Italien nach der Wahl

Wer reicht die Hand?

von Redaktion

So sieht es aus, wenn ein Wahlvolk sein politisches Establishment in die Wüste schickt. Vom Beginn der „Dritten Republik“ sprach der Spitzenkandidat der Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio. Das dürfte nicht übertrieben sein.

Nach dem Untergang der Democrazia Cristiana Anfang der 90er-Jahre, und dem Aufstieg von Silvio Berlusconis Forza Italia, sprach man von der „Zweiten Republik“. Nun haben die Italiener gezeigt, dass sie vom skandalumwitterten Ex-Cavaliere und seinen Taschenspielertricks die Nase voll haben; hinter seinem Erzrivalen Salvini von der Lega zu landen, ist für ihn eine Schmach. Dass Dank keine politische Kategorie ist, muss der bitter abgestrafte Matteo Renzi erfahren: Er legte mit seinen Reformen den Grundstein für den wirtschaftlichen Wiederaufschwung. Die Früchte werden nun andere ernten.

Addiert man die Prozentzahlen der beiden siegreichen Anti-System-Parteien „Fünf Sterne“ und Lega, so kommt man auf mehr als die Hälfte der Stimmen. Alarmierend genug. Die Gretchenfrage lautet nun: Wer reicht in Rom den siegreichen Grillini die Hand zur Zusammenarbeit? Ausgrenzen kann man sie nicht mehr, es wäre auch unklug. Die neue Kraft sollte politisch eingehegt werden. Ausgerechnet Renzis Abgang könnte hier bei den Demokraten eine Tür öffnen. Italien braucht Stabilität. Einen Versuch wäre es wert.

Ingo-Michael Feth

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