München – Was bringt der Kassenbon dem Finanzamt? Über den Sinn der Bonpflicht rätseln Kunden und Unternehmen seit Jahresbeginn. Handwerkskammerpräsident Franz Xaver Peteranderl hat auch keine Antwort parat, schließlich könne man im elektronischen Kassensystem alle Buchungen einsehen. Den Bon als Nachweis für eine Brezn nehmen die meisten gar nicht mit. „Hier wird den Betrieben Steuerhinterziehung unterstellt“, sagte Peteranderl am Freitag in München. Diesen Generalverdacht will er nicht akzeptieren. „Ich glaube nicht, dass es in absehbarer Zeit zu einer Rücknahme der Pflicht kommt“, bedauert er. Die Chancen für ein Unternehmen, sich von der Bonpflicht befreien zu lassen, sind gering. „Nach meinen Informationen werden die Ausnahmegenehmigungen sehr restriktiv vergeben, die meisten werden abgelehnt“, sagte Peteranderl. Laut bayerischem Finanzministerium sei eine Befreiung nur möglich, wenn die Belegausgabe „im Einzelfall unzumutbar“ sei. Nur dass die Ausgabe Geld koste, reiche dafür nicht aus.
Peteranderl sprach sich für eine Lösung mit Mindestgrenze aus, das heißt, erst ab einer gewissen Summe Bons zu drucken. Diese Regelung unterstützt auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Er halte es für „sehr sinnvoll“, über Bagatellgrenzen zu sprechen, sagte er dem Radiosender Antenne Bayern. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) solle noch einmal über Entbürokratisierungs-Maßnahmen nachdenken.
Alles in allem bewertet das Handwerk seine Lage aber durchweg positiv – trotz allgemeiner Konjunktur-Eintrübung. 57 Prozent der befragten bayerischen Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage im vergangenen Quartal als gut, weitere 34 Prozent als befriedigend. Damit liegt dieser Zufriedenheitswert zwar insgesamt zwei Prozentpunkte unter dem Vorjahresergebnis, bleibt dennoch auf einem hohen Niveau. Am Ende des Jahres 2019 waren die Betriebe im Schnitt zu 82 Prozent ausgelastet. Die Zahlen ergeben sich aus einer Befragung von rund 500 branchenübergreifenden Handwerksbetrieben. Die Investitionen zogen kräftig an: 44 Prozent der Unternehmen schafften sich neue Fahrzeuge, Maschinen, Gebäude oder Softwaresysteme an.
Für das 1. Quartal des laufenden Jahres erwarten neun Prozent der Betriebe eine bessere und 77 Prozent eine konstante Geschäftsentwicklung.
Der Umsatz des bayerischen Handwerks mit seinen 947 200 Beschäftigten dürfte laut Handwerkstag um 4,3 Prozent auf 36,6 Milliarden Euro gestiegen sein, der größte Teil davon (3,2 Prozent) entfiel auf Preiserhöhungen. Da unter anderem Fachkräfte fehlen und immer mehr Vorschriften für Energie und Recycling umgesetzt werden müssen, werde es vor allem im Baubereich teurer, erklärte der Kammerpräsident. Für Bau und Ausbau sieht er „ein hervorragendes Jahr“, für den gewerblichen Bedarf befürchtet er allerdings „kräftige Einbußen“ – die „Schere der Handwerkskonjunktur“ werde sich in diesem Jahr seinen Erwartungen nach weiter öffnen. CINDY BODEN