Vom „Model“ zum Bäcker, dem man über die Schulter schauen kann

von Redaktion

Wolter Brot- und Feinbäckerei besteht seit 2012 und hat den Rosenheimer Wirtschaftspreis erhalten

Rosenheim – 2012 öffnete am Ludwigsplatz 15 erstmals die Brot- und Feinbäckerei von Matthias Wolter ihre Pforten. Dort gibt es an fünf Tagen die Woche Backwaren – ausschließlich aus ökologischen Produkten aus der Region. Dabei gibt es eine noch heute nette Anekdote vom Vortag der Eröffnung. „Ein Kunde sah mich am Tisch an der Fensterscheibe bei einer Brotzeit in meinem Bäckergewand sitzen. Am Tag der Eröffnung stellte er dann fest, dass ich sowohl der Besitzer und Bäcker bin. Bis dahin dachte er, dass wir am Vortag noch Fotos mit einem Model in Bäckerkleidung gemacht hätten“, erinnert sich Matthias Wolter noch heute schmunzelnd.

Er hat mit 16 Jahren seine Bäckerlehre im elterlichen Betrieb begonnen. Nach einigen Jahren in unterschiedlichen Bäckereien hat er seine Meisterprüfung absolviert. Ab 1989 hat Wolter in der Fritz Mühlenbäckerei in München gearbeitet. 1992 erfolgte die Beteiligung daran. „Ich war dort 20 Jahre Geschäftsführer“, so Wolter gegenüber unserer Zeitung.

2012 ist der Rosenheimer dort ausgestiegen, um eine kleine Bäckerei zu eröffnen. „Der Grund dafür war, dass ich überwiegend im Büro tätig war und mein Handwerk nicht mehr wirklich ausüben konnte.“

Außerdem herrsche bei vielen Kollegen die Meinung, dass kleine Bäckereien nicht mehr funktionieren würden. „Dieser Meinung konnte ich mich überhaupt nicht anschließen. Ich war fest der Meinung, dass man bei Qualität auch eine kleine Bäckerei führen kann. Schwierig ist es dann, wenn man sich von den großen Bäckereien nicht abheben kann und auch noch teurer ist. So war die Idee zu meinem Laden geboren“, schildert er. „Sein“ Hauptrohstoff, das Mehl, kommt von der Meyermühle aus Landshut, die ausschließlich Biomehle herstellt. „Obst und Gemüse beziehen wir vom Gustererhof, oder Äpfel von der Familie Leitner aus Stephanskirchen. Eier kommen vom Eser aus Griesstätt.

Und natürlich beauftrage ich nur heimische Handwerker, wie für den Ladenbau und Backstubeneinrichtung. Das wird alles von Familie Barhainski aus Riedering gefertigt“, schildert Wolter.

Das Besondere seiner Bäckerei ist die Nähe zum Kunden. Dieser kann alles sehen und erleben. Dies schaffe ein hohes Vertrauen. Man stehe praktisch in der Backstube und kann alle Tätigkeiten mitverfolgen. „Das ist für Jung und Alt immer wieder ein großes Erlebnis“, weiß der Bäckermeister. Und weiter: „Ganz besonders fällt mir auf, dass wir stark junge Menschen ansprechen, als Mitarbeiter oder Kunden. Wir bringen das Handwerk den Menschen wieder sehr nah, was ein großes Ziel von mir war“, freut sich Wolter.

Ihm zufolge hat der Betrieb eine Stammkundschaft, die das alles seit Jahren mitlebt. „Die Kunden geben uns oft die Rückmeldung, dass es endlich wieder so wie früher schmeckt.“ Die Rezepte dazu sind zum Teil alt überliefert. „Aber es macht mir auch immer wieder sehr viel Spaß, neue Rezepturen zu entwickeln“, so der Bäckermeister. Damit könne man die Kunden immer wieder überraschen. Bei den Rezepten sei das Besondere, dass man zwar die Zutatenmengen habe, aber auch sehr viel handwerkliches Können brauche, um daraus hervorragende Gebäcke herzustellen. „Das macht so schnell keiner nach“, schmunzelt Wolter.

Und: „Wir backen sehr viel mit Dinkel und Roggen, da es viele Weizenunverträglichkeiten gibt. Ganz wichtig ist hierbei, das wir überwiegend reinsortige Gebäcke machen – wie zum Beispiel 100-prozentige Dinkel- oder Roggenbrote.“ Von Bedeutung sei auch, dass man nur reine Rohstoffe beziehe und keinerlei Fertigprodukte oder gar Backmittel verwende.

„Meine Frau und ich waren von dem Konzept absolut überzeugt und haben das alles aus eigener Kraft und eigenen Ideen wachsen lassen. Ich habe mit einem Bäcker und meiner Frau im Verkauf begonnen, und wir haben einfach nur gehofft, dass es angenommen wird. Glücklicherweise hat das vom ersten Tag an funktioniert“, resümiert Wolter.

Über den jüngst verliehenen Wirtschaftspreis hat sich der Chef und sein gesamtes Team sehr gefreut. „Vor allem waren wir über die Gratulationen unserer Kunden überrascht und erfreut. Deren Freude über die Auszeichnung hat unsere noch vergrößert“, so Wolter.

In der Laudatio hieß es: „Wolter ist es gelungen, traditionelles Handwerk in der Innenstadt anzusiedeln und die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln zu verbessern. Die Ansiedlung dieses Handwerksbetriebes im Zentrum von Rosenheim ist ein Gewinn für den Handelsstandort.“

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