„Die Belegschaft ist streikbereit“

von Redaktion

Danone-Mitarbeiter wollen um Standort Rosenheim kämpfen – Angst vor der Zukunft

Rosenheim – Nach dem Schock ist offenbar die Kampfeslust erwacht: Die Beschäftigten des Danone-Werks in Rosenheim wollen es nicht hinnehmen, dass der Standort Mitte des kommenden Jahres geschlossen wird (wir berichteten).

Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) kündigte an, es könne schon bald zu einem Arbeitskampf kommen. „Die 160 Beschäftigten sind entschlossen, für den Erhalt des Werkes zu kämpfen – die Belegschaft ist streikbereit“, sagte der Rosenheimer Gewerkschaftssekretär Manuel Halbmeier. Ein entsprechendes Votum habe eine Mitgliederversammlung gefasst und am Freitag bekannt gegeben.

„Null Verständnis
für die Schließung“

Nach Informationen der NGG hat Danone am Standort Rosenheim eine Umsatzrendite von zuletzt 15 Prozent erwirtschaftet. Der Konzern schreibe entgegen eigener Beteuerungen weiterhin schwarze Zahlen, schreibt die Gewerkschaft weiter. Die Danone GmbH habe auch 2019 satte Gewerbesteuer in Rosenheim gezahlt, so Halbmeier. „Die Beschäftigten haben daher null Verständnis für die geplante Schließung. Sie werden das Werk nicht kampflos aufgeben.“

Ab kommender Woche wollen die Beschäftigten ihren Protest verstärken, berichtet der Gewerkschafter: „Zentrale Botschaften der Belegschaft werden dann an der Werksfassade in der Schönfeldstraße zu sehen sein.“

Die Gewerkschaft forderte das Unternehmen mit Sitz in Paris nun auf, gemeinsam über einen Tarifvertrag zur Standortsicherung zu verhandeln. Der Großteil der 160 Arbeitsplätze müsse erhalten bleiben, so Halbmeier. Sollten einzelne Stellenstreichungen unvermeidbar sein, müsse es einen umfassenden Sozialplan mit Abfindungen geben.

Auch der Rosenheimer Stadtrat und OB-Kandidat Robert Metzger (SPD) ermunterte die Belegschaft, sich für den Erhalt des Werks einzusetzen. „Nur wenn man kämpft, kann man auch etwas erreichen“, so der Politiker. Das Unternehmen müsse sich zu seiner Verantwortung bekennen und die Jobs in Südbayern sichern.

Hört man sich in der Belegschaft um, so ist die Angst vor der ungewissen Zukunft beinahe greifbar: „Meine Frau und ich haben am Stadtrand ein Haus gebaut im Vertrauen auf Danone als verantwortungsvollen Arbeitgeber. Nun stehen wir vor einem Scherbenhaufen und wissen nicht, wie es weitergehen soll“, sagt ein Mitarbeiter. Ein anderer, seit mehr als 30 Jahren im Unternehmen, ergänzt: „Zum Zeitpunkt der Werksschließung werde ich Mitte 50 sein. Ich habe einen technischen Beruf, aber den Arbeitgebern bin ich schon zu alt. Also habe ich Angst davor, in Hartz IV abzurutschen.“ Eine Kollegin, die bei Danone gelernt hat und seit 20 Jahren in der Firma ist, ist „enttäuscht, dass das Werk trotz Gewinnen geschlossen werden soll“.

Auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen erneuerte das Unternehmen seine Darstellung, wonach das Werk in Rosenheim nicht nachhaltig profitabel sei. „Die Auslastung des Werks ist in den letzten zehn Jahren kontinuierlich zurückgegangen und liegt aktuell bei 25 Prozent. Die Aussage, das Werk hätte eine Umsatzrendite von 15 Prozent erwirtschaftet, entbehrt jeglicher Grundlage und ist schlichtweg falsch“, teilte Danone mit. Man stehe mit dem Betriebsrat im Kontakt und habe selbstverständlich ein Gespräch zum Sozialplan angefragt. Gerne spreche man auch mit der Gewerkschaft über ihre Forderungen.

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