Tipps für Gründer

„Man sollte alle Zahlen kennen“

von Redaktion

Steuerexperte: Um gewisse steuerrechtliche Kenntnisse kommen Jungunternehmer nicht herum

Bad Aibling – Ralph Kammermeier, Steuerberater und Experte für internationales Steuerrecht, berät die Teilnehmer des Rosenheimer Gründerpreises in Sachen Steuern.

Muss man sich heute als Gründer mit Steuerrecht selbst befassen?

Ein Steuerberater kann von Anfang an helfen, um keine unangenehmen Überraschungen zu erleben. Er kann zum Beispiel bei der Wahl einer geeigneten Rechtsform unterstützen. Bei Unsicherheiten sollte der Gründer rechtzeitig den Rat eines Steuerberaters einholen, sonst ist auch dem Experten eine Richtigstellung oft nur schwer oder gar nicht möglich. Einige Verpflichtungen, etwa Aufzeichnungen, muss der Unternehmer selbst erfüllen, weswegen er sich schon mit steuerrechtlichen Angelegenheiten befassen muss. Der Steuerberater kann ihm aber Handlungsempfehlungen und Hilfestellung geben.

Welche finanziellen Stolperfallen beobachten Sie bei Gründern und Jungunternehmern?

Gründer vernachlässigen oft, dass Zahlungen von Kunden zeitverzögert eintreffen und entsprechend vorfinanziert werden müssen. Die benötigten Geldmittel werden zu knapp bemessen. Häufig werden auch die Ausgaben zu gering eingeplant oder einzelne Posten ganz vergessen. Viele wissen auch nicht, wie hoch ihre persönlichen Lebenshaltungskosten sind. Gerade dieser Wert ist wichtig, um festzustellen, ob das Vorhaben überhaupt eine finanzielle Existenzgrundlage bilden kann und wie hoch die Gewinne sein müssen, um die persönlichen Kosten damit abzudecken.

Wann lohnt es sich, die Kleinunternehmer-Regelung in Anspruch zu nehmen?

Grundsätzlich kann die Kleinunternehmerregelung in der Umsatzsteuer nur in Anspruch genommen werden, wenn der Jahresumsatz 17500 Euro nicht überschreitet. Wenn zu erwarten ist, dass in den nächsten Jahren diese Grenze überschritten wird, macht es wenig Sinn, als Kleinunternehmer zu starten. Es sind in der Praxis nur sehr wenige Fälle, in denen die Kleinunternehmer-Regelung tatsächlich Vorteile bringt. Bevor sie gewählt wird, sollte man genau prüfen, ob dies zur Geschäftsstruktur passt.

Welche Zahlen sollte ein Gründer die ersten Jahre im Blick haben?

Die wesentlichen Aufwendungen dürften in der Regel in den Personalkosten und im Wareneinkauf liegen. Auch Miet- oder Werbekosten können einen erheblichen Block bilden. Wichtig: An genügend Mittel für Beratung und Fortbildung denken. Gerade in der Gründungsphase sollte dafür ein Budget eingeplant werden, um von Anfang an das Vorhaben auf ein solides Fundament zu setzen. Hier bietet es sich an, auch kostenlose Informationsangebote zu nutzen, wie zum Beispiel beim Rosenheimer Gründerpreis. Interview Elisabeth Sennhenn

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