Traunstein –Sebastian Schmaus und Alfred Mayer, zwei junge Unternehmer aus dem Südostoberbayerischen, waren beim Meggle-Gründerpreis angetreten, um ihre gemeinsam gegründete Web-Plattform Laurado voranzutreiben. Laurado soll es Nutzern leicht machen, in ihrer Region dasjenige gastronomische Angebot zu finden, nach dem gerade der Sinn steht. Und den hiesigen Gastronomen dabei hilft, über Soziale Medien bekannter zu werden. Den Preis haben sie nicht gewonnen. Die „Lokale Suche“ im Internet nach Händlern, Lokalen oder Waren in der eigenen Umgebung ist dennoch ein Zukunftsthema, dem sich Schmaus und Mayer auch ohne die Rückendeckung durch einen bekannten Preis weiter intensiv widmen wollen. Ihr Traunsteiner Büro, sagen sie im OVB-Gespräch, haben sie inzwischen aufgelöst und arbeiten ortsunabhängig.
Wie kam es zur Idee, Google regionale Konkurrenz zu machen?
Schmaus: Die Idee kam uns sprichwörtlich beim Essen unter Freunden. Wir treffen uns gerne, landen aber immer in den gleichen Gaststätten. Dabei gibt es bei uns in der Region eine große Bandbreite toller Lokale. Auch meinem Kumpel Alfred ging es so, also tüftelten wir an einem Konzept, das unser Problem lösen und gleichzeitig den Wirten helfen sollte, ihre Dienstleistungen besser zu vermarkten. Mittlerweile betreuen wir zu viert aktiv 90 Kunden und suchen derzeit Vertriebsmitarbeiter.
Was unterscheidet Laurado von anderen Suchmaschinen?
Mayer: Die Plattform ist regional und funktioniert kinderleicht – sowohl für die Nutzer als auch für die Wirte. Neben dem lokalen Bezug steht bei uns die Detailsuche im Vordergrund. Man kann ganz gezielt Suchbegriffe aus einer Liste auswählen und kombinieren. Zum Beispiel kann man für einen Ausflug ein Restaurant mit regionaler Küche, Spielplatz und Biergarten suchen, und ob dort Kreditkartenzahlung und Hunde erlaubt sind. Man kann sich also sein Wunschlokal zusammenstellen. Die Suche nach regionalen Schmankerln ist sozusagen unser Alleinstellungsmerkmal. Wir wollen die typischen Gerichte oder Schmankerl, wie ein handgebrautes Bier, „Hauberlinge“ nach Omas Rezept oder eine besonders urige Wirtschaft weiterempfehlen. In Kürze kann man auch nach der Gaststätte suchen, die das eigene Lieblingsbier ausschenkt.
Warum steht das Regionale so im Vordergrund?
Schmaus: Weil es uns hier in der Region sehr gut taugt und wir hier verwurzelt sind. Wir wollen auch in der Region bleiben. Daher war unser Ansatz von Anfang an, die regionale Gastronomie und Hotellerie zu unterstützen. Aber selbst als Einheimischer weiß man oft nicht, welche Attraktionen und Gasthäuser es in der Gegend gibt und wo es noch ein paar richtig ungewöhnliche und urige Sachen oder Schmankerl gibt. Man könnte das Ganze später auch auf Sehenswürdigkeit ausweiten. Wir haben die Suchmaschine mehrsprachig aufgesetzt, so haben auch die Touristen etwas davon.
Wie hat die Branche
darauf reagiert?
Mayer: Sehr positiv. Die Wirte haben derzeit viele Problemkreise – allen voran der Fachkräftemangel, die Internetbewertungen in den Portalen und zu wenig Zeit, um sich mit dem immer wichtigeren Vertriebskanal Soziale Medien zu befassen. Wir setzen bewusst da an und versuchen, Schritt für Schritt für sie Problemlösungen zu erarbeiten. Die Wirte freuen sich, so unsere bisherige Erfahrung, dass es nun ein Angebot gibt, wo keine Bewertung in Vordergrund steht. Inzwischen unterstützen wir die Gastronomen mit einer Rundum-Online-Marketing-Betreuung. In der heutigen Zeit, wo die meisten Menschen ständig online sind und sich auf Facebook, Instagram und anderen sozialen Netzwerken aufhalten, braucht man eine andere Art des Marketings. Mit Werbeanzeigen und Prospekten allein reicht es nicht mehr.
Wie haben Sie Ihre
Gründung finanziert?
Schmaus: Bisher war die größte Hürde, die Entwicklung ohne fremden Investor so hinzubekommen. Heute sind wir der Meinung, wir hätten eine Finanzierung in Anspruch nehmen sollen, dann wäre vieles schneller gegangen. Wir würden vieles anders machen, da wir am Anfang noch voll berufstätig waren und alles nebenbei gestemmt haben. Arbeitstage von 18 Stunden waren keine Seltenheit.
Was sind die nächsten Herausforderungen?
Mayer: Der Hauptfokus liegt nun auf der Online- Tischreservierung, die wir flächendeckend in der Region anbieten wollen. In den Großstädten ist dies schon längst üblich, allerdings teuer. Anbieter wie OpenTable oder Bookatable verlangen bis zu zwei Euro pro Gast. Unser Preismodell ist günstiger, da nur eine Gebühr pro Tisch fällig wird. Wir haben auch unser Reservierungssystem sehr einfach aufgebaut, so können wir eine schnelle und einfache Bearbeitung garantieren. Das System ist schon in einigen Lokalen im Einsatz. Die Resonanz von Wirten und Gästen ist gut. Künftig möchten wir auch mit den Tourismusverbänden zusammenarbeiten, damit Urlauber ohne großen Rechercheaufwand erfahren, wo was los ist. Wir denken aber auch in Richtung Personal – ein großes Thema und der eigentliche Flaschenhals in der Gastronomie. Hier können sich Plattformen als sehr nützlich erweisen.
Haben Sie die Teilnahme am Gründerpreis inzwischen abgehakt?
Schmaus: Auf keinen Fall – wir wollen 2019 unbedingt noch einmal antreten. Heuer hat es leider nicht geklappt; die Jury hatte uns positives Feedback zur Idee an sich gegeben, wir konnten aber noch nicht den geforderten Umsatz vorweisen und sind noch nicht lange genug am Markt. Sollte es 2019 für uns gut ausgehen: Wir wüssten umgehend, dass wir das Preisgeld in den Ausbau unserer Plattform stecken.Interview: Beatrix Boutonnet