Wer nach der Wahl ein halbes Jahr Zeit hat, sich ein paar Minister zu überlegen, darf keinen Murks abliefern. Das hat Horst Seehofer verstanden. Sein Personalpaket für Regierung und Partei ist nicht überragend fantasievoll, aber durchdacht und schlüssig, besser jedenfalls als manche seiner Personalien 2013. Die dreieinhalb CSU-Minister decken inhaltlich und mit ihrem Profil eine Breite ab, die die Partei zuletzt nicht immer bedient hat.
Seehofer kann als Innen- und Heimatminister ein Kümmerer sein. Härte in der Sicherheitspolitik wird von ihm eh erwartet, Ergebnisse für den ländlichen Raum und gegen die Mietexplosion könnten die bisher recht erwartbaren Kritiker verdutzen. Gerd Müller steht als (guter, manchmal halt etwas mühsamer) Entwicklungsminister längst nicht mehr für ein Randthema, sondern für einen Kampf gegen Fluchtursachen, dessen Bedeutung auch einfachen Gemütern klar wurde. Im Verkehrsministerium mit seinen Milliarden ist jemand nützlich, der ohne Skrupel Geld für baureife Projekte nach Bayern leitet. Wenn das die Kernqualifikation ist: Andreas Scheuer bringt sie mit. Ein bisschen Dreistigkeit hilft auch beim dreieinhalbten Minister: Dorothee Bär als Digital-Staatsministerin ins Kanzleramt zu schieben (eigentlich ein Staatssekretärs-Rang), ist clever und passt in ihr Profil.
Die Rollenverteilung wird sich finden, sicher auch mit dem neuen Generalsekretär Markus Blume, der amts-untypisch auf Kopf- statt auf Wadlhöhe agiert. Trotzdem sind diese Personalien erst die Hälfte. Noch im März sollte Markus Söder eine umfassende Neubesetzung des bayerischen Ministerrats vorlegen. Aus einem zunehmend erschöpften, teils proporzbräsigen Kabinett muss er eine spannende, zukunftsfähige Mannschaft machen.
Christian Deutschländer
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