Arbeitsmarkt 2018

Sichere Jobs und so viel Arbeit wie nie

von Redaktion

von manuela dollinger

Nürnberg – Bereits jetzt ist abzusehen: 2017 wird ein Rekordjahr für den deutschen Arbeitsmarkt. Und auch für 2018 sind die Aussichten nach Experteneinschätzung positiv. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat gestern seine Prognose für den Arbeitsmarkt im kommenden Jahr veröffentlicht. Hier die Kernpunkte:

Konjunktur

Die Arbeitsmarktanalysten erwarten für 2018 ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent (nach 1,9 Prozent 2017) und weiterhin gute Rahmenbedingungen – auch für den Arbeitsmarkt. Risiken, die die Entwicklung ins Wanken bringen könnten, sehen die Forscher im Brexit und der Wirtschaftspolitik der USA.

Arbeitslosigkeit

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland hat mittlerweile den tiefsten Stand seit 25 Jahren erreicht. Nach einem Rückgang um circa 150 000 im laufenden Jahr geht das IAB davon aus, dass die Zahl der Jobsucher auch 2018 um weitere 60 000 sinkt. Das würde eine Arbeitslosenzahl von 2,5 Millionen im Jahresdurchschnitt bedeuten.

Trotz hunderttausender freier Stellen wird die Lage für Langzeitarbeitslose allerdings auch 2018 schwer bleiben. Die Arbeitsmarktforscher am IAB rechnen im Jahresschnitt lediglich mit einem Rückgang der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger um 24 000. Grund: Viele Langzeitarbeitslose sind für die freien Stellen nicht ausreichend qualifiziert.

Beschäftigung

Gut eine halbe Million mehr Beschäftigte als 2017 erwarten die Forscher für das kommende Jahr. Die Zahl soll auf insgesamt 44,83 Millionen steigen – ein neuer Rekord. Von dieser Zahl arbeiten fast drei Viertel sozialversicherungspflichtig; das entspricht wiederum einem Plus von fünf Millionen seit dem Jahr 2005. „Die Branchen, die am stärksten einstellen, das ist der öffentliche Dienst – also Erziehungswesen, Gesundheitswesen. Das sind aber auch Unternehmensdienstleister, da zählt so etwas wie Unternehmensberatung, Werbung und Ähnliches dazu. Aber im Zuge der Digitalisierung auch die IT-Branche“, erläutert IAB-Arbeitsmarktforscher Enzo Weber. Die einzige Branche, die wirklich Jobs abbaut, sei der Finanzbereich. Sowohl 2017 als auch 2018 werden hier laut IAB-Prognose jeweils 10 000 Arbeitsplätze gestrichen. Dies sei im Kontext der Konsolidierungsmaßnahmen im Bankensektor sowie der Digitalisierung zu sehen.

Zuwanderung

Aus demografischen Gründen schrumpft das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland stetig. „Es gehen mehr Menschen in Rente, als aus dem Bildungssystem nachkommen“, erklärt IAB-Experte Weber. Bisher sei das allerdings durch die Zuwanderung überkompensiert worden. Auch für 2018 erwartet das IAB ein Zuwanderungssaldo von über 500 000 Personen. „Damit wird das Erwerbspersonenpotenzial – also alle Menschen in Deutschland, die dem Arbeitsmarkt grundsätzlich zur Verfügung stehen – im nächsten Jahr mit 47,32 Millionen noch einmal einen neuen historischen Höchststand erreichen“, heißt es beim IAB.

Allerdings sei das Potenzial für weitere Beschäftigungszunahme mittelfristig begrenzt. Negative demografische Effekte wurden bisher vor allem durch die Zuwanderung aus Ost- und Südeuropa überkompensiert, heißt es in der Studie. Da der demografische Wandel in diesen Ländern aber ähnlich verlaufe wie in Deutschland, werde das nicht immer so bleiben. Dazu komme eine rückläufige Flüchtlingszuwanderung, heißt es in der Studie. Die Zahl der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge lag 2016 nach Angaben des Bundesministeriums des Inneren bei 280 000. „Für 2017 signalisieren die vorliegenden Daten eine geringere Flüchtlingszuwanderung – seit Jahresbeginn werden monatlich höchstens 15 000 Asylsuchende neu registriert.“ Fazit des IAB: „Soll der Demografieeffekt auch in Zukunft durch Migration abgemildert werden, muss Deutschland eine offene und erwerbsorientierte Zuwanderungspolitik stärken.“

Arbeitsvolumen

In Deutschland wird so viel wie noch nie gearbeitet. Im kommenden Jahr wird das Arbeitsvolumen laut IAB-Prognose erstmals die Marke von 60 Milliarden Stunden übersteigen. Hauptgrund für die Rekordzahl an Arbeitsstunden ist vor allem eine weiterhin steigende Zahl von Erwerbstätigen. Denn die jährliche Arbeitszeit pro Erwerbstätigem sinkt aufgrund der geringeren Zahl der potenziellen Arbeitstage 2017 und 2018.

Entlassungen

Das Risiko entlassen zu werden, dürfte nach Einschätzung der Arbeitsmarktforscher 2018 so gering sein wie zuletzt während des Wiedervereinigungsbooms. Wegen der wachsenden Arbeitskräfte-Knappheit scheuen sich Unternehmen zunehmend, sich von gut eingearbeiteten Mitarbeitern zu trennen – selbst, wenn es im Betrieb mal nicht so rund läuft. Auch die Anhebung des Mindestlohnes habe bisher keine spürbaren negativen Folgen mit sich gebracht. „Das könnte auch daran liegen, dass angesichts der Knappheit an Arbeitskräften, die mittlerweile in Deutschland eingetreten ist, sich die Betriebe grundsätzlich bei Entlassungen deutlich zurückhalten“, glaubt Weber.a

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