Mein Küchengeheimnis

Fleischlos glücklich

von Redaktion

von STephanie Ebner

Freitags kommt kein Fleisch auf den Tisch. Zumindest nicht in der Fastenzeit. Selbst aufs Brot gibt’s keine Wurst. Da ist Maria Lidl aus Penzberg konsequent. Die Kinder murren zwar, aber das Fasten gehört dazu – „ein bisserl Vorbereitung auf Ostern soll schon sein“, sagt die 53-jährige Bäuerin. Das Fasten müsse nicht immer nur mit dem Essen zusammenhängen, sagt die Bauersfrau. Heutzutage würde in vielen Bereichen gefastet, das ist auch bei den Lidls so: „Als die Kinder klein waren, haben wir in der Fastenzeit mal aufs Fernsehen verzichtet.“

Bräuche und Traditionen werden beim „Bartlbauer“, so der Hofname, großgeschrieben. Kein Wunder: Die Hofstelle in Rain, dem ältesten Ortsteil von Penzberg, wurde erstmals 1033 urkundlich erwähnt. Einst war der Hof ein Stützpunkt vom Kloster Benediktbeuern. Seit 1650 ist er im Familienbesitz, der Name der Bauern, die ihn über die Jahrhunderte bewirtschafteten, hat sich immer wieder verändert – zuletzt, als Maria Lidls Schwiegervater auf den Hof eingeheiratet hat.

Maria Lidl pflegt die Familientradition – sie ist stolz, hier zu leben. In „der guten Stube“ haben die Vorfahren einen kleinen Hausaltar in das Gemäuer eingebaut, mit der „Wessobrunner Madonna“. Maria Lidl hat ihn vor ein paar Jahren restaurieren lassen. Wann immer jetzt ein Familienmitglied beim Pilgern ist, bringt es eine Gebetskerze mit nach Hause. „Diese stellen wir vor der Madonna auf.“

Obwohl Maria Lidl selbst aus einem Bauernhof stammt, wollte sie zunächst nichts mit Landwirtschaft zu tun haben. „Ich erlernte den Beruf der Bankkauffrau“, erzählt sie. Eine Beschäftigung, die sie voll erfüllt hat, „die Arbeit hat mir Spaß gemacht“.

Trotzdem absolvierte Maria Lidl zwischendurch einen Hauswirtschaftslehrgang – „ich habe schon immer gerne gekocht“. Das Wissen kam ihr zugute, als sie auf den Bartlhof zog. Nur der Kontakt mit den Kunden fehlte ihr. „Vielleicht sind wir deswegen auf die Idee gekommen, Urlaub auf dem Bauernhof anzubieten“, sinniert sie heute. Seit vielen Jahren kommen Gäste zu ihr auf den Hof und dürfen den Alltag kennenlernen. „Bei uns kann man alle Facetten des Hoflebens kennenlernen“, sagt sie. „Wir sind noch ein richtiger Vollerwerbsbetrieb.“ In der Früh und am Abend geht’s in den Stall zum Melken, eins der vier Kinder hilft immer mit. Beim Bartlbauern gibt es Kühe, Hühner, Schafe, einen Hasen zum Streicheln für die Feriengäste, einen Hund sowie ein paar Katzen. Für den Eigenbedarf halten sich die Lidls auch Schweine. „Wir versuchen unseren Hof möglichst nachhaltig und im Einklang mit der Natur zu bewirtschaften.“

So weit möglich, versorgen sich die Lidls selbst. Gerade im Sommer gelingt das der Bäuerin gut. „Wir haben einen großen Obst- und Gemüsegarten.“ Ihr ganzer Stolz aber sind die 30 verschiedenen Rosensorten, die über den ganzen Hof verteilt wachsen. Besonders Duftrosen haben es der Gartenliebhaberin, die sich erst vor Kurzem zur Gartenbäuerin weitergebildet hat, angetan. Aus den Rosenblättern hat sie im Sommer sogar Rosengelee gekocht. Es gibt fast nichts, was Maria Lidl nicht verwertet.

Leben mit der Natur, im Einklang mit den Jahreszeiten und den Festen, das ist das Motto von Maria Lidl.

Ihr Wissen vermittelt Maria Lidl. Ihre Praktikantin lernt von ihr so manches. Besonders den Tipp, dass man die Säure des Sauerkrautes mit etwas Honig und Senf abmildern kann, findet Josefa Wagner hilfreich. Für die 17-Jährige stand schon als kleines Mädchen fest, dass sie mal Hauswirtschaft lernen will. Die praktischen Dinge lernt sie jetzt beim „Bartlbauern“. Deftige Mehlspeisen beispielsweise. „Die werden wir in den kommenden Wochen freitags kochen.“ Fleischlos glücklich. Umso größer ist die Freude dann an Ostern, wenn’s zum Brunch einen frisch gebackenen Osterschinken gibt.

Da sind sich Bäuerin und Praktikantin einig.

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