Über Mängel und Mängelkontrolle am Bau sprachen wir mit Florian Becker, Geschäftsführer des Bauherren-Schutzbundes.
-Täuscht der Eindruck oder nimmt der Pfusch am Bau zu?
Es gab einen Aufwärtstrend in der Vergangenheit, die Qualität der Arbeit stieg, aber in den zurückliegenden ein, zwei Jahren hat sich die Entwicklung wieder umgekehrt. Die Bauwirtschaft boomt, die Branche ist am Rande ihrer Kapazitäten. Es gibt viele neue, kleine Betriebe, die als Nachunternehmer arbeiten, es fehlt oft an der Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Generalunternehmern oder Bauträgern. Dazu kommt der Fachkräftemangel, der besonders auch am Bau weit verbreitet ist. Beides und der Zeitdruck auf Baustellen, der immer ein Problem ist, schlagen durch.
-Unterschätzen Bauherren das Problem?
Tatsache ist, dass die meisten Bauherren nach wie vor ohne Qualitätskontrolle von außen bauen. Eine Qualitätskontrolle verhindert zwar meist den Mangel nicht. Aber es macht einen Unterschied, ob man ihn während der Bauphase entdeckt und gleich beheben lässt – auf Kosten der Baufirma – oder erst Jahre später. Im zweiten Fall ist der Aufwand in der Regel größer und im schlimmsten Fall muss man die Reparatur womöglich selbst bezahlen.
-Was bereitet in technischer Hinsicht die meisten Probleme?
Die Komplexität des Bauens hat insgesamt zugenommen. Es ist viel neue Technik hinzugekommen, sie zu verbauen, ist anspruchsvoll. Das System Haus ist heute gegenüber kleinen Mängeln nicht mehr so tolerant wie früher. Sehr deutlich wird das zum Beispiel, wenn es um Energiesparmaßnahmen am Haus geht.
-Wie viel externe Qualitätskontrolle ist ratsam?
Das hängt von dem Gebäude ab. Zum Beispiel sind bei einem normalen Einfamilienhaus ohne Keller in der Regel acht bis zehn Baustellenkontrollen nötig. Und zwar besonders in den Phasen, in denen Mängel entstehen können, die gravierende Folgen nach sich ziehen. Beispielsweise bevor der Estrich auf die Fußbodenheizschleifen aufgebracht wird. Wenn der Abstand zwischen den Rohren zu gering ist, kommt der Estrich nicht dazwischen und es entstehen später sehr wahrscheinlich Risse. Eine andere häufige Schwachstelle ist die Dampfsperre unterm Dach; wenn die Folie nicht sauber verarbeitet ist, wird das Dämmmaterial feucht. Wichtig ist, dass man sich das ansieht, bevor Gipsplatten davor geschraubt werden. Später bei der Abnahme kann man nicht mehr in die Wand schauen. Die Termine kann man mithilfe des Bauzeitplans gut planen.
– Wie sollte man reagieren, wenn sich bei einer Kontrolle zeigt, dass nicht sauber gearbeitet wird?
Der Bauherr sollte das Unternehmen sofort schriftlich darauf hinweisen, wenn eine Abweichung auftritt und eine Frist setzen, die Arbeit entsprechend dem Leistungsverzeichnis zu erledigen. Gegebenenfalls kann man als Druckmittel Abschlagszahlungen zurückhalten. Kommt es beim Bau zu einem Zeitverzug, sollte man die Baufirma auffordern, die Zeit hereinzuholen. Entstehen dem Bauherren zusätzliche Kosten, ist die Firma schadenersatzpflichtig.
-Was, wenn man Mängel übersehen hat oder sie sich erst Jahre nach der Endabnahme zeigen?
Mängel, die strittig sind, sollte man unbedingt in das Abnahmeprotokoll aufnehmen lassen. Nach der Abnahme gilt: Das Unternehmen muss fünf Jahre Gewährleistungszeit garantieren. Untersuchungen zeigen, dass sich der Bauherr vor allem in den ersten drei Jahren nach der Abnahme mit Mängeln konfrontiert sieht. Mehr als 50 Prozent der Schäden treten in dieser Zeit auf. Nicht selten aber passiert es, dass die verantwortliche Firma in der Zwischenzeit insolvent wird.
-Sie empfehlen also eine Gewährleistungsbürgschaft?
Ja, eine Bank oder Versicherung springt dann im Insolvenzfall ein. Diese Absicherung kostet zwischen 1000 und 2000 Euro. Die Baufirma wird den Betrag in der Regel auf den Gesamtpreis umlegen. Doch das ist gut investiertes Geld.
Interview: Manfred Fischer