Rosenheim – Der Verkehr belastet unser Klima. Laut EU-Kommission sollen die Kohlendioxid-Emissionen von Lkws ab 2019 bis 2025 um 15 Prozent, bis 2030 um 30 Prozent sinken. Bernhard Reichert, Geschäftsführer der BTK, will das Rosenheimer Transportunternehmen „unabhängig von der politischen Diskussion“ auf dieses Zukunftsszenario vorbereitet wissen – gern auch in einer Vorreiterrolle. Aktuell sind fünf LNG-Fahrzeuge im Einsatz (wir berichteten), der Förderantrag für sieben weitere Lkws ist beim Bundesverkehrsministerium gestellt. LNG steht für Liquified Natural Gas, kurz: Flüssigerdgas. „Im Flüssigerdgas sieht die Spedition eine zukunftsfähige Technologie, weil die Emissionen weit unter den Grenzwerten eines Euro VI Diesel liegen. Das betrifft sowohl Feinstaub und Stickoxide als auch CO2 durch einen niedrigeren Verbrauch und nicht zuletzt Lärm.“ Bei einer Fahrleistung von 120000 Kilometern pro Lkw und Jahr spare man mit LNG zwei Millionen Kilogramm CO2 in fünf Jahren.
Auch Aldi Süd schickt testweise für fünf Jahre einen LNG-Transporter durch die Region Südost, um Filialen zu beliefern. Dort hat man errechnet, damit 16 Prozent an CO2-Emissionen einzusparen und unter anderem 99 Prozent weniger Feinstaub zu produzieren. 500 Kilometer Reichweite hat der Lkw, dabei gibt es laut Aldi Süd gegenüber Diesel oder Benzin keine Einschränkungen. Die LNG-Lkws der BTK fahren im Umkreis von 250 Kilometern um Nördlingen und in Baden-Württemberg.
Besonders groß seien die Vorteile des flüssigen Gases für die BTK im Moment noch nicht, wie Bernhard Reichert sagt: „Zwar sind die Treibstoffkosten etwas niedriger als bei Diesel. Allerdings sind die Fahrzeuge ohne dichtes Tankstellennetz bis jetzt nicht flexibel einsetzbar.“ Vorerst zählten daher Umweltaspekte. „Die ersten acht Fahrzeuge sind bei uns ohne Förderung in Betrieb gegangen“, unterstreicht man bei der BTK das Klimaschutz-Ansinnen. Für die nächsten sieben Sattelzugmaschinen flösse eine staatliche Förderung von 12000 Euro je Fahrzeug.
Getankt werden müsse derzeit in Aalen auf dem Gelände des Lkw-Herstellers Iveco. Bei den Fahrern sei die Akzeptanz der neuen Antriebstechnologie hoch, so BTK: „Das Tanken ist komplett anders, aber sobald man die Technik verstanden hat, ist es einfach“, erzählt Kraftfahrer Dieter Wellenreich. Das ist auch die Marke, unter der die LNG-Laster der BTK und von Aldi Süd fahren. „Iveco ist auf dem Gebiet der Flüssiggastechnologie der Marktführer mit langjähriger Erfahrung“, erklärt Reichert die Wahl. In europäischen Nachbarländern habe Iveco bereits große Stückzahlen der LNG-Sattelzugmaschinen verkauft.
Bei Aldi Süd hat man neben der Schonung von Umwelt und Klima noch ein weiteres Ziel: Die eigenen Erfahrungen, die man jetzt sammle, dienten den Herstellern wiederum zur Weiterentwicklung der Technologie – was relevant für eine spätere Serienherstellung sei. Auch bei den Dienstwägen teste man, so ein Sprecher, gerade alternative Antriebstechnik.
Der Wunsch für die Zukunft: Antriebsformen, die wirklich nachhaltig seien und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvoll, so Aldi Süd. Und, dass weit mehr als nur sechs Prozent der 14000 deutschen Tankstellen Erdgas anbieten und dann auch für Lkw zugänglich seien. Auch bei der BTK sieht man das so: „Bei flächendeckender Versorgung können wir uns einen Fuhrpark mit 100 Prozent Erdgas vorstellen“, sagt Reichert.