Zur Person

Warum der Obi-Gründer Biber liebt

von Redaktion

Manfred Maus, der Gründer der erfolgreichen Baumarktkette Obi, reflektierte im Rahmen der Wasserburger Unternehmergespräche über sein Lebenswerk und die Führung seines Unternehmens. Obi kehrte er 2004 den Rücken, in Baumärkte geht er heute noch gern.

Wasserburg – Er gehört zu den großen Unternehmerpersönlichkeiten in Deutschland: Manfred Maus, Mitgründer der Baumarktkette Obi, seit Jahren die umsatzstärkste ihrer Art (2018: 7,7 Milliarden Euro). Kürzlich war er zu Gast bei den Wasserburger Inn-Gesprächen, zu denen der Verband der Familienunternehmer geladen hatte. Viel Publikum war gekommen, um zum Thema „Macht (unsere) Wirtschaft Sinn?“ die pointierten Aussagen des 83-Jährigen über Unternehmenskultur zu hören.

Der gebürtige Baden-Württemberger verfügt über einen enormen Erfahrungsschatz als Manager, den er mit viel Sendungsbewusstsein an seine Zuhörer weitergab. Die Veranstaltung im Inn-Kaufhaus vor rund 100 Besuchern, moderiert von Gerd Maas, Vorsitzender der Kommission Wirtschaftsethik der Familienunternehmer, dauerte drei Stunden.

Maus reflektierte über Werte, Macht, Verantwortung, Vertrauen, Freiheit und Familienkonflikte. Dazwischen: Viele Anekdoten – etwa, wie er Udo Jürgens im Jahr 2000 überredet hat, für Obi-Werbespots ein Lied zu kreieren („Mehr als nur vier Wände“) – Lehrreiches, Unterhaltsames. So sang Maus auch ein Hohelied auf die Frauen. Nicht als Fach- oder Führungskräfte etwa, sondern als treibende Konsumkräfte von Baumarktartikeln. Denn sie seien es, die Renovierungen im Eigenheim vorantreiben würden. „Wer sagt denn, dass eine neue Küche gebraucht wird?“ Wer nicht mit Frauen umgehen könne, sollte keinen Baumarkt betreiben.

Maus ließ auf Stichworte des Moderators hin seine bedeutendsten Lebensstationen Revue passieren: Als junger Mann macht er eine Ausbildung in einer Eisenwarenhandlung, studiert in Wuppertal Betriebswirtschaft. 1958 tritt er in die Firma Lux seines späteren Partners Emil Lux ein, einem Werkzeugexporteur. 1970 legt Maus mit ihm und Mitgründer Klaus Birker den Grundstein für Obi.

Davor spielt der Zufall eine große Rolle. Ein USA-Besuch – schon damals Hochburg der Do-it-Yourself-Bewegung – bringt Maus auf die Idee, die Lux-Kunden zu Franchise-Partnern zu machen. Eine Marke soll drüber stehen, und da wird er in Frankreich fündig. „In Toulon hab‘ ich mich mit drei Leuten getroffen, und von denen hat einer ein bisschen Deutsch gesprochen. Der hat gesagt: Mein Hobby ist das Tapezieren.“ Der Name ist geboren: Hobby – französisch ausgesprochen klingt das wie „Obi“.

Es heißt, Maus habe den Namen Obi für 3000 Francs, umgerechnet rund 460 Euro, von Geschäftsleuten gekauft, die in Frankreich bereits einen Baumarkt unter diesem Namen betrieben. Aufgrund des Kaufvertrages dürfen in Frankreich keine weiteren Obi-Märkte eröffnet werden.

Unternehmer vertritt christliche Werte

Auch ist es Maus‘ Idee, den Biber zum Obi-Markenzeichen zu machen. Ein Sympathie-Tier, wie er findet: „Der baut ja sein ganzes Leben lang.“ Der erste Markt entsteht in Hamburg-Poppenbüttel in einem Shoppingcenter. Heute ist Obi Marktführer auf seinem Gebiet.

Maus war bei den Inn-Gesprächen nicht nur eingeladen, um von sich als Obi-Gründer zu sprechen, sondern auch über Unternehmensführung. Neues oder Revolutionäres hatte der bekennende Christ und Vorsitzende der Diözesangruppe Köln beim Bund Katholischer Unternehmer (BKU), hier nicht zu erzählen, sondern vertrat eher Altbewährtes: Man müsse konsequent und diszipliniert sein in dem, was man tut. Es komme auf Werte und Regeln an. Wer lügt, verliere an Vertrauen. Arbeit sei etwas Positives. Der Chef müsse Vorbild sein. Maus´ Credo: „Der Unternehmer braucht zufriedene Kunden, und die kriegt er nur, wenn er zufriedene Mitarbeiter hat.“

Ob das bei Obi immer der Fall war oder ist, blieb an diesem Abend ungesagt. Denn das Unternehmen stand auch immer wieder in der Kritik. So warfen Gewerkschaften der Baumarktkette im Jahr 2008 vor, das Unternehmen würde Betriebsräte systematisch behindern oder deren Gründung unterbinden. Mitarbeiter sollen massiv unter Druck gesetzt worden sein, Mitgliedern von Betriebsräten soll ohne nachvollziehbare Gründe gekündigt worden sein. Vor gut fünf Jahren wechselten in München und Umgebung 18 Obi-Märkte zum Konkurrenten Hagebau – angeblich, weil sich die Franchise-Nehmer vom Diktat der Unternehmensleitung gegängelt fühlten. Maus hatte damals schon Abschied genommen: 2004, mit 69 Jahren, ging er in den Ruhestand. In Baumärkte gehe er heute noch gern, sagte er selbst von sich.

Er etablierte das Franchise-System

Manfred Maus ist am 26. April 1935 in Gottmadingen am Bodensee geboren und ist Mitgründer von Obi, dem viertgrößten Baumarktbetreiber der Welt. Die Obi Group Holding in Wermelskirchen ist heute mit über 46000 Mitarbeitern und 580 Geschäften, dazu zahlreiche auf Franchise-Basis, europaweit tätig. Ihre Muttergesellschaft gehört wiederum zur Tengelmann-Gruppe. Maus ist verheiratet, hat drei Kinder und sechs Enkel. Er ist seit 1999 Träger des Bundesverdienstkreuzes und seit 2002 der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Maus ist Ehrenmitglied der Vollversammlung der IHK Köln und Ehrenpräsident des Deutschen Franchise-Verbandes. Das Franchise-System holte er in den 1970ern nach Deutschland.

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