Rosenheim – Heute und morgen findet im Rosenheimer Ballhaus der international besetzte Kongress des regionalen Instituts für Baubiologie und Nachhaltigkeit (IBN) statt. Das IBN gibt es seit 1983. Neben der Beratung für Bauherren und Bauexperten bildet es selbst Baubiologen aus. Das Motto des Kongresses heuer lautet: „Baubiologische Agenda 2025 – Visionen Realität werden lassen“. Zahlreiche Referenten aus dem In- und Ausland befassen sich an beiden Tagen mit den unterschiedlichen Themen der Baubiologie. Die Veranstaltung richtet sich an Baufachleute, Baubiologen, Heilberufe sowie Studenten „und alle, die sich für gesundes Bauen und Wohnen interessieren“, sagt Geschäftsführer Winfried Schneider.
Welche Rolle spielt die Baubiologie beim Thema Hausbau heute?
Unser Schwerpunkt liegt auf gesundem, nachhaltigem Wohnen und Bauen – in der Realität sieht es oft anders aus. Da wird schnell und günstig gebaut, ohne allzu viele Gedanken an Baumaterialien, Wohngifte und das spätere Raumklima zu verschwenden. Energieeffizienz steht heute als Thema meist im Mittelpunkt, wenn es ums Bauen oder Sanieren geht. Jedoch wird unserer Meinung nach beim Thema Energie nicht weit genug gedacht. In der Regel geht es dabei nur um den Energieverbrauch des fertigen Gebäudes. Man kann aber schon bei der Auswahl der Baustoffe auf Energieeffizienz achten, spätere Sanierungen oder Umbauten mit berücksichtigen und auch das Lebensende eines Gebäudes.
Die Baubranche ist ständig im Wandel, nicht zuletzt durch die Digitalisierung. Welche Trends sieht der Baubiologe?
Smart Home kann auch beim baubiologischen Gebäude relevant sein; hier geht es dann etwa um die Frage, wie viel Funktechnik wirklich nötig ist, ohne auf die Vorteile der Technologie verzichten zu müssen. WLAN zum Beispiel kann meist mit einem Bruchteil der Sendeleistung arbeiten. Eigentlich traditionelle, heute aber wieder innovative Baustoffe wie Lehm oder Strohballen stehen wieder hoch im Kurs. Auch Licht bildet einen Schwerpunkt, nachdem bald nur noch LED oder OLED erlaubt sind, die aber auch ihre baubiologischen Nachteile haben.
Ihre Vision für das baubiologisch perfekte Gebäude 2025?
Das Haus, ob privat oder gewerblich genutzt, enthält keine Schadstoffe, weist eine optimale Ökobilanz auf, ist energieeffizient vom Baubeginn an. Seine Baumaterialien sind voll recycel- und damit wiederverwendbar. Idealerweise ist es ein Null- oder sogar Plus-Energiehaus, erzeugt also noch Energie. Und das alles auf bezahlbare Weise. So könnte das Ganze auch eine Perspektive sein für ärmere Länder außerhalb des wohlhabenden Europa, für Indien etwa oder Afrika. Denn baubiologisches Wohnen muss nicht teuer sein, es kommt eben darauf an, wie man´s macht. Interview: sen