Mein Küchengeheimnis

Gesundheit, die wirklich schmeckt

von Redaktion

von Stephanie Ebner

Der Teig klebt an ihren Händen. „Macht nichts.“ Veronika Sonner bleibt gelassen und bemehlt Hände und Arbeitsplatte nochmals. In Windeseile ist aus dem Teigbatz ein Brotlaib geformt. Man sieht die Routine der 45-Jährigen. Wann immer es die Zeit erlaubt, bäckt die Mutter von zwei Kindern Brot. „Schmeckt einfach gut.“

Schade, dass das ihre Großmutter nicht mehr erlebt hat. Denn als Veronika Sonner mit ihrem Martin vor den Altar treten wollte, sagte die Großmutter voller Sorge: „Kind, du kannst ja gar nicht kochen. Da kannst nicht heiraten.“

Viel hat sich seitdem getan. Nicht nur in der Sindelsdorfer Küche von Veronika Sonner. Sie hat außerdem den Beruf der Bankkauffrau an den Nagel gehängt und betreibt zusammen mit ihrem Mann die Off-Mühle. Seit 1907 ist diese im Besitz der Familie Off. Urgroßvater Eugenius übernahm sie damals.

Die Mühle selbst ist dagegen schon viel älter. Erstmals wurde sie bereits 1341 erwähnt – die Urkunde liegt im nahen Kloster Benediktbeuren. Dass die Mühle den Namen „Kunstmühle“ trägt, hat nicht etwa damit etwas zu tun, dass Franz Marc viel in Sindelsdorf unterwegs war und der Maler-Rundweg auch hier vorbeiführt. „Nein, eine Kunstmühle bedeutet, dass das Mehl künstlich mit Stahlwalzen gemahlen wird“, erklärt die Fachfrau. Früher wurde Mehl ausschließlich mit Stein-auf-Steinwalzen gemahlen.

Bei einem Rundgang erklärt Veronika Sonner, dass Mehl 14-mal gemahlen wird und sie in der Off-Mühle nur Getreide aus der Region verarbeiten. Hauptsächlich Weizen, aber „die Nachfrage nach Dinkelmehl ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen“, sagt sie. Sie selbst verwendet fast ausschließlich Dinkelmehl in der eigenen Küche: „Weil es gesünder als Weizenmehl ist.“ Das liege auch daran, dass der Dinkelanbau viele Jahre brachlag, während der Weizen immer weiter gezüchtet wurde. Der Dinkel ist so weitestgehend unverändert geblieben, die Genkette relativ kurz. Das macht ihn bekömmlicher. Weil er einen Arbeitsschritt mehr als der Weizen benötigt, ist er allerdings teurer als das herkömmliche Weizenmehl. Veronika Sonner schätzt am Dinkel zudem den nussigen Geschmack.

Während sie die Mehle für das Brot und die Semmeln zusammenschüttet, erklärt sie noch: die Typenzahl beim Mehl. Je höher, desto mehr Vollkornanteil. Das Kneten des Brotes ist übrigens eine batzige Angelegenheit. Das ist normal, das liegt am Roggen. Der klebt. Veronika Sonner streut daher großzügig Mehl auf die Arbeitsfläche. Und auch beim Salzen zuvor hat sie nicht gespart: „Brot ohne Salz kann man nicht essen.“ Für die Mühle kreiert sie regelmäßig neue Backmischungen – dann geht das Brotbacken nicht nur für sie im Alltag schneller von der Hand.

Zeit für die Kunst: Sindelsdorf und Franz Marc sind eng verbunden, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Maler die Off-Mühle auf die Leinwand gebracht hat. Zunächst ging man jedoch davon aus, dass das von Franz Marc gemalte Bauwerk in Südtirol stehen müsste. Doch mittlerweile ist man sich sicher, dass es sich bei dem Gemädle „Die verzauberte Mühle“ aus dem Jahr 1913 um die Sindelsdorfer Off-Mühle mit der Benediktenwand im Hintergrund handeln muss. „Wir haben leider nur eine Kopie“, sagt Veronika Sonner. Das Original hängt in Chicago im Museum. Stolz sind die Sonners trotzdem auf ihre verzauberte Mühle. Auf der Leinwand und im wirklichen Leben.

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