Kunstverein Rosenheim

Die Vermessung der Ausstellung

von Redaktion

Arbeiten von Dörte Behn sind bis 29. Juli in der Klepperstraße 19 in Rosenheim zu sehen

Rosenheim – Zu Beginn ihres Konzepts für eine neue Ausstellung lässt sich die Künstlerin Dörte Behn auf die Räumlichkeiten für ihre Präsentation ein. Sie fragt nach dem Besonderen der Räume, der Architektur, des Lichtes. In Falle ihrer Ausstellung im Kunstverein Rosenheim verrät schon der Titel „point of departure / Der Raum und das Prinzip K* wie Klepper“ die Bezugnahme der Künstlerin auf die Geschichte und ehemalige Funktion der Räumlichkeiten.

Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Johann Klepper nach seiner Erfindung des Klepper-Kajaks hier die Produktion der Boote ausgeführt. Die jetzigen Ausstellungsräume dienten als Näherei. Auch die Herstellungsweise und die Materialien nahm Dörte Behn in ihre Arbeiten auf. Den drei Strebepfeilern, die an einer nicht tragenden Trennwand lehnen, liegt eine faltbare Unterkonstruktion zugrunde, die mit gummiertem Stoff überzogen ist. Wie hier, so nehmen auch die anderen Modelle, Zeichnungen, Objekte und Bodenarbeiten das Prinzip der Beweglichkeit und Veränderbarkeit der Räume auf. Und wie die Kajaks werden die Werke aus meist leichten Materialien und die fragilen Objekte in systematisch konstruierte Einzelteile platzsparend am Ende der Ausstellung so wieder verpackt, wie sie angekommen waren.

Wie Dr. Nadine Engel von der Pinakothek der Moderne in ihrer Einführung zur Ausstellung sagte, erscheint das Studium der Medizin, Philosophie und Sinologie von Dörte Behn als logische Voraussetzung für ihr Schaffen in der Tradition der Welterschließung. Ihre Werke sprechen von einer engen Verbindung, die Kunst und Wissenschaft im Sinne eines forschenden Tuns eingehen können. Ausgangspunkt, so Dr. Engel, war ein Koordinatensystem, das die Künstlerin aus einzelnen, gerissenen und mit Gelenken verbundener Papierstreifen hergestellt hat. Mit ihm wird nicht bloß die Länge und Breite des Ausstellungsraumes vermessen. Die Fläche des Kunstvereins verwandelt sich in der Bodenarbeit zur mobilen und variablen Form, wird zu einem Linienteppich, wie die Annäherung an den Raum „Vermessung Rosenheim“, eine fünfteilige Arbeit, zeigt. Objekte wie Bilder sind von einer sensiblen Leichtigkeit geprägt.

Mit einer geometrisch abstrakten Kunst, die Handwerklichkeit mit ästhetischen Prinzipien verbindet, schuf Dörte Behn eine eigenständige kreative Handschrift. Ihre Werke gehören zum Bestand des Victoria-and-Albert-Museums in London, dem Museum für angewandte Kunst in Wien und dem Grassi-Museum in Leipzig.

Die Ausstellung „point of departure/Der Raum und das Prinzip K* wie Klepper“ im Kunstverein Rosenheim, Klepperstraße 19 ist bis zum 29. Juli, Donnerstag, Freitag, Samstag von 14 bis 17.30 Uhr und Sonntag von 11 bis 17.30 Uhr geöffnet. Am Sonntag, 11. Juli, findet um 11 Uhr eine Führung mit Dr. Olena Balun und Katharina Kuczewski im Kunstverein statt.

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