München – Besser hätte das abgelaufene Jahr für Sixt kaum ausgehen können. „Wir haben 2018 Europcar überholt und sind jetzt in Europa die Nummer eins“, stellte Firmenpatriarch und Großaktionär Erich Sixt zur Bilanzvorlage in München klar.
Und auch die Zahlen stimmen: Ein gut zwölfprozentiges Umsatzplus auf über 2,9 Milliarden Euro und beim Jahresüberschuss mehr als eine Verdoppelung auf 439 Millionen Euro, können sich sehen lassen. Immerhin verzeichnet Sixt das fünfte Rekordjahr in Folge.
Selbst wenn man den Verkaufserlös für den Sixt-Anteil an der BMW-Carsharingfirma Drive Now von knapp 200 Millionen Euro abzieht, bleibt ein operatives Gewinnplus von 17 Prozent.
Glaubt man Sixt sen., kommen die wirklich guten Zeiten erst noch. Denn vor zwei Wochen hat das börsennotierte Familienunternehmen aus Pullach den Startschuss für eine globale Digitaloffensive gegeben, was das Wachstum künftig noch beschleunigen soll. 2019 soll jedenfalls bei stabilem Gewinn deutlich mehr Umsatz bringen.
Die Ungewissheiten steigen aber fraglos auch, weil Sixt bekannte Pfade verlässt. Sinnbild dafür ist eine App für die neue Mobilitätsplattform Sixt One, die von Autovermietung über Carsharing bis zu Fahrtdiensten alles unter ein digitales Dach bringt. Mit ihr können Sixt-Kunden per Smartphone Autos ab wenigen Minuten (Carsharing) bis zu mehreren Wochen (klassische Autovermietung) ausleihen. Das zielt vor allem auf die jüngst geschmiedete Mobilitätsallianz aus BMW und Daimler. Als Konkurrent des US-Fahrtenvermittlers Uber sieht sich Sixt dagegen nicht. In diesem Segment hat Sixt sich unter anderem mit dem Uber-Konkurrenten Lyft sowie weltweit 1500 anderen Partnern verbündet.
Ziel ist es vor allem, dem verschmelzenden Kerngeschäft aus Autovermietung und Carsharing neue Kunden zuzuführen, erklärt Firmenjunior Alexander Sixt die Strategie. Fahrtenvermittlung gegen Provision bringe zwar keine nennenswerten Umsätze oder Gewinne, dafür aber erwünschte Kundenkontakte.
Vater und Sohn hoffen auf Abstrahleffekte für das Vermietgeschäft. Wenn Downloadzahlen dafür ein Maßstab sind, könnten sie auf dem richtigen Weg sein. Mit der neuen App liegt Sixt unter den Reiseportalen auf Rang acht – vor Größen wie Lufthansa oder MyTaxi von Daimler.
Zudem braucht Sixt im Digitalzeitalter für das Vermietgeschäft nicht mehr zwingend Schalter an Flughäfen oder anderen Vermietstationen. Ziel ist es, alle Mietwagen künftig per App und Smartphone ausleihen und die Wägen öffnen zu können. Das beschleunige auch die Auslandsexpansion.