Investition in die Zukunft

Im nächsten Jahr kommt der Brückenschlag

von Redaktion

Mehr und mehr entwickelt sich die Burganlage Falkenstein wieder zu dem Schmuckstück, das sie einst war. Im nächsten Jahr erfolgt sogar ein Brückenschlag – hin zum historischen Weg, der von Flintsbach hinauf zu der geschichtsträchtigen Anlage führt.

Das historische Mauerwerk wird per Hand in akribischer Kleinarbeit wieder aufgezogen.

Flintsbach/Inntal – Es ist ein klirrend, kalter Morgen, der die am Projekt beteiligten Mitarbeiter und Leiter hoch über Flintsbach zum sogenannten Jour Fix empfängt. Seit Jahren tausche man sich vor Ort explizit über den Fortgang der Arbeiten aus, so Karl Seidl, Stiftungsvorstand der Umwelt-, Kultur- und Sozialstiftung des Landkreises Rosenheim.

Ingenieur Johannes Fischer aus München scheinen die frostigen Temperaturen nichts anzuhaben: Mit Genuss lässt er seinen Blick in die Ferne schweifen. „Das ist wohl die schönste Aussicht, die man über das Inntal und das Rosenheimer Becken haben kann“, sagt er in die Stille des Morgens hinein. Bürgermeister Stefan Lederwascher und die Mitarbeiter des Landratsamts lassen sich ebenso für einen kurzen Moment von dieser Schönheit verzaubern.

Das vorsichtige Hämmern der wenigen Bauarbeiter, die das historische Gemäuer wieder ausbessern und in Teilen in die Höhe ziehen, ruft zurück zur morgendlichen Besprechung.

Fischer erläutert nochmals eingehend den Bauplan für die Bogenbrücke, die den Zugang zur Burg wieder ermöglichen soll – nach historischem Vorbild. Nach langen Beratungen habe man sich in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalschutz für diese Variante entschieden, so Fischer. 2019 soll sie auf die alten Fundamente aufgesetzt werden. Der Unterschied zwischen Alt und Neu soll so auch für den Besucher deutlich nachvollziehbar werden.

Mauerwerk ein

wahres Handwerk

Deutlich nachvollziehbar sind auch Mühe und erforderliches Fachwissen hinsichtlich des Erhalts des historischen Mauerwerks. Jeder Stein birgt hier Geschichte. Und so wird von Hand Stein für Stein wieder in das Gemäuer eingepasst. „Das kann nicht jeder“, sagt Karl Seidl nicht ohne Bewunderung für die Fachfirma Maurer aus Brannenburg.

Tatsächlich befreien die beiden Handwerker geradezu zärtlich die Steine von Erdresten und versuchen sie – wie bei einem Puzzlespiel – an passender Stelle in das Mauerwerk einzufügen.

Abschnitt für Abschnitt hat man sich in den vergangenen drei Jahren an die Burganlage herangetastet, die Burg von Erddruck befreit, die umlaufende Ringmauer befestigt, Staudengewächse und aufkommende Bäume entfernt, am Fuße des Burghangs stabile Sicherheitszäune aufgebaut, die die im Tal befindlichen Wohngebäude vor Steinschlag schützen sollen.

Die Bepflanzung in dem steilen Bereich unterhalb des Burgfrieds wurde zurückgeschnitten. Das heißt, der untere Bereich des Turms und die links danebenliegende Mauer sind nach langer Zeit wieder sichtbar.

Besonders aufschlussreich ist der Grabungsbericht von Dr. Bernhard Ernst, den er über den Grabungszeitraum vom 26. Juni bis 17. November 1917 verfasst hat. Hier zeigt sich, wie akribisch die Archäologen ans Werk gegangen sind. Im oft meterdicken Erdreich wurden unter anderem Topfreste aus dem 12. Jahrhundert, ein Spielstein des 17./18. Jahrhunderts, Steinzeug- oder Kachelfragmente freigelegt.

Wildschweinhauer

und Perlmuschel

Ans Licht kamen auch Tapetenkacheln aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts oder ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts aber auch Eisenobjekte des 15. bis 17. Jahrhunderts. Gefunden wurden zudem Tierknochen als Speiseabfälle – „in mäßigem Umfang“, so Dr. Ernst. Hinzu kommen der Hauer eines Wildschweins oder etwa die Schale einer Perlmuschel. „Nach Auswertung der 69 Befunde in Verbindung mit einer ersten Analyse des Fundmaterials lassen sich insgesamt sechs Bau- und Nutzungsphasen der Burg unterscheiden“, so Dr. Ernst in seinem Fazit. Einen Wunsch von Landrat Wolfgang Berthaler hat der Förderverein inzwischen erfüllt: Um den Erlebniswert der Anlage zu steigern, werden 2019 vier Informationstafeln erstellt. Und dann ist da noch die Sache mit der Beleuchtung. Im nächsten Jahr will man auch hierfür ein Konzept erarbeiten, damit das Schmuckstück wieder weithin sichtbar von seiner Schönheit kündet.

Seit neun Jahren in Stiftungsbesitz

Die Burg Falkenstein war 2009 von der Umwelt-, Kultur- und Sozialstiftung im Landkreis Rosenheim erworben worden.

Aufgrund des baulichen Zustands der Anlage mussten zusammen mit dem Landesamt für Denkmalpflege Konzepte für die Sanierung erstellt werden.

Der im Oktober 2017 gegründete Förderverein begleitet und gestaltet die Erforschung, Entwicklung und Erhaltung der Burg Falkenstein in Flintsbach mit.

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