Geldwäsche-Razzia bei Deutscher Bank

von Redaktion

Staatsanwälte und Steuerfahnder durchsuchen Geschäftsräume der Deutschen Bank. Der Verdacht: Mitarbeiter halfen Kunden bei der Geldwäsche über Steuerparadiese.

VON ROLF OBERTREIS

Frankfurt – Die Deutsche Bank kommt auch unter dem seit April amtierenden Vorstandschef Christian Sewing nicht zur Ruhe. Jetzt gibt es einen weiteren Verdacht der Geldwäsche über die Unterstützung von Kunden bei der Gründung von Tochtergesellschaften in Steuerparadiesen. Allein über eine Gesellschaft der Bank mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln sollen 2016 über 900 Kunden mit einem Geschäftsvolumen von 311 Millionen Euro betreut worden sein. Dabei soll es sich auch um Gelder aus Straftaten handeln.

Die Staatsanwaltschaft in Frankfurt und das Bundeskriminalamt nahmen Erkenntnisse aus Daten der sogenannten „Offshore Leaks“ und der „Panama Papers“ zum Anlass, Geschäftsräume der Deutschen Bank in Frankfurt, Eschborn und in Groß-Umstadt bei Darmstadt zu durchsuchen. Allein vor der Zentrale an der Frankfurter Taunusanlage standen am Morgen ein Bus und rund ein Dutzend Mannschaftswagen der Polizei und mehrere Zivilfahrzeuge mit Blaulicht. Rund 170 Beamte der Staatsanwaltschaft, des Bundeskriminalamtes, der Steuerfahndung und der Bundespolizei waren an der Razzia beteiligt. Die Deutsche Bank bestätigte die Aktion und betonte, sie werde „mit den Behörden vollumfänglich kooperieren“. Das habe sie in der Vergangenheit stets bewiesen. „Auch uns ist daran gelegen, alle Verdachtsmomente aufzuklären.“

Die Ermittlungen richten sich nach Angaben von Oberstaatsanwältin Nadja Niesen gegen einen 50-jährigen und einen 46-jährigen Mitarbeiter sowie andere bislang nicht identifizierte Verantwortliche der Bank. Dabei geht es um den Vorwurf der Geldwäsche. Mitarbeiter der Bank sollen bei der Gründung von „Offshore-Gesellschaften“ in Steuerparadiesen behilflich gewesen sein und dabei, wie Niesen sagt, im Verdacht stehen, dass dabei „Gelder aus Straftaten auf Konten der Deutschen Bank AG transferiert wurden, ohne dass die Bank Geldwäscheverdachtsanzeigen erstattete“. Dabei soll die Bank eine zum Konzern gehörende Gesellschaft auf den Britischen Jungferninseln in der Karibik behilflich gewesen sein.

Den Beschuldigten wirft die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen in Frankfurt vor, es gegen ihre Pflicht unterlassen zu haben, vor April 2016, als die „Panama Papers“ veröffentlicht wurden, Anzeigen auf Geldwäscheverdacht gegen die mit der Steuerhinterziehung gefassten Offshore-Gesellschaften und deren Verantwortliche zu erstatten. Dabei hätten, so Staatsanwältin Niesen, bereits seit Beginn der jeweiligen Geschäftsbeziehung „ausreichende Anhaltspunkte“ dafür vorgelegen.

Die „Panama Papers“ hatten aufgedeckt, dass auch 14 deutsche Geldhäuser über mehr als 1200 Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen gegründet hatten, allein bei der Deutschen Bank sollen es seit 2007 genau 426 Offshore-Firmen gewesen sein.

Mit der Razzia rückt die Deutsche Bank innerhalb weniger Wochen erneut in den Verdacht, Geldwäsche unterstützt zu haben. Sie soll unter anderem verstrickt sein in den Geldwäscheskandal um die dänische Danske Bank, weil sie als Korrespondenzbank dubiose Zahlungen über ihre Konten abgewickelt haben soll. Bei dem Skandal geht es um 230 Milliarden Dollar aus angeblich fragwürdigen Geschäften in Russland, wobei allein 150 Milliarden über Konten einer europäischen Großbank gelaufen sein sollen. Möglicherweise war dies die Deutsche Bank.

Die Finanzaufseher haben der Bank schon im Sommer einen Sonderbeauftragten ins Haus geschickt. Er soll überprüfen, ob ihre Maßnahmen gegen Geldwäsche und mögliche Terrorismusfinanzierung durch Kunden ausreichend sind. Es ist das erste Mal, dass die BaFin bei einer Bank in Deutschland zu diesem Schritt greift. Die Bank hatte im Sommer eingeräumt, dass es bei der Identifizierung von Kunden, etwa in Russland, immer noch Probleme gebe.

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