Wer das Internet durchsuchen wollte, musste gegen Ende des letzten Jahrtausends die Seite von Altavista bemühen oder von Yahoo. Das waren zwei der bekanntesten Suchmaschinen – bis 1999 Google auf den Markt kam. Der Newcomer rollte mit überlegenen Ergebnissen den gesamten Markt auf. Fast 95 Prozent aller Suchanfragen im Internet richten sich an Google – auch wenn es gute andere Suchmaschinen gibt, die sogar den Datenschutz ernst nehmen. Wer heute im Internet sucht, der „googelt“. Damit ist für viele Menschen über Internetsuche alles gesagt – wäre da nicht die Sache mit den Daten. Suchmaschinen sammeln Informationen über ihre Nutzer – etwa den Standort, die Interessen, die Einkäufe. Wer so etwas kennt, kann gezielte Werbebotschaften versenden.
Maßgeschneiderte Werbung
Es ist also kein Zufall, sondern ein Geschäftsmodell, wenn man bei Google nach Radwegen sucht und auf allen möglichen angeklickten Seiten plötzlich von Fahrrad-Händlern auf ihre tollen Angebote hingewiesen wird. Wenn man die Datenkrake ausbremsen will, muss man an den Datenschutzeinstellungen basteln, gespeicherte Daten löschen – oder auf Suchmaschinen ausweichen, die selbst Wert auf Datenschutz legen. Als „diskreteste Suchmaschine der Welt“ wirbt beispielsweise Startpage aus den Niederlanden. Beim jüngsten Vergleich der Zeitschrift „Test“ schlug sie sogar Google aus dem Rennen: Mit der Note 2,3 lag sie vor dem Marktführer aus den USA, der nur auf die 2,7 kam.
Abwertung für Datenschutzmängel
An der Qualität der Suchergebnisse und dem Nutzerkomfort kann es nicht liegen. In allen getesteten Punkten lag Google hier mit Startpage wenigstens gleichauf, in einigen sogar deutlich besser. Warum das nur für den zweiten Platz reichte? Wegen „deutlicher Mängel in der Datenschutzerklärung“, wurde die Google-Bewertung um eine ganze Note nach unten korrigiert. Ignoriert man die Abwertung, läge Google mit 1,7 deutlich vor Startpage. Auch Bing von Microsoft, die Suchmaschine mit dem zweitgrößten Marktanteil, hat wegen Datensaugens eine ganze Note verloren. Aber die käme auch ohne Abwertung nicht über die Note von Startpage hinaus.
Konkurrenten nutzen Technik der Großen
Wie aber schafft es ein kleines europäisches Unternehmen, technisch mit den Giganten aus den USA mitzuhalten? Aus eigener Kraft schafft das Startpage nicht. Das niederländische Unternehmen greift (wie auch T-Online und Web.de) auf Suchtechnologie von Google zurück. Aber anders als der globale Marktführer hat sie nicht die umfangreichen Spezialsuchen des US-Unternehmens übernommen – etwa die Suche nach Nachrichten. Und die Bildersuche von Startpage bleibt mit der Note „ausreichend“ deutlich hinter der von Google (Note „gut“) zurück. Hier und im Komfort muss Startpage dem Marktführer den Vorrang lassen. Viele Suchmaschinen nutzen fremde Technologie – hier hat Bing die Nase vorn. Ecosia, Quant, Yahoo und Duckduckgo.com nutzen die Technologie von Microsoft.
Spezialist enttäuscht
Jahrelang war eine deutsche – nicht profitorientierte – Suchmaschine ein Geheimtipp für Internet-Nutzer: Metager ist eine sogenannte Metasuchmaschine. Sie sucht nicht selbst, sondern leitet Anfragen an viele, jeweils einstellbare Suchmaschinen weiter, sammelt die Ergebnisse und zeigt sie am Bildschirm an: Doch für Metager reicht es auch ohne Mängel beim Datenschutz nur für die Note 4,2 und den letzten Platz.
Suchmaschine selbst einstellen
Welche Suchmaschine ihre Browser automatisch anspricht, ist nicht für alle Zeiten festgelegt. Jeder Nutzer kann – selbst beim Google-Browser Chrome – unter Einstellungen > Suchmaschinen verwalten, seinen Favoriten einstellen und diesen auch als Standard festlegen.
Ein Blick tief in die Web-Geschichte
Das Internet ist schnell und vergänglich. Wer ältere Lesezeichen anklickt, wird sehen, dass es vieles nach ein paar Jahren nicht mehr gibt. Mit etwas Glück kann man aber fündig werden. Das Portal archive.org/web findet gelöschte oder verlorene Inhalte oft wieder. Mehr als 351 Milliarden Internet-Seiten sind in San Francisco auf 20 000 Festplatten gespeichert und abrufbar.