Wie der US-Immobilienmarkt eine Weltwirtschaftskrise auslöste

von Redaktion

Berlin – Die Krise nimmt in den Jahren vor 2007 ihren Anfang: Begünstigt von relativ niedrigen Zinsen kaufen immer mehr Amerikaner, die es sich eigentlich nicht leisten können, Häuser oder Wohnungen auf Pump. Finanziert wird das von Banken, die oft beide Augen zudrücken. Experten sprechen von „Subprime“-Hypotheken. Die Banken entledigen sich des Risikos, indem sie die wackeligen Forderungen mit finanzmathematisch ausgeklügelten Wertpapieren in alle Welt verkaufen – mit dem Segen von Ratingagenturen, die den letztlich durch Häuser abgesicherten Papieren oft beste Bonität bescheinigen.

Erste Probleme zeigen sich im Frühjahr 2007: Viele Hausbesitzer können ihre Raten nicht mehr bezahlen. Die Immobilienpreise geraten ins Rutschen. Spezialisten für Hypothekenkredite machen dicht, Fonds geraten ins Wanken. Von „Subprime“-Krediten hört man in Deutschland, als die IKB Deutsche Industriebank 2007 in die Knie geht. Auch sie hatte in Wertpapiere investiert, die auf solchen Hypotheken fußten.

Im September 2008 überschlagen sich die Ereignisse: Großbanken berichten weltweit von Milliardenverlusten. Die US-Investmentbank Bear Stearns wird nur dank der Übernahme durch J.P. Morgan vor dem Kollaps bewahrt. Die US-Behörden müssen die riesigen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac mit Milliardenaufwand retten. Die Investmentbank Lehman Brothers erklärt Insolvenz und wird nicht vom Staat gerettet – anders als der Versicherungsriese AIG, der verstaatlicht wird. Wachsende Verwerfungen lassen den lebenswichtigen Geldstrom innerhalb des Finanzsektors versiegen, weil Banken einander nicht mehr über den Weg trauen. Zentralbanken pumpen Milliarden in die Märkte und senken die Leitzinsen drastisch.

Um zu verhindern, dass die Deutschen in Panik ihre Konten räumen, erklären Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) vor laufenden Kameras: „Wir sagen den Sparerinnen und Sparern, dass ihre Einlagen sicher sind.“

Doch auch in Deutschland wird die Lage ungemütlich: Der deutsche Staat steigt 2009 bei der Commerzbank ein, der Hypothekenfinanzierer HRE und die Westdeutsche Landesbank müssen mit Steuermilliarden gestützt werden. 2009 stürzen praktisch alle wichtigen Volkswirtschaften in eine Rezession. Milliardenschwere Konjunkturpakete werden aufgelegt. Weil Niedrigzinsen nicht die erhoffte Wirkung zeigen, überschwemmen Notenbanken die Welt mit Geld, indem sie in beispiellosem Ausmaß Anleihen kaufen. Volkswirtschaften wie Deutschland und die USA erholen sich zwar unerwartet schnell. Die weniger leistungsfähigen wie die südeuropäischen Ökonomien zwingt die Rezession jedoch langfristig in die Knie. Die Folgen der Krise – hohe Arbeitslosigkeit und drastisch gesenkte Sozialausgaben – dürften dort noch in den kommenden Jahren zu spüren sein. thomas kaufner

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