Intelligente Tür fürs smarte Zuhause

von Redaktion

Vom „smarten Zuhause“ wird seit gut zehn Jahren geredet, allerdings ist die digital gesteuerte Wohnung noch nicht wirklich weit verbreitet. Vor allem in Büros und Fabriken nutzt man bisher die neue Technik. Doch langsam entdecken auch private Hausbesitzer ihre Vorteile.

Ampfing/Rosenheim – In der Baubranche ist das computergesteuerte „Smart Home“ schon länger ein Thema, private Käufer haben sich dabei bislang eher zurückgehalten. Doch die Nachfrage nach digitalen Lösungen, die den Alltag daheim erleichtern, steigt langsam, wie Fachleute berichten. „Wir sehen einen klaren Trend“, bestätigt Bernd Dechert, Geschäftsführer für Technik und Berufsbildung beim Elektriker-Zentralverband ZVEH. Auch Jürgen Benitz vom Rosenheimer ift-Prüfzentrum, das Bauprodukte auf ihre Gebrauchstauglichkeit testet, prophezeit, dass in gut zehn Jahren smarte Technik im Privaten allgemein verbreitet sein wird – wie heute schon in zahlreichen Geschäftsgebäuden und Produktionsbetrieben. Benitz sieht vor allem in Senioren eine Zielgruppe der neuen, smarten Produkte: „Es ist ein Riesenplus, wenn sich etwa Fenster und Türen automatisch öffnen und schließen lassen.“

Eine solche intelligente Wohnungseingangstür hat der Spezialtüren-Hersteller Schörghuber aus Ampfing mit der „Smart Door“ entwickelt und zur Serienreife gebracht. Vor wenigen Tagen wurde sie auf der Leitmesse „BAU“ in München vorgestellt und kommt in diesem Frühjahr in den Handel.

Sie kontrolliert den Zutritt und funktioniert schlüssellos: „Ein Smartphone zum Öffnen, mehr braucht es nicht – nicht mal eine App muss man sich dazu herunterladen“, erklärt Schörghuber-Geschäftsführer Jürgen Ruppel und Reinhold Fellner, Leiter des Produktmanagements, zückt sein Handy, tippt kurz aufs Display. Lautlos öffnet sich die moderne Türe im Ausstellungsraum am Unternehmenssitz in Ampfing. Sie sieht von außen aus wie jede andere Tür. Ein individueller, zeitlich beschränkt gültiger, digitaler Zugangscode wird auf das Smartphone übertragen und dient als Schlüssel. Entweder per App, oder, wer das nicht möchte, als Link per SMS oder E-Mail. „Das funktioniert unabhängig von der genutzten Plattform“, so Fellner. Der geschickte Code wird als Lichtsignal auf dem Handy angezeigt, um die Tür öffnen und schließen zu können. Klingt komplizierter als es ist: Das Ganze geht schneller, als ein Schlüssel aus der Tasche gekramt ist.

Nicht abhängig vom Internet

Die Tür kann den Zutritt zur Privatwohnung regeln und eignet sich für vorübergehend genutzte Objekte: Hotels etwa, aber auch für Besucher daheim, für die Putzfrau oder den Handwerker, der zwischendurch mal reinmuss. Auch andere Anbieter arbeiten an smarten Türen und anderen Bauteilen, in Ampfing sieht man sich aber als Innovationsführer auf diesem Gebiet. Die Übertragung per Lichtsignal bietet bisher nur Schörghuber an; darüber hinaus gibt es noch weitere Technologien, um die smarte Tür zu bedienen, zum Beispiel RFID (Identifikation mithilfe von Radio-Frequenztechnik). Dann braucht es kein Smartphone. Smarte Technik läuft nur mit einer Anbindung ans Internet, was auch seine Schattenseiten haben kann. „Niemand möchte, dass sein Haus nicht mehr funktioniert, wenn die Internet-Verbindung zusammenbricht“, gibt Jürgen Benitz vom Prüfinstitut ift zu bedenken.

Auf diesen Fall ist die intelligente Tür vorbereitet, wie Jürgen Ruppel betont: „Parallel kann weiterhin auch ein normaler Schlüssel oder ein Kartensystem zum Einsatz kommen.“ Die Idee, dass das Handy den Schlüssel ersetzt, werde dennoch an Bedeutung gewinnen.

Reinhold Fellner gibt einen Ausblick, welche weiteren Vorteile eine intelligente Tür in Zukunft ihren Nutzern bringen könnte: Ist sie mit einer Kamera ausgestattet, soll es möglich sein, von überall auf der Welt aus zu sehen, wer daheim klingelt. Muss der Hausmeister wegen einer dringenden Reparatur in die Wohnung oder will die Nachbarin die Blumen gießen, schickt man ihnen vom Urlaubsort aus den Zugangscode. Ein Signal könnte etwa Angehörige oder den Pflegedienst warnen, wenn Senioren ihre Haustür länger nicht genutzt haben – und vielleicht im Haus gestürzt sind und Hilfe benötigen. „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt“, schließt Fellner.

Die Zugangsberechtigungen für die smarte Tür werden bei kleineren Benutzerkreisen, wie bei Wohnungen, über eine App verwaltet. Für größere Benutzerkreise, wie in Hotels, gibt es eine Cloud-basierte Lösung. Smart Home-Lösungen basieren häufig auch auf der Nutzung von Sprachassistenten, wobei hier Daten auf Cloud-Servern rund um den Globus gespeichert werden. Benitz warnt vor einem „Spannungsfeld zwischen Komfort und Datenautonomie“. Fachleute sind jedoch überzeugt, dass Datenschutz- oder Sicherheitsbedenken das Wachstum des Markts für intelligente Lösungen nicht ausbremsen.

Smart Home verändert Ausbildung

Derzeit nutzen schätzungsweise 30 Prozent der Deutschen Smart Home-Komponenten. Auch auf das Handwerk hat dies eine Auswirkung: „Es gibt immer mehr Betriebe im Elektrohandwerk, die sich auf Smart Home-Technologie spezialisieren“, so Bernd Dechert vom Elektriker-Zentralverband. In Zukunft werde es sogar einen eigenen Handwerksberuf dafür geben. Der ZVEH arbeitet an einer Novellierung der Ausbildungsordnung. Kommen soll zum Beispiel der Elektroniker für Gebäudesystemintegration.

Schörghuber Spezialtüren KG

1962 stellte Schörghuber als erster Anbieter eine Brandschutztür aus Holz vor und revolutionierte damit die Branche. Seitdem wächst das Familienunternehmen stetig: Über 400 Mitarbeiter produzieren inzwischen auf 90000 Quadratmetern am Firmensitz in Ampfing Spezialtüren. Diese zeichnen sich durch verschiedene Funktionen wie Brand-, Rauch- und Schallschutz in einem aus; ein Schwerpunkt liegt dabei auf Spezialtüren aus Holz. Schörghuber betreibt auch ein eigenes Brandlabor. Zielgruppe sind Architekten und Bauherren.

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