpeace und Imker aus der Region beteiligten sich daran.
Dass es so kurz vor Weihnachten nicht leicht ist, Bürger zur Teilnahme an einer politischen Kundgebung zu motivieren, war den Organisatoren klar. Trotzdem entschieden sie sich dafür. „Dieses Thema ist zu wichtig, um damit bis nach Weihnachten zu warten“, hieß es aus ihren Reihen.
Rücktritt von Christian Schmidt gefordert
Martin Knobel, Grünen-Landtagskandidat für den Stimmkreis Rosenheim-West, startete seine Rede mit einem Witz: „Was haben Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt und das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat gemeinsam? Der Großteil der Bevölkerung will, dass sie sich schnellstens vom Acker machen.“
Den Rücktritt von Christian Schmidt forderte auch Sebastian Misselhorn, Kreisvorsitzender der Linken. Wie berichtet hatte der Minister gegen den Widerstand der Bundesumweltministerin in Brüssel zugestimmt, dass das Unkrautvernichtungsmittel in Europa weitere fünf Jahre verwendet werden darf. Misselhorn wertet dieses Vorgehen als „Angriff auf den Verbraucherschutz und als Angriff auf die demokratische Grundordnung.“
Steffen Storandt, Vorsitzender der Ortsgruppe Rosenheim des Bund Naturschutz, wies auf die gesundheitlichen Risiken von Glyphosat hin. In Südamerika, wo aktuell die größte Menge dieses Unkrautvernichtungsmittels zum Einsatz komme, sei die Krebsrate bereits rapide angestiegen, außerdem die Zahl von Fehlgeburten und Missbildungen. Nicht minder gravierend seien die negativen Auswirkungen für Flora und Fauna. Die Artenvielfalt sei bereits jetzt akut bedroht.
Ingrid Stegmaier von den Kolbermoorer Imkern bestätigte diese Aussage. Die Varroa-Milbe alleine könne die gehäuften Ausfälle der Bienenvölker nicht erklären. Deshalb müsse generell auf Unkrautvernichtungsmittel verzichtet werden, um den Insekten Nahrungsquellen in Form von Blüten zu bieten, forderte Stegmaier.
Dass es auch in der Landwirtschaft ohne Pestizide geht, rechnete Landwirt Sepp Linhuber von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Chiemgau-Inn-Salzach vor: „Mit dem Einsatz von Unkrautvernichtungsmittel lassen sich pro Hektar gerade mal 20 Euro mehr verdienen.“
Leonhard Hinterholzer, Grünen-Landtagskandidat für den Stimmkreis Rosenheim-Ost, wollte in seiner Rede nicht nur Missstände anprangern, sondern auch auf positive Beispiele hinweisen. Besonders stellte er die Molkerei Berchtesgadener Land heraus, die als erste Großmolkerei in Deutschland ihren Milchlieferanten den Einsatz des umstrittenen Pestizids verbiete.
Abgeschlossen wurde die Kundgebung in Rosenheim mit der Rede von Gisela Sengl, agrarpolitische Sprecherin der Grünen im Bayerischen Landtag. „Kein Mensch muss Gift verspritzen“, steht für sie fest.