Rosenheim – Für den Handel sind die wenigen Wochen, die noch bis Heiligabend Umsatz versprechen, keine stade Zeit. Die haben viele von ihnen nämlich schon hinter sich: Das Sommergeschäft lief wegen der lang anhaltenden, warmen Witterung eher schleppend, wie einige der von den OVB-Heimatzeitungen befragten Rosenheimer Geschäftsinhaber einräumen.
Auf Schnee freut man sich zum Beispiel bei IKO Sportartikel in Raubling: „Wir setzen stark auf Skitouren-Ausrüstung“, sagt Tessa Irlbacher, Geschäftsführerin der IKO Einzelhandels-Filialen. Nachdem sich etwa Jacken in diesem Jahr ohne Übergangszeit nach dem Sommer eher schlecht verkauft hätten, erwarte man mit Spannung das Weihnachtsgeschäft. Das Risiko ist dabei Irlbachers ständiger Begleiter: „Schon im Januar kaufen wir üblicherweise die Winterware ein und müssen abschätzen, wie gut der Absatz sich entwickelt.“ Bergsteiger, Hobby- und Extremsportler bilden daher eine Kundengruppe, die mit ihrem Bedarf für Stabilität sorgen, auch wenn der Winter mal wieder mau ausfallen sollte.
Das hofft man im Schuhhaus Reindl nicht: „Rutscht das Thermometer in den Keller, steigt die Lust auf vernünftige Schuhe“, ist die Erfahrung von Geschäftsführer Karl Reindl. Aus seiner Sicht beeinflussen Gefühle und Stimmung die Kaufentscheidung stark; das erklärt vielleicht, warum flauschige, warme „Uggboots“ jetzt Hochsaison haben. Etwas, das laut Reindl in dieser Saison stark nachgefragt ist, verkauft er ein Haus weiter: Zum Beispiel Zigarren und Edel-Spirituosen: „Für Genussmittel gibt es immer einen Markt.“ Der Rosenheimer, meint er weiter, mag´s aber gern bodenständig: „Die Zigarre mit Blattgold, die braucht´s nicht.“ Deshalb womöglich kehrt die gute, alte Pfeife zurück. Sie sei auch bei Jüngeren ein gefragtes Weihnachtsgeschenk. Jung und Alt interessieren sich laut Thomas Treibenreif von der Krumtünger Goldschmiede gleichermaßen für hochwertigen Schmuck. Wobei Erstere eher Weißgold und Silber bevorzugten, die anderen Roségold. Juwelenschmuck sowie Farbsteine seien gefragt wie eh und je. Gerade zur Weihnachtszeit kämen deutlich mehr Männer zum Juwelier: „Sie suchen ein schönes Schmuckstück für ihre Frau. Schlaue Frauen kommen vorher schon in den Laden und geben daheim Tipps“, schmunzelt Treibenreif, „oder markieren im Prospekt diskret eine Seite mit einem Eselsohr.“
Gutscheine sind ein beliebtes Weihnachtsgeschenk von „Ihm“ für „Sie“. Etwa in Form von Massagen und Schönheitsbehandlungen. Ein typisches „Last Minute“-Geschenk, wie Philipp Louys, Mitinhaber des Friseur- und Beautysalons Louys erzählt: „Wir haben am 24. Dezember noch kaum einen Gutschein an eine Frau verkauft.“ Auch die Nachfrage nach Trachten ist zu Weihnachten ungebrochen, sagt Paul Unterseher. Traditionell würden bei Trachten Unterseher im Dezember – einem der wichtigsten Verkaufsmonate – Dirndl aus wärmenden Stoffen sowie Hemden, Westen und Krawatten für Herren gekauft, doch auch „eine schöne Lederhose liegt immer häufiger unterm Weihnachtsbaum.“
Steakmesser und Weihnachtsdeko
Für den Tavola Küchenladen ist der Dezember laut Geschäftsführerin Teresa Willmann der umsatzstärkste Monat. Vom Besteck über die Küchenmaschine („meist von Eltern an die Kinder verschenkt“) bis hin zu Deko geht jetzt „alles“ über den Tresen. „Männer werden gern mit japanischen Messern beschenkt oder mit handgefertigten Steakmessern“, beobachtet Willmann. Kommt es heute noch gut an, als Frau ein Küchengerät zu bekommen? Sie schmunzelt. „Ich weiß, das sehen manche Frauen kritisch. Ich persönlich find´s super, wenn mein Mann mir etwas für die Küche schenkt, denn er weiß genau, was ich mag!“ Traditionell bäckt Willmann in der Adventszeit für ihre Kundschaft und verschenkt heuer insgesamt 5000 Makronen – eine Arbeit von mehreren Tagen, die den Kunden das stressige Weihnachts-Shopping ein wenig versüßen soll.