Mühldorf/Traunstein/Rosenheim – Wie aus dem aktuellen Bericht der IHK für München und Oberbayern hervorgeht, liegt der IHK-Konjunkturindex bei 123 Punkten, drei Punkte weniger als noch zu Beginn des Jahres und der niedrigste Stand seit vier Jahren. Das Ergebnis beruht auf einer Befragung, an der Unternehmen aus den Landkreisen Altötting, Mühldorf, Traunstein, Berchtesgadener Land sowie aus Stadt und Landkreis Rosenheim teilgenommen haben.
Bewertungen kein Grund zur Panik
„Die Talfahrt geht erst einmal weiter. Alle Indikatoren haben sich seit Jahresbeginn verschlechtert“, fasst Irene Wagner, Sprecherin des IHK-Regionalforums Südost und Unternehmerin aus Marktschellenberg, zusammen. Knapp die Hälfte der Unternehmen bewertet ihr zufolge die aktuelle Geschäftslage noch als „gut“, fünf Prozent jedoch bereits als „schlecht“. Der Saldo sinkt somit um drei Zähler auf 46 Punkte. Für Panik gebe es aber keinen unmittelbaren Grund, so Wagner: „Vor einem Jahr wurde die Geschäftslage noch schwächer bewertet“. Allerdings schauten die Unternehmen nun deutlich skeptischer in die Zukunft als bisher. Im Saldo sinken die Geschäftserwartungen für die nächsten zwölf Monate auf drei Punkte. „Innerhalb eines Jahres sind die positiven Erwartungen um über drei Viertel eingebrochen. Ein klares Zeichen, dass die Betriebe also mit einem deutlich nachlassenden Wachstum rechnen“, erklärt Wagner. Der Anteil der Optimisten, die mit einer Verbesserung der Geschäftslage rechnen, sei seit Jahresanfang von 20 auf 15 Prozent gesunken. Währenddessen sei der Anteil der Pessimisten nahezu konstant geblieben und liegt bei zwölf Prozent.
Ähnlich sehe es bei den Investitionsplänen aus, dessen Saldo nun bei neun Punkten liegt.
„Die Unternehmen passen die künftigen Ausgaben ihren gesunkenen Erwartungen an die Zukunft an. Zu Jahresanfang lag der Wert noch bei 24 Punkten, vor einem Jahr sogar bei 33 Punkten“, so die Geschäftsführerin von psm aus Marktschellenberg. Das mache auch vor der Personalplanung nicht halt. 14 Prozent planten neue Stellen, acht Prozent einen Stellenabbau.
Der Saldo liegt den statistischen Zahlen zufolge mit sechs Punkten nunmehr deutlich niedriger als noch vor wenigen Monaten mit 13 Punkten. In der Risikobewertung wird der Fachkräftemangel mit 61 Prozent nach wie vor als größtes Risiko genannt. Zugelegt hat hingegen der Aspekt der Arbeitskosten von 43 auf 46 Prozent. Auf Platz drei der Risiken liegen mit 45 Prozent die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. „Offene Märkte sind die Basis für unsere exportorientierte Wirtschaft“, so Wagner weiter. Andreas Bensegger, Unternehmer und IHK-Ausschussvorsitzender aus Rosenheim, ergänzt: „Auslandsmärkte bieten auch kleinen und mittelständischen Unternehmen wichtige Entwicklungsmöglichkeiten.“
Umso schlimmer, folgert Wagner, dass der US-chinesische Handelskonflikt und der offene Ausgang beim Brexit viele Betriebe aktuell verunsicherten. „Was die Unternehmen zudem umtreibt, ist die ausufernde Bürokratie. Immer neue Auflagen und Berichtspflichten kosten die Firmen Geld und blähen ihren Verwaltungsaufwand unverhältnismäßig auf“, ist IHK-Sprecherin Wagner überzeugt.
Bürokratie stört Geschäftstätigkeiten
Bensegger stimmt ihr zu und nennt als Beispiel Dokumente wie das Auslands-Entsendeformular A1, das deutsche Geschäftsleute, Selbstständige und Angestellte stets bei sich führen müssen, sobald sie eine Landesgrenze übertreten – sei es für die Reparatur bei Kunden, einen Messebesuch oder die Präsenz auf einer Baustelle. Jederzeit müssen Unternehmer und Arbeitnehmer in der Lage sein, ihren Status als Sozialversicherter in Deutschland nachweisen zu können. „Und zwar in Form eines Papiers, auf das man im Zweifel einige Tage warten muss“, bemängelt Bensegger.