München – Globale Handelsstreitigkeiten, die politische Situation in Italien, der Koalitionsstreit in Deutschland – Störfeuer und Negativnachrichten gab es zuhauf. Die Aktienmärkte reagierten aber dennoch besonnen. Der Dax gab im Laufe der ersten Jahreshälfte um vier Prozent nach, markierte aber am 23. Januar mit 13 559 Zählern ein neues Allzeithoch. Kaum von der Stelle bewegten sich die mittelgroßen Werte im MDax. Im Fokus der Anleger standen Technologietitel, denn der TecDax konnte mehr als acht Prozent zulegen. Weltweit setzte sich an den Aktienmärkten keine einheitliche Tendenz durch. Der MSCI-World beendete das Halbjahr mit einem Plus von 0,5 Prozent.
Wachstum
Auch wenn das erste Quartal eine Verlangsamung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums mit sich brachte, so blieb die Hoffnung auf weiterhin stabile Unternehmensgewinne trotzdem groß. Das unterstreicht auch der ifo-Geschäftsklimaindex, der im ersten Halbjahr zwar rückläufig war, die Erwartungskomponente aber optimistisch blieb.
Inflation
Weniger erfreulich war die Entwicklung der Inflation. Vor allem aufgrund höherer Energiepreise stiegen die Preise um zuletzt 2,2 Prozent. Etwas schwächer präsentierte sich auch der Kurs des Euro, der in der ersten Jahreshälfte um zwei Prozent auf 1,15 US-Dollar nachgab.
Zinsen
Wenig Bewegung gab es bei den Zinsen, die weiterhin auf ihrem historisch niedrigen Niveau verharren. Obwohl in Amerika 10-jährige Staatsanleihen bereits eine Rendite von knapp drei Prozent abwerfen, gibt es hierzulande gerade mal 0,45 Prozent. Auch die Ankündigung der Europäischen Zentralbank, die eigenen Anleihe-Käufe zurückzufahren, zeigte wenig Wirkung. Die Umlaufrendite (mittlere und längere Laufzeiten) pendelt seit Januar zwischen minus 0,2 und 0,65 Prozent. Obwohl aufgrund steigender Preise der Druck auf die EZB wächst, veränderte sie auch im ersten Halbjahr den bei 0,0 Prozent stehenden Leitzins nicht.
Rohstoffe
Etwas schwächer entwickelten sich Edelmetalle. Eine Unze Gold kostet drei Prozent weniger, ebenso Silber. Platin gab fünf und Palladium sogar zehn Prozent nach. Wenig erfreulich war die Zwischenbilanz für vereinzelte Rohstoffe. Deutlich aufwärts ging es mit dem Ölpreis. Das schwarze Gold legte in der Spitze bis zu 20 Prozent und beendete das Halbjahr mit einem 14-Prozent-Anstieg. Dem Höhenflug des Rohöls folgten auch Heizöl und der Preis für Benzin. Die Kurse der Industriemetalle und Agrarprodukte entwickelten sich tendenziell etwas schwächer.
Deutsche Aktien
Der Dax schwankte im Vergleichszeitraum zwischen 11 787 und seinem Allzeithoch bei 13 559 Zählern, verlor aber im ersten Halbjahr vier Prozent. Nur sechs Werte konnten ein Plus verbuchen, alle anderen standen auf der Verliererliste. Am besten entwickelte sich mit einem Plus von 17 Prozent die Aktie der Deutschen Börse. Ebenfalls ganz oben auf der Gewinner-Liste stehen RWE (+ 12 Prozent) und Adidas (+ 10 Prozent). Die Liste der Verlierer führen die Banken an. Die Deutsche Bank rauscht um 43 Prozent in den Keller, die Commerzbank um 34 Prozent. Fast ein Drittel ihres Wertes geben Lufthansa und die Deutsche Post nach.
Nahezu unverändert präsentierten sich die Nebenwerte im MDax, der bei etwa 28 000 Punkten auf der Stelle trat. Der Top-Gewinner war mit einem Plus von 33 Prozent die Aktie der digitalen Anzeigen-Plattform Scout24. Ebenfalls gut im Rennen lag die Aktie des Sportartikelherstellers Puma, die wohl auch wegen der WM ein Plus von 28 Prozent verbuchen konnte. Die M-Dax-Verliererliste führt mit einem Minus von 60 Prozent das Maschinenbau-Unternehmen Dürr an. Sehr schwach entwickelten sich auch die Aktien der Einzelhandelsunternehmen Ceconomy und Metro (jeweils – 30 Prozent).
In Rekord-Laune war der Technologie-Index TecDax, der bis zur Jahresmitte zehn Prozent auf ein neues Allzeithoch zulegen konnte. Einen mehr als 50-prozentigen Kurssprung machte die Aktie des Labortechnologie-Unternehmens Sartorius. Ebenfalls die Hälfte ihres Wertes legte die Wirecard-Aktie zu. Ein deutliches Plus von 39 Prozent verbuchte der Biotech-Wert Morphosys. Die rote Laterne im TecDax halten zur Jahresmitte das Software-Unternehmen Isra-Vison (– 73 Prozent ) und die Halbleiter-Aktie Dialog Semiconductor (– 47 Prozent).
Aktien weltweit
In tendenziell schwächerer Stimmung war im ersten Halbjahr das Börsenwetter an den internationalen Finanzmärkten. In Amerika gab der Dow-Jones um 2,5 Prozent nach, die Technologiewerte hingegen stiegen um acht Prozent. In Fernost fiel der japanische Nikkei-Index um drei Prozent, der chinesische Hang-Seng sogar gut vier Prozent. Aktien im Euroland gaben im Schnitt um zwei Prozent nach (Euro-Stoxx50). Freundlich präsentierten sich die Indizes aus Belgien und mehrerer skandinavischer Länder. Die weltweit größten Verluste verbuchten die Aktienmärkte aus Polen (– 19 Prozent), Ungarn (– 17 Prozent) und der Türkei (– 15 Prozent). Die Top-Börsen waren mit einem Plus von zehn Prozent Russland, Lettland und Litauen.
Bitcoin
Der im vergangenen Jahr viel beachtete Bitcoin befindet sich weiter auf rasanter Talfahrt. Die Kryptowährung verlor allein seit Januar weitere 60 Prozent an Wert.