München – Die Aktionäre von BMW können zufrieden sein. Insbesondere für Susanne Klatten und Stefan Quandt bedeutet der erneute Rekordgewinn von BMW auch einen Rekordzuwachs an Vermögen: 1,2 Milliarden Euro werden an die beiden Großaktionäre ausgeschüttet. Dabei geht BMW nicht einmal an die selbst gesteckte Grenze. Der Zielkorridor für die Dividende ist 30 bis 40 Prozent des Konzernüberschusses. Die insgesamt ausgeschütteten 2,63 Milliarden Euro sind gerade mal 30,2 Prozent von 8,706 Milliarden.
Auch die Mitarbeiter profitieren mit einer Erfolgsbeteiligung, die fast alle Konkurrenten weit hinter sich lässt. Ein Facharbeiter bekommt 9455 Euro. Nur Porsche zahlt noch mehr: 9656 Euro – unabhängig von Tätigkeit und Hierarchie –, wie der Sportwagenhersteller gestern mitteilte.
Bei BMW handelt es sich um Werte, die so schnell nicht wieder zu erreichen sind. Zwar strebt der Autobauer ein weiteres Rekordjahr an – das neunte in Folge. „Wir erhöhen die Schlagzahl“, sagte der Vorstandsvorsitzende Harald Krüger. Doch es ist das operative Ergebnis, das, wie Finanzvorstand Nicholas Peter prognostizierte, mindestens auf dem hohen Vorjahresniveau liegen soll. Doch davon gehen unter anderem noch die Steuern ab, bevor vom Überschuss die Dividende berechnet wird. Die Steuerreform vom US-Präsident Donald Trump senkte die Steuerlast in den Büchern des Konzerns 2017 um 977 Millionen Euro. Das ist ein Effekt, der 2018 wegfällt. Jahresüberschuss, Dividende und Erfolgsbeteiligung dürften deshalb fürs laufende Jahr niedriger ausfallen.
Doch das ist derzeit das geringste Problem, das den Autokonzern umtreibt. Am Tag vor der Bilanzpressekonferenz hatten Ermittler unter anderem die Konzernzentrale durchsucht – wegen einer falsch aufgespielten Software zur Abgasreinigung bei 11 400 Autos der Typen 750d und M 550d. Von einem „menschlichen Fehler“ sprach Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. Er betonte, dass es keinen Unterschied zwischen Prüfstand und Fahrbetrieb gab. Die Münchner Staatsanwaltschaft vermutet aber genau das: „Es besteht der Anfangsverdacht, dass die BMW AG eine prüfstandsbezogene Abschalteinrichtung verwendet“, hatte sie am Dienstag erklärt.
Versehen oder am Ende doch Absicht? Klarheit dürften erst die Ermittlungen bringen. Schwer erklärbar ist, wie man auf ein Auto nachträglich die Software für ein anderes Auto aufspielen kann, ohne dass das Gesamtsystem an irgendeinem Punkt Alarm schlägt.
In jedem Fall ist die Sache nicht gerade förderlich für das Image des Dieselmotors, den BMW wie auch andere Hersteller zur Einhaltung der strengen CO2-Grenzwerte ab 2021 dringend bräuchte.
So muss an anderer Stelle Sprit gespart werden. Etwa durch Hybrid-Modelle. Der X5, das derzeit größte SUV im BMW-Programm, wird als Plugin-Hybrid in der nächsten Generation 80 Kilometer weit elektrisch fahren. Das sorgt – zumindest auf dem Papier – für Verbrauchs- und CO2-Werte, von denen sparsame Kleinwagen-Käufer nur träumen können. Krüger kündigte bis 25 elektrifizierte Modelle bis 2025 an – zwölf davon rein elektrisch.
Eine weitere Technologie wird BMW auf absehbare Zeit nicht in die Serie bringen. Die Brennstoffzelle – ein kleines Kraftwerk an Bord, das aus Wasserstoff und dem Sauerstoff der Luft die elektrische Energie für den Antrieb erzeugt. Entwicklungschef Fröhlich sieht gegenüber batterieelektrischen Fahrzeugen einen Entwicklungsrückstand, der frühestens in zehn Jahren aufgeholt sein wird. Im Hintergrund forscht BMW aber weiterhin gemeinsam mit dem japanischen Branchenriesen Toyota an dieser Zukunftstechnologie, die Elektromobilität auch auf der Langstrecke ermöglichen soll.
Fröhlich sieht Anwendungen dafür am ehesten im Nutzfahrzeugbereich. Doch solche Autos hat BMW im Gegensatz zum Erzrivalen Mercedes gar nicht im Programm.
Partner Toyota und dessen asiatischer Hauptrivale Hyundai dagegen bieten bereits Pkw mit Brennstoffzelle an. Allerdings ist die Infrastruktur für Wasserstoff in Deutschland noch bescheidener als die für batterieelektrische Autos.