Rosenheim – Die Premiere von Shakespeares „Sturm“ des Theaters „RegiealsFaktor“ im pittoresk verwilderten Garten der Rosenheimer Vetternwirtschaft stand unter einem guten Wetter-Stern, die Sonntags-Aufführung nicht: Sie begann schon dramatisch, der Zug ratterte vorbei, im Hintergrund drohte leis der Donner, den auch die Kirchenglocken der Fürstätter Kirche nicht verbannen konnten, Wind kam auf, die ersten Tropfen fielen – und nach einer halben Stunde musste abgebrochen werden, weil der einsetzende Regen die Technik zerstört hätte. Deswegen gibt’s nur die Ersteindrücke.
Das Ungewitter kam mit dem Unhold Caliban. Der war in Gestalt der blonden Anna Sichlinger ein hübsches Mädchen, das sich im Wasser wälzte: Sinnbild der Dramaturgie und der Regie von Dominik Frank. Der und die Dramaturgin Florentine Hofbauer verkündeten im Programmheft, dass man die Dramaturgie dieses Stückes „nicht so ernst nehmen“ dürfe, weil es „als wahnsinnig schnell heruntergeschriebenes Stück“ schlecht gebaut sei. Vor allem die Dialoge seien „immer ganz schlimm“. So wird kurzerhand das Stück in lauter Monologe aufgeteilt.
Die „Bühne“ ist ein mit Wasser gefüllter Pool (Bühne: Lukas Dahler). Die Insel also besteht aus Wasser, während die Zuschauer rundherum im Trockenen sitzen: verkehrte Welt. Alle Darsteller stürzen sich ins Wasser, suhlen sich dort oder rutschen immer wieder aus und fallen ins Nass. Außerdem werden die Geschlechterrollen vertauscht: Männer sind Frauen und die einzige Frau, die süße Miranda, ist ein Mann (Yoshi Goldberg). Einzig Justus Dallmer als Gonzalo darf männlich bleiben.
Zuerst wird der Schiffbruch ganz wörtlich im Wasser erzählt, dann tritt Prospero auf: Ruth Langenegger greift sich ein Mikrofon und erzählt die Vorgeschichte, warum er auf dieser Insel gelandet ist: als Folge eines Staatsstreichs seines eigenen Bruders. Der alte Rat Gonzalo hat verhindert, dass er stirbt. Leider zeigt die Monolog-Dramaturgie wenig Wirkung: Die Schauspieler deklamieren zu wenig sprachlich scharf und artikulieren zu undeutlich, benutzen auch nicht das Mikrofon genügend als Artikulationshilfe. Dann kommt Caliban, als animalisch-boshafter Erdenkloß fast nackt – und dann ist es leider aus.
Weitere Aufführungen bei hoffentlich keinem Sturm gibt es noch am 26. Juni und am 3., 13., 14., 19. und 21. Juli.