Der Goldpreis steigt und steigt…
Die letzten Wochen waren herausragende Phasen fürs Gold. Am Montag wurden über 1500 Dollar pro Unze bezahlt. Wir in Deutschland schauen auf den Preis in Euro, da gab’s mit fast 1400 Euro einen neuen Rekordpreis. Aber international tut das niemand, da sieht man nur auf den Dollar und da sind wir noch fast vierhundert Dollar vom Höchststand von 2011 entfernt. Ich kann mir deshalb durchaus vorstellen, dass da noch Luft nach oben ist.
Würden Sie jetzt noch Gold kaufen?
Gold zu haben, ist immer gut. Aber es muss zum Vermögen passen. Die Quote kann von fünf bis 30 Prozent reichen. Wer viele Sachwerte hat, bei dem darf die Quote gern niedrig ausfallen. Wer vor allem Buchgeld (Rentenbriefe, Sparbuch , Girokonto etc.) besitzt, der sollte mehr in Sachwerte investieren: Als Erstes in eine eigene Immobilie.
Was treibt den Goldpreis?
Momentan, hab ich das Gefühl, wird Gold wieder als der „sichere Hafen“ in unsicheren Zeiten gesucht. Diesen Nimbus hat Gold ja in den letzten 2000 Jahren immer schon gehabt. Und dazu kommt, dass aktuell sehr viele Unsicherheiten an den Märkten da sind: der Handelskrieg zwischen den USA und China, die Zinsentwicklung. Ich glaube, die Welt stellt sich gerade darauf ein, dass wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren auf dem aktuellen Nullzins – vielleicht sogar auf einem Minuszinsniveau – verharren. Das sorgt dafür, dass die Angst der Investoren, in Gold als unverzinste Vermögensanlage zu investieren sinkt.
Spielt beim Goldpreis gar keine Rolle, wie viel davon gefördert wird?
Der Goldpreis hängt nur zu einem kleinen Faktor von der tatsächlichen physischen Nachfrage ab. Jedes Jahr werden ungefähr 2500 Tonnen Gold aus der Erde geholt, dazu kommen rund 1500 Tonnen, die aus den Märkten zurückkommen – meist über Recycling- und Altgold. Diese Menge spielt beim Preis aber nur eine Rolle von ein bis zwei Prozent. Der größte Teil wird auf Papier gehandelt: Derivative, Finanzinstrumente auf Gold. An der Börse in London wird pro Tag (!) ein Vielfaches der jährlichen Fördermenge gehandelt. Wir haben mal recherchiert, wie viel physisches Gold in den Papieren versprochen wird, die momentan in Umlauf sind. Das sind rund 180 000 Tonnen. Das heißt: Wenn alle auf einmal sagen, ich will mein physisches Gold aus dem Versprechen haben – dann wird das nicht funktionieren.
Muss das Anleger nicht beunruhigen?
Nur dann, wenn man unbedingt zu jeder Zeit seinen physischen Anspruch geltend machen möchte. Denn dann muss ich damit rechnen, wenn alle zur selben Zeit ihren Anspruch geltend machen, dass man unter Umständen nur mit Euros aus seinem Papier befriedigt wird. Wenn ich das verhindern will, muss ich von vornherein physisch Gold kaufen.
Was muss man beim Kauf von Gold wissen?
Wer zum ersten Mal Gold kauft, sollte zu einer seriösen Adresse gehen und nicht auf einer Autobahnraststätte zuschlagen, wo Gold mit Discount angeboten wird. Bei Gold gibt es keinen Rabatt. Nur wenn es gestohlen oder nicht echt ist. Ansonsten verkauft niemand Gold unter dem Wert, mit dem es aktuell gehandelt wird. In Deutschland handeln nahezu alle Banken mit Gold. Dass ihr Gold echt ist, dafür sorgen Experten wie wir von der Bayern LB. Wir versorgen bundesweit etwa 300 Kreditinstitute mit Gold für Privatkunden. Und dank unserer Experten kann der Endkunde zu 99,9999 Prozent sicher sein, dass er bei einer Bank echtes Gold erwirbt. Aber auch die privaten Händler – wie der Degussa-Goldhandel, Pro Aurum in Riem oder Auragen–tum in Erding –- sind seriöse Adressen. Mein Tipp für Neulinge: Fragen Sie den Händler beim Kauf, ob er bereit ist, das Gold auch wieder zurückzukaufen. Denn es gibt ein paar Internethändler, die verkaufen lustige Sondereditionen, zum Beispiel eine zwanzigstel Unze Gold mit limitierter Auflage für 99,90 Euro. In einer super Verpackung mit einem tollen Motiv. Aber wenn man ausrechnet, was eine zwanzigstel Unze für einen Wert hat, dann liegen wir bei ungefähr 70 Euro. Klar, dass die einen Rückkauf ablehnen.
Was ist besser, Barren oder Münzen?
Das ist egal. Wichtig ist nur, dass man weiß: Je kleiner das Stückchen Gold ist, desto mehr Aufgeld zahlt man. Einen Ein-Gramm–Barren (Wert ca. 45 Euro) herzustellen kostet 3,50 Euro. Das heißt man bezahlt acht bis zehn Prozent, Ein-Kilo-Barren (Wert ca 44 500 Euro) kostet 18 Euro, das sind 0,04 Prozent. Bei Münzen ist das nicht anders.
Spielt bei Münzen die Auflage eine Rolle?
Bullion-Münzen – wie Krügerrand, Maple Leaf oder Philharmoniker – sind nicht limitiert. Das heißt, wenn Bedarf dafür da ist, werden sie produziert. Limitierte Münzen, die etwas teurer sind, sind was für Sammler. Da würde ich als Neuling nicht einsteigen, denn dafür braucht man Know-how. Bullion-Münzen kosten auch alle mehr oder minder das gleiche.
Lohnt sich trotzdem ein Preisvergleich?
Auf jedem Fall. Dafür bietet sich das Vergleichsportal gold.de an. Dort klickt man die gewünschte Münze an und findet dann den günstigsten unter 200 bis 300 (Online-) Anbietern. Vorteil der Händler vor Ort ist, dass Logistikkosten entfallen. So kann sich der vielleicht etwas teuerere Preis wieder rechnen.
Welches ist die Lieblings-Goldanlage der Deutschen?
Der Krügerrand. Man muss sich vorstellen, von den rund 61 Millionen Stück, die seit 1967 weltweit in Umlauf kamen, sind rund 15 Prozent – also fast zehn Millionen Stück – in den Händen von deutschen Bürgern oder Institutionen. Das ist ein Wert von 12, 13 Milliarden Euro, den die Deutschen allein in dieser Form an Gold besitzen.
Was muss man beim Verkauf wissen?
Der Spruch, „den Goldwert bekommt man immer“, gilt uneingeschränkt. Egal ob es um eine Münze, einen Barren oder Schmuck geht. Wenn ich Altgold oder Schmuck habe, der sich so nicht mehr verkaufen lässt, und den man schmelzen und umformen muss, dann muss man allerdings Abschläge in Kauf nehmen, die sind aber nur gering.
Wie viel Goldschmuck wird jedes Jahr verkauft?
60 bis 70 Tonnen. Das Steinbeis-Institut schätzt übrigens, dass die Deutschen rund 3360 Tonnen Gold in Form von Schmuck besitzen – mehr als die Bundesbank an Goldreserven hat.
Interview: Wolfgang de Ponte