Berlin – Grenzwerten für verkehrsbedingte Belastungen mit Feinstaub und Stickoxiden fehlt eine belastbare Grundlage. Das ist einem Papier von Medizinern und Wissenschaftlern anderer Disziplinen zu entnehmen, die sich gestern zu Wort meldeten. Sie sehen keine wissenschaftliche Begründung hinter den konkret geltenden Grenzwerten für verkehrsbedingte Stickoxid- oder Feinstaubimmissionen, die inzwischen sogar zu Fahrverboten geführt haben.
Initiator der Erklärung (Auszüge rechts) war Dister Köhler, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie. Bis gestern Mittag hatten 112 Experten unterschrieben. Unter anderem Matthias Griese, Leiter der Abteilung Kinderpneumologie der Haunersche Klinik in München, der ehemalige Chefarzt der Asklepius Fachklinik Gauting, Karl Häußinger und Lukas Hermann, Leitender Physiotherapeut am Herzzentrum München.
Studien, die Gefahren durch Luftverschmutzung zeigen sollen, haben der Erklärung zufolge erhebliche Schwächen. Zudem seien Daten einseitig interpretiert worden. Die Lungenexperten fordern deshalb, dass relevante Untersuchungen neu bewertet werden. Und sie treten dafür ein, dass die Grenzwerte außer Kraft gesetzt weren. Sie wenden sich damit auch gegen ein Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, die sich 2018 hinter die nun kritisierten Studien und die Grenzwerte gestellt hatte.