Wasserburg – Soviel ist sicher: Ein souveränes Auftreten lernt man in dieser Ausbildung. Azubi Elisabeth begrüßt mit einem festen Händedruck und hat sich perfekt auf das Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen vorbereitet. Ihre Ideen für das Gespräch hat sie sogar auf einem Block notiert, auf den sie zwischendurch manchmal blickt. Doch eigentlich braucht sie diese Denkhilfe gar nicht. Immerhin geht es ja um das, was sie täglich macht – und darin ist sie schon ziemlich gut.
Sauer macht eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau und ist im dritten Lehrjahr. Ihre Ausbildungsstätte: das Gewandhaus Gruber in Wasserburg. „Ich liebe Mode“, sagt sie schmunzelnd. Schöne Outfits zu kreieren, das habe ihr immer gelegen. „Da habe ich früher schon meinen Freundinnen geholfen.“ Zudem wollte sie unbedingt „etwas mit Menschen“ machen.
Das Gewandhaus Gruber schien perfekt. Für die Wasserburgerin ist der Arbeitsweg kurz. Auch spielt im Modehaus als Fachgeschäft die Beratung eine sehr große Rolle. Direkt mit den Kunden zu arbeiten – das war genau, was die junge Frau wollte, wie sie erzählt: „Es macht mir einfach Freude, wenn ich Menschen weiterhelfen kann.“
Auch Buchhaltung gehört dazu
Nicht zuletzt gefiel ihr die Atmosphäre in dem Gebäude der Wasserburger Altstadt. Also hat sich die junge Frau nach ihrem Abschluss an der Mittelschule beworben und wurde prompt genommen. Im August 2015 startete sie ihre Ausbildung. Insgesamt rund 20 Azubis sind bei Gruber in den Gewandhäusern Erding, Wasserburg, Dorfen und Freising beschäftigt.
„Man muss offen sein, auf Leute zugehen können“, ist Sauers Erfahrung. Außerdem sollte man ein freundliches sowie sicheres Auftreten haben und natürlich modebewusst sein. Während sie in der Berufsschule in Rosenheim die Basis des kundenorientierten Verkaufens und die kaufmännischen Grundlagen wie Buchhaltung und Personalwirtschaft lernt, geht es bei der Arbeit im Gewandhaus an die Praxis.
Jedes halbe Jahr lernt Elisabeth eine neue Abteilung kennen. Unter anderem bei der Jugend und der jungen Mode war sie schon. Inzwischen ist sie in der Wäsche-Abteilung angekommen.
„Hier ist die Beratung besonders intensiv, weil die Kunden zum Beispiel mit den verschiedenen Konfektionsgrößen oft überfordert sind“, erklärt Erika Hehl, Abteilungsleiterin bei Gruber in Wasserburg. Daher habe die Auszubildende zunächst eine Einführung in die Produkte erhalten. Dann habe sie den Kollegen beim Bedienen der Kunden erst einmal zugeschaut, bei den ersten eigenen Beratungen stets noch den Rat der Mitarbeiterinnen eingeholt. „Man muss hier fachlich viel wissen,“ hat Sauer gelernt. Außerdem brauche man ein gutes Fingerspitzengefühl für die Bedürfnisse der Kundschaft, weil der Bereich Wäsche ja doch sehr intim sei.
Aber nicht nur von den Kollegen lernt die junge Auszubildende ihr Fachgebiet. Im „Gruber-Diplom“ werden die Azubis auch hausintern geschult. Rund um die Materialien, die Hersteller, aber auch um die Geschichte des Hauses gehe es dabei, so die Ausbilderin.
Langweilig wird es Sauer nie: Denn ganz entgegen dem verbreiteten Klischee, das man sich im Kleidungsverkauf „die Beine in den Bauch steht“, ist der Alltag der Auszubildenden recht abwechslungsreich. Warenlieferungen annehmen, die Produkte sichern, Kleidung aufbügeln, die Waren pflegen, die Abteilungen dekorativ gestalten und die Produkte präsentieren gehören genauso zu den Aufgaben wie das Bedienen der Kunden.
Erwartungen an Ausbildung erfüllt
„Uns wird auch sehr viel Eigenverantwortung überlassen“, freut sich die angehende Einzelhandelskauffrau. Gerade beim Waren-Präsentieren könne man sehr kreativ sein.
Ein weiterer Pluspunkt für den Beruf – auch, wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: Durch die langen Öffnungszeiten des Hauses arbeiten die Angestellten in Schichten. Die Arbeitszeiten können dadurch sehr flexibel sein, erklärt Sauer. Durch die Dienste am Samstag habe man einen Werktag in der Woche frei. Sauer findet das praktisch.
Ihre Erwartungen haben sich mit der Ausbildung erfüllt: „Es ist ein toller Beruf“, ist sie überzeugt. Die schriftliche Abschlussprüfung hat sie bereits absolviert, nur die mündliche steht noch an. Wie es danach weitergeht? Der Wunsch von Azubi Sauer ist eindeutig: „Ich würde gerne im Gewandhaus bleiben!“