Siemens will Jugend beteiligen

von Redaktion

Siemens-Chef Kaeser lässt sich noch Zeit mit der Entscheidung über die Lieferung einer Signalanlage für ein umstrittenes Kohlebergwerk in Australien. Der Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer bot er einen Posten an.

München – Siemens will angesichts von Protesten bis Montag über die Lieferung einer Zugsignalanlage für ein Kohlebergwerk in Australien entscheiden. „Es ist klar dass diese Entscheidung nicht einfach ist“, sagte Konzernchef Joe Kaeser nach einem Gespräch mit der Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer. Es gebe unterschiedliche Interessenlagen – von Aktionären, Kunden und auch der Gesellschaft, sagte Kaeser.

Bei der Gelegenheit bot Kaeser Neubauer einen Sitz in einem Aufsichtsgremium des künftigen Unternehmens Siemens Energy an. Ob es der Aufsichtsrat oder ein anderes Gremium sei, könne Neubauer selbst entscheiden, sagte er. „Ich möchte, dass die Jugend sich aktiv beteiligen kann. Der Konflikt zwischen Jung und Alt muss gelöst werden.“ Siemens will sein Energiegeschäft im Frühjahr als Siemens Energy abspalten und an die Börse bringen.

„Es war ein sehr gutes Gespräch über die Themen, die die Jugend zu Recht bewegen“, sagte Kaeser am Freitag. Man wolle gemeinsam nach Lösungen für das Klima suchen. Neubauer stellte die Frage, ob Siemens gewillt sei, sich langfristig von Projekten wie dem des Konzerns Adani in Australien zu verabschieden. Diese hätten „keinen Platz mehr in diesem Jahrhundert“. Ihr Mitstreiter Nick Heubeck sagte nach dem Gespräch in Berlin: „Herr Kaeser steht dazu, dass dieser Vertragsabschluss letztes Jahr im Juli ein Fehler war.“

Kaeser: „Wir machen eine ganze Menge Dinge, aber wir machen auch Fehler, das ist offenkundig. Wir sehen, dass wir auch indirekte Beteiligungen bei kritischen Projekten besser verstehen und frühzeitig erkennen müssen.“

Der Auftrag für die Zug– signalanlage ist für Siemens-Verhältnisse mit 18 Millionen Euro klein, der Konzern stand dafür aber zuletzt immer stärker in der Kritik. Mitte Dezember hatte Kaeser dann angekündigt, den bereits unterschriebenen Auftrag auf den Prüfstand zu stellen. Besondere Brisanz hatte das Thema zuletzt auch durch die riesigen Buschbrände in Australien bekommen.

Am Freitag hatte es Proteste von Fridays for Future vor Büros des Konzerns in mehreren deutschen Städten gegeben, unter anderem am Konzernsitz in München, wo nach Angaben der Organisatoren 57 000 Unterschriften an Siemens übergeben wurden. Zudem forderten auch andere Organisationen den Stopp des Auftrags, darunter die Klima-Allianz Deutschland, der nach eigenen Angaben rund 130 Organisationen angehören.

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