Führungswechsel

Portugiese Centeno soll Euro-Länder zusammenhalten

von Redaktion

Brüssel – Jean-Claude Juncker, Jeroen Dijsselbloem: Die Liste der bisherigen Eurogruppen-Chefs ist überschaubar, ihr Einfluss in Europas Schuldenkrise war erheblich. Künftig leitet Mario Centeno die Treffen der Gemeinschaftswährungs-Länder. Der portugiesische Finanzminister setzte sich am Montag gegen seine Mitbewerber aus Luxemburg, Lettland und der Slowakei durch, wie in Brüssel bekannt wurde. Centeno führt künftig das Gremium der Ressortchefs aus den 19 Euroländern.

Die Eurogruppe tagt seit 1998 und gehört seit dem Management der Euro-Schuldenkrise in den vergangenen Jahren zu einer der weltweit wichtigsten Finanzgremien. Der Eurogruppenchef hat dabei eine herausgehobene Bedeutung, weil er zugleich Vorsitzender des Gouverneursrats des Euro-Rettungsschirms ESM ist. Dieser vergibt milliardenschwere Kredite an kriselnde Euro-Staaten. Hilfsanträge von Staaten in Finanznöten müssen an den Eurogruppen-Vorsitzenden geschickt werden.

Der niederländische Sozialist Jeroen Dijsselbloem führte die Gruppe in den vergangenen gut fünf Jahren. Dijsselbloem übernahm den schwierigen Job mitten in der Schuldenkrise 2013 und galt anfangs als überfordert. Zuletzt erhielt er allerdings für seine ruhige und präzise Führung von etlichen Seiten Lob. Er galt als Verbündeter Deutschlands und von Ex-Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Dijsselbloems Mandat endet im Januar. Eine Verlängerung war nicht möglich, da er nicht mehr Finanzminister ist.

Seine Amtszeit war vor allem von nervenaufreibenden Notfall-Sitzungen in der Griechenland-Krise bestimmt. Centenos Aufgabe dürfte es hingegen eher werden, widerstreitende Interessen in der Währungsunion zusammenzuführen, Reformen voranzutreiben und die Eurozone damit besser gegen künftige Krisen zu wappnen.

Centeno studierte Wirtschaftswissenschaften in Lissabon, bevor er 1995 in die USA zog, wo er an der renommierten Harvard-Universität promovierte und dort auch seinen Master in Wirtschaft machte. Im Jahr 2000 kehrte er mit seiner Frau und den drei Kindern in die Heimat zurück, wo er in den Folgejahren verschiedene Posten bei der Bank von Portugal besetzte. Centeno spricht laut Lebenslauf neben Portugiesisch fünf weitere Sprachen.

Als unabhängiges Mitglied der Parlamentariergruppe der Sozialistischen Partei (PS) sitzt Centeno seit Herbst 2015 im portugiesischen Parlament. Im November 2015 wurde er zum Finanzminister des Kabinetts von António Costa ernannt.

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