„Zum ersten Mal richtig angekommen“

von Redaktion

MEIN DORF Sarah Stiller, 44, lebt in Breitbrunn am Ammersee

Jede Woche beantwortet ein Oberbayer Fragen rund um seine Heimat. Sarah Stiller, 43, gebürtige Münchnerin, lebt seit zehn Jahren in Breitbrunn – direkt am Ammersee. Gemeinsam mit ihrem Mann und den drei Söhnen genießt die Gartenbloggerin dort das Landleben.

Frau Stiller, warum hat es Sie ausgerechnet nach Breitbrunn verschlagen?

Ein absoluter Zufall. Mein Mann und ich waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Nach Jahren im Ausland wollten wir zurück in den Großraum München – dann haben wir das freie Grundstück in Breitbrunn entdeckt. Zum Glück. Heute kann ich mir keinen schöneren Wohnort vorstellen.

Haben Sie im Ort einen Lieblingsplatz?

Aber sicher, den Königsberg. Angeblich wollte König Ludwig dort zuerst Schloss Neuschwanstein bauen. Auf der Anhöhe gibt es eine kleine Kapelle, man sieht die Berge, den See und die Dörfer. Das ist der Wahnsinn.

Was schätzen Sie an Breitbrunn besonders?

Den Ammersee direkt vor der Nase. Daran kann ich mich auch nicht gewöhnen. Das macht mich immer wieder überglücklich.

Abgesehen vom Ammersee: Was macht Ihre Heimat noch aus?

Definitiv die bunte Mischung an Leuten, die hier lebt: Alteingesessene, Zugezogene, Alt und Jung. Da fühlt man sich gleich daheim.

Gibt es auch Nachteile?

Nicht ideal finde ich die Schulsituation. Sechs Kilometer ist die nächste Grundschule entfernt. Und zum Gymnasium in Gilching brauchen meine Kinder etwa eine Stunde.

Was muss man in Breitbrunn unbedingt erlebt haben?

Die Schokosphäre. In dem Café gibt es die allerbesten Croissants. Meine Mutter lebt in Paris, aber zum Croissant essen kommt sie extra nach Breitbrunn.

Wofür ist der Ort noch bekannt?

Die Witwe des Dichters Christian Morgenstern lebte fünf Jahrzehnte hier im Dorf. Heute ist das Morgenstern-Haus sogar denkmalgeschützt.

Kommen viele Touristen nach Breitbrunn?

In Breitbrunn geht das eigentlich. Wir haben nicht viele Ferienwohnungen, die gibt es eher in Herrsching.

Fiel es Ihnen denn schwer, sich im Ort zu integrieren?

Nein, überhaupt nicht. Mit Kindern hat man es da meist einfach. Seit ich in Breitbrunn bin, gab es wirklich keinen Moment, in dem ich nicht dachte: „Hier bin ich zu Hause.“ Zum ersten Mal im Leben bin ich richtig angekommen. Hier habe ich meine Heimat gefunden.

Fehlt Ihnen als gebürtige Münchnerin manchmal die Großstadt?

Natürlich genieße ich es, ab und an Münchner Stadtluft zu schnuppern. Aber fehlen wäre zu viel gesagt. Wenn ich nach dem ganzen Großstadttrubel wieder daheim in Breitbrunn bin, schätze ich das umso mehr.

Interview: Franziska Konrad

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