Rosenheim – Bevor er auf die positiven Nachrichten an diesem Abend zu sprechen kam, ging Hubert Kamml, Vorsitzender des Vorstandes der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee eG, auf die aktuelle weltwirtschaftliche Lage im Spannungsfeld von politischen Risiken sowie auf die Herausforderungen des Finanzmarktes ein. Während der europäische Handelsraum stark sei, bestünden dennoch Brennpunkte in Europa, sei es der „Brexit“, das verschuldete Italien mit seiner neuen Regierung oder die „faulen Kredite“ in einigen Ländern der Eurozone. „Mit großem Bedenken“ sehe sein Haus deshalb die Planungen für eine europäische Einlagensicherung: „Diese würde dazu führen, dass über kurz oder lang auch stabile Banken für Verluste aus den Problemkrediten unsolider Geldhäuser haften müssten.“
Freude beim Blick in die Zukunft, so Kamml zum Publikum, machten da schon eher die guten Chancen auf die weitere, positive Geschäftsentwicklung der Genossenschaftsbank: „Ab 2020 gewinnen die Digital Natives die Oberhand, das heißt, die Zahl, der in der digitalen Welt aufgewachsenen Marktteilnehmer wird erstmals die Mehrheit darstellen.“ Für sie würden durch die technologischen Entwicklungen die Zugangswege zur Bank und zu Transaktionen immer kürzer, leistungsfähiger und bequemer: „Sie nutzen Onlinebanking schon jetzt sieben- bis zwölfmal im Monat, besuchen aber nur einmal im Jahr die Filiale.“
Für digitale Anforderungen sei man sehr gut aufgestellt. Die VR-Banking-App, eine der erfolgreichsten ihrer Art in Deutschland, ermögliche es den Kunden, immer und überall ihre Bankgeschäfte nach deutschen Sicherheitsstandards zu erledigen. „Mit MeinInvest ist der erste digitale Anlage-Assistent für unsere Kunden online. Genauso bieten wir als eine der ersten Banken überhaupt den Abschluss eines VR-Geschäftskontos über den Online-Weg papierfrei an“, führte Kamml den Vertretern als Beispiele für den digitalen Wandel bei der Genossenschaftsbank vor Augen. Weitere Entwicklungen wie mobiles Bezahlen mit dem Smartphone, ein eigener „Alexa-Skill“ sowie neue Kassenlösungen auf iPad-Basis für Firmenkunden, würden aktuell umgesetzt.
Größte primäre Genossenschaft Bayerns
Mirko Gruber, stellvertretender Vorstandssprecher der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee eG, berichtete über ein noch nie da gewesenes Wachstum im Geschäftsjahr 2017, welches sich in allen Geschäftsfeldern zeige: „Das vergangene Jahr war ein Turbojahr“. So wurde das betreute Kundenvolumen um 9,5 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro gesteigert. Trotz der anhaltenden Niedrigzinspolitik erhöhten sich die Einlagen der Kunden um 8,8 Prozent auf rund 3,8 Millionen Euro. Neukredite wurden in Höhe von 928 Millionen Euro für über 4700 private und gewerbliche Investitionen ausgereicht. Das Kundenkreditvolumen steigerte sich dadurch um neun Prozent auf über 3,5 Millionen Euro. „Durch das gute Geschäftsergebnis konnte die Eigenkapitalbasis weiter gestärkt werden, sie liegt somit deutlich über dem Schnitt der Genossenschaftsbanken in Bayern und Deutschland.“ Mit einem Bilanzsummenwachstum um fast neun Prozent auf gut 4,9 Millionen Euro ist die Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee eG weiterhin die größte Primärgenossenschaft in Bayern und auf Platz zehn in Deutschland, so Gruber.
Einen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung zu leisten, sei da ein schöner Nebeneffekt: „2017 haben wir neun Millionen Euro Gewerbesteuer, 13 Millionen Euro Sozialversicherungsbeiträge, 39 Millionen Euro Löhne und Gehälter gezahlt und neun Millionen Euro investiert“, zählte Gruber auf. An Zustiftungen, Spenden und Sponsoring flossen 2017 rund 640000 Euro. Die fünf von der Volksbank Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee eG gegründeten Stiftungen beteiligten sich aktiv an diesen Förderungen. Ihr Grundstockvermögen beläuft sich auf insgesamt über sieben Millionen Euro.
Wie Prof. Dr. Josef Stadler, Vorsitzender des Aufsichtsrates, betonte, sei die Bank durch die erfolgreich verlaufene Verschmelzung mit der ehemaligen Raiffeisenbank Höhenkirchen und Umgebung eG weiter gestärkt worden. Das Geschäftsgebiet umfasst nun die Regionen Rosenheim, Mangfalltal, Höhenkirchen, Inntal, Wasserburg, Chiemsee und Chiemgau-Süd.
Der Genossenschaftsverband Bayern bestätigte dem Vorstand und Aufsichtsrat auf der Vertreterversammlung abschließend erneut eine „sehr gute Arbeit“.
Siegfried Drexl, Revisionsdirektor des Genossenschaftsverbandes Bayern, berichtete in seinem Beitrag über die Ergebnisse der durchgeführten gesetzlichen Prüfung. Besonders lobte er dabei die „weiterhin sehr gute Ertragslage sowie die überdurchschnittlich gute Vermögenslage“ der Bank. Er erinnerte aber auch daran, dass dieser Erfolg hart erarbeitet sei und immer wieder neu verdient werden müsse: „Das ist nicht selbstverständlich.“
Dividende wird ausgeschüttet
Vor dem Hintergrund der positiven Berichte stimmten die Vertreter der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig zu. Ebenso wurde der Jahresabschluss genehmigt und eine Dividende von 1,75 Prozent im Rahmen der Gewinnverwendung beschlossen.
Aufgrund von Änderungen, unter anderem des Genossenschaftsgesetzes, wurden Anpassungen der Satzung und Wahlordnung erforderlich. Diese wurden von der Vertreterversammlung einstimmig beschlossen, ebenso die Struktur des Wahlausschusses. Er setzt sich somit zusammen aus neun Vertretern der Regionen, dem Aufsichtsratsvorsitzenden und zwei Vorständen. „Wir werden weiblicher“, freute sich Hubert Kamml mit Blick auf den teils neu besetzten Wahlausschuss, in dem immerhin vier von neun Mitgliedern nun Frauen sind.