400 Jets geparkt: Boeing stoppt Produktion

von Redaktion

Statt Flugzeugen liefert der Boeing schlechte Nachrichten: Wegen der Startverbote für den Krisenjet 737 Max stoppt der Airbus-Rivale die Fertigung.

VON HANNES BREUSTEDT

Chicago – Boeings Firmenparkplatz ist ein Symbol der Krise: Nagelneue 737 Max Jets so weit das Auge reicht. Wegen Flugverboten, die nach zwei verheerenden Abstürzen verhängt wurden, können diese Maschinen seit Monaten nicht an Kunden ausgeliefert werden.

Rund 400 Flugzeuge wurden auf Halde produziert und mussten zuletzt zwischengelagert werden. Nun zieht der Airbus-Rivale die Notbremse: Boeing stoppt angesichts der Ungewissheit um eine Wiederzulassung der Unglücksflieger vorübergehend die Fertigung.

Vorstandschef Dennis Muilenburg hatte seit Juli wiederholt gewarnt, dass die 737-Produktion weiter gedrosselt oder ganz ausgesetzt werden könnte, falls sich die Wiederzulassung der Modellreihe länger als erwartet hinzieht. Mit dem nun angekündigten Schritt wählt Boeing eine radikale Option, die nur unter massivem Druck zustande gekommen sein kann.

Denn in den letzten Tagen wurde immer deutlicher, wie angespannt das Verhältnis zwischen dem Flugzeugbauer und der US-Luftfahrtaufsicht FAA ist. Vergangene Woche wies FAA-Chef Steve Dickson Boeing sogar öffentlich zurecht. Er äußerte nicht nur Bedenken, dass der Konzern bei der 737 Max einen „unrealistischen“ Zeitplan verfolge, sondern verbat sich auch weitere Statements von Boeing, die dazu angetan seien, den Druck auf seine Behörde beim Wiederzulassungsverfahren zu erhöhen.

Im November noch hatte Boeing Zuversicht verbreitet, vor dem Jahreswechsel grünes Licht von der FAA zu bekommen, um zumindest wieder mit den Auslieferungen der 737 Max beginnen zu können. Nachdem Dickson dem eine klare Absage erteilte, stieg an der Börse die Nervosität. Seit Tagen stehen Boeings Aktien unter Druck.

Die Abstürze des Modells in Indonesien und Äthiopien, bei denen im Oktober 2018 und März 2019 insgesamt 346 Menschen ums Leben kamen, haben den Flugzeugbauer in eine tiefe Krise gebracht. Boeing steht im Verdacht, die 737 Max überstürzt auf den Markt gebracht und dabei die Sicherheit vernachlässigt zu haben.

Der Druck auf Boeing wurde zuletzt immer größer. Zwar war die 737-Produktion bereits im April von 52 auf 42 Maschinen pro Monat gesenkt worden. Doch da die Flugzeuge bis zu einer Wiederzulassung nicht ausgeliefert werden können, entstehen hohe Kosten. Laut Boeing müssen hunderte Jets zwischengelagert werden. Das führt zu Platzmangel – selbst auf Mitarbeiterparkplätzen stehen 737-Max-Flieger, die nicht ausgeliefert werden.

Der Tui-Konzern mit Sitz in Hannover hat beispielsweise 72 Maschinen bis 2023 bestellt. Weil Tui 15 Flugzeuge des Typs bereits in der Flotte hat, mussten Ersatzmaschinen gemietet werden. Der Gewinn von Tui im Geschäftsjahr 2019 fiel dadurch um knapp 43 Prozent.

Der Lufthansa-Ableger Sunexpress rechnet nicht mit Auswirkungen auf den Flugplan. Man habe „an alternativen Szenarien gearbeitet, um sicherzustellen, dass wir unsere Kunden an ihre Zielorte im Sommer bringen können“, sagte eine Sprecherin.

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