München – Ob Bier, Brezn oder Schweinsbraten: Das Image des Freistaats ist geprägt von Lebensmitteln. Im Ausland steigt die Nachfrage nach solchen Produkten – speziell aus Oberbayern. Wie eine Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern, die unserer Zeitung exklusiv vorliegt, zeigt, beliefen sich die Auslandsumsätze der oberbayerischen Lebensmittelindustrie 2016 auf 1,51 Milliarden Euro. Im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Jahren war der Export damit zwar leicht rückläufig – was laut IHK auf politische Spannungen und/oder die Wiedereinführung von Handelsbarrieren zurückzuführen sei. Seit 2010 legten die Zahlen dagegen um über ein Viertel zu.
Exportschlager sind demnach vor allem Erzeugnisse der Milchverarbeitung – sie machen 58 Prozent des gesamten Auslandsumsatzes der Branche aus. Joghurt, Käse und Milch werden in Oberbayern deutlich über Bedarf produziert. Rund 25 Prozent der Produkte gehen in den Export. 2016 lag der Auslandsumsatz bei 750 Millionen Euro. Käse ist dabei das im Ausland am meisten nachgefragte Produkt. „Über drei Viertel der Exportlebensmittel werden ins europäische Ausland geliefert – vor allem in die Niederlande, Frankreich und Italien“, heißt es in dem Branchenbericht. Auch Osteuropa spiele eine wichtige Rolle.
Bei den Getränken werden in Oberbayern 1,51 Milliarden Euro – etwa drei Viertel des Getränkeabsatzes – mit Bier erzielt. Verantwortlich sind dafür 139 Braustätten. Oberbayern belegt damit nach Oberfranken (173 Braustätten) den zweiten Platz bei der bayerischen Bierproduktion. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Rückgang, Grund dafür war allerdings der geringere Durst im Inland. Der Auslandsumsatz ist erneut gestiegen – auf 230 Millionen Euro.
Auch der Export von Fleischwaren hat zuletzt zugelegt. Allerdings spielt der Auslandsumsatz (20 Millionen Euro im Jahr 2016) eine untergeordnete Rolle. Einen Großteil ihres zuletzt stagnierenden Umsatzes machen die 37 in Oberbayern ansässigen Unternehmen (mit ihren gut 3200 Mitarbeitern) im Inland. Oberbayern ist übrigens die Region in Bayern mit dem höchsten Rinderbestand (siehe Karte).
Der Export von Back- und Teigwaren spielt für die 116 oberbayerischen Betriebe der Branche ebenfalls eine eher untergeordnete Rolle. 20 Millionen Euro Auslandsumsatz standen 2016 einem Gesamtumsatz in Höhe von 850 Millionen Euro gegenüber.
Der Export ist mit verantwortlich dafür, dass die Lebensmittelbranche in Oberbayern auf Wachstumskurs ist. 2016 zählten die Betriebe laut IHK rund 34 000 Beschäftigte, ein Plus von über 15 Prozent seit 2010. „Mehr als jeder Vierte der in der bayerischen Lebensmittelindustrie Beschäftigten arbeitete damit in Oberbayern“, heißt es in der Studie. Auch die Zahl der Betriebe stieg um knapp 17 Prozent auf 286. „Oberbayerns Lebensmittelindustrie entwickelt sich äußerst dynamisch. Wirtschaftlich wie kulturell ist sie für unsere Region von großer Bedeutung“, so Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern.
Insgesamt erwirtschaftete die Branche 2016 einen Umsatz in Höhe von 8 Milliarden Euro – ein Plus von 20 Prozent im Vergleich zu 2010. Dabei spielen Regionalität, nachhaltige Produktion sowie artgerechte Tierhaltung eine immer wichtigere Rolle in der oberbayerischen Lebensmittelindustrie. Außerdem steige die Nachfrage nach Bio-Produkten und Produkten, die ohne den Einsatz von Gentechnik produziert wurden, heißt es in der Studie. Viele Betriebe würden auf diese Trends reagieren. So sinkt etwa der Anteil konventionell erzeugter Milch stetig, während der Anteil an Biomilch steigt.