München – Sie retten und versorgen zivile Kriegsopfer, die Bilder ihrer Einsätze gehen regelmäßig um die Welt. Seit Jahren sind die „Weißhelme“ im Bürgerkriegsland Syrien aktiv. Für ihre Arbeit erhielten sie sogar den Alternativen Nobelpreis. Die Begründung damals: Sie seien „eine seltene Quelle der Hoffnung für die leidende Zivilbevölkerung“.
Doch ihre Rolle in dem Konflikt ist nicht ganz unumstritten. Vor allem Russland wirft der privaten Organisation vor, Propaganda für den Westen zu betreiben. Zuletzt behauptete der Kreml, die Weißhelme hätten den mutmaßlichen Giftgasangriff des syrischen Regimes auf Duma „inszeniert“, auf Druck Großbritanniens. Beweise dafür lieferte er nicht.
Trotzdem fragt sich, wer diese Weißhelme sind. Die guten Jungs – oder am Ende doch die bösen?
Die Organisation, die sich auch „Syrischer Zivilschutz“ nennt, gibt es seit rund fünf Jahren. Sie wurde in Großbritannien aufgebaut und vor allem vom dortigen Außenministerium unterstützt. Bis heute fließt Geld von hier, aber auch aus den USA, Kanada, Dänemark, den Niederlanden – und Deutschland. Das Auswärtige Amt unterstützt die Weißhelme mit sieben Millionen Euro im Jahr, wie eine Sprecherin bestätigt.
Syriens Präsident Baschar al-Assad und seinen Verbündeten ist das Beweis genug dafür, dass die Organisation im Auftrag des Westens unterwegs ist. Hinzu kommt, dass die Weißhelme der syrischen Opposition nahestehen und ihre knapp 3000 Freiwilligen nur in Gebieten arbeiten, die von Assad-Gegnern kontrolliert werden – bis zuletzt auch in Ost-Ghuta. Der Mainzer Orientforscher Günter Meyer sagte in der ARD, Aufgabe der Weißhelme sei es, Angriffe „zu inszenieren und propagandistisch gegen das brutale Assad-Regime einzusetzen“. Belege lieferte aber auch er nicht.
Die Retter als Drahtzieher hinter dem Angriff auf Duma? Die Hamburger Nahost-Expertin Christiane Fröhlich hält das für „sehr unwahrscheinlich“ – zumal Assad und seine Verbündeten schon beim Giftgas-Angriff im Jahr 2017 versucht hätten, den Weißhelmen die Verantwortung in die Schuhe zu schieben. „Ich halte den Vorwurf für ein Manöver, um von den eigenen Verfehlungen abzulenken.“
Die Fakten sprechen denn auch eine andere Sprache: Eine Untersuchungskommission der Uno macht das Assad-Regime für mindestens 27 Giftgas-Angriffe verantwortlich. Die Weißhelme sind immer die Ersten, die nach solchen Attacken vor Ort sind. Fröhlich sagt: „Schon deshalb sollte man ihre Arbeit würdigen.“ Laut Auswärtigem Amt hat die Organisation dabei geholfen, mehr als 90 000 Menschen zu retten.
Außerdem halten die Freiwilligen die Ereignisse fest – meist per Helmkamera. Darauf, dass die Bilder gefälscht sein könnten, deutet nichts hin. Nur einmal fiel die Organisation negativ auf: 2016 drehte sie ein Video einer fingierten Rettungsaktion für die damals populäre Mitmach-Aktion „Mannequin Challenge“. Der gestellte Charakter der Szene fiel auf – die Organisation entschuldigte sich.
Im Moment gehen wieder Bilder in den sozialen Netzwerken um. Sie zeigen angeblich, wie die Weißhelme einen Chemiewaffenangriff inszenieren. Allerdings stammen die Szenen von den Dreharbeiten zum Film „Revolution Man“, wie „Spiegel online“ schreibt. Er soll die Arbeit von Helfern und Journalisten diskreditieren. Auftraggeber: Syriens Regierung. M. Mäckler