Kirchdorf/Haag – „Wir gehen nicht unter“, ist der erste Satz, den Betriebsrat Adolf Haller vehement vorne wegstellt (siehe Kurzinterview). Zuversicht tut jetzt auch Not bei der Schletter GmbH. Sie gab eben bekannt, dass vor einigen Tagen ein strukturierter Investorenprozess begonnen habe, bei dem mögliche Investoren ermittelt und gezielt angesprochen würden. Damit bestätigen sich entsprechende Gerüchte über mögliche Kaufinteressenten, die schon seit einigen Wochen die Runde machten.
Das Unternehmen, das zu den führenden Herstellern für Fotovoltaik-Montagesystemen aus Aluminium und Stahl weltweit gehört, betreibt seit dem 19. März eine Sanierung in Eigenverwaltung (wir berichteten) und will sich über den Einstieg eines Investors langfristig finanziell neu aufstellen, wie es heißt. Im März teilte das Unternehmen noch mit, die Löhne und Gehälter der rund 280 Mitarbeiter seien für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert.
Gleich ein Dutzend Investoren aus dem In- und Ausland, teilte Schletter den OVB-Heimatzeitungen mit, prüfen derzeit die Bücher des oberbayerischen Unternehmens. Darunter seien sowohl Unternehmen aus der Branche als auch Finanzinvestoren. „Das Interesse ist erfreulich hoch“, so Geschäftsführer Tom Graf. Auf ihm mit seiner 30-jährigen Erfahrung als Geschäftsführer und Vorstand von Mittelständlern in Umbruchsituationen ruht im Moment die Hoffnung der Belegschaft. Auch Finanzchef Oliver Renzow hat früher Unternehmen in schwierigen Marktsituationen begleitet.
„Es haben sich einige Interessenten von sich aus gemeldet“, berichtet Andreas Elsäßer, der als Restrukturierer und krisenerfahrener Interimsmanager die Geschäftsleitung während der Eigensanierungsphase unterstützt. Das zeige, dass Schletter mit seinen erstklassigen Produkten und seiner internationalen Aufstellung sehr gut im Markt positioniert sei. Erste indikative Angebote würden noch im April erwartet. Entscheidend sei, dass der Investor ein Konzept präsentiere, das der Schletter GmbH eine nachhaltige Zukunft ermögliche. Das gelte sowohl in Bezug auf die Finanzierung als auch auf die Unternehmensstrategie. Derweil soll laut Geschäftsführung der Betrieb stabil und „in vollem Umfang“ weiter laufen.
Dass Kunden und Lieferanten dem Kirchdorfer Unternehmen gerade jetzt die Treue halten, ist immens wichtig: Mit ihnen habe die Geschäftsleitung gleich nach der Antragstellung in enger Abstimmung mit dem Münchener Sachwalter und Experten für Restrukturierung, Dr. Christian Gerloff, intensive Gespräche geführt, um die Fortführung des Geschäftsbetriebs sicherzustellen, so Elsäßer weiter.
Mit Messeteilnahme und Produktneuheiten der Krise trotzen
„Alle Beteiligten verhalten sich sehr konstruktiv und stehen weiter zum Unternehmen, insbesondere arbeiten sämtliche Lieferanten weiter mit uns zusammen“, betonte der Sanierer. „Damit ist sichergestellt, dass wir sämtliche Aufträge in gewohnter Qualität ausliefern können.“
Wie mitgeteilt wird, konnte sich Schletter zuletzt „eine Reihe von größeren Aufträgen im Projektgeschäft“ sichern. Auch die Vorbereitungen auf die im Juni stattfindende Intersolar, die größte Solarmesse Europas, haben begonnen. Dort will man eine Reihe von Produkt-Neuheiten vorstellen.
2016 hieß es noch, 2018 wolle man wieder in die Gewinnzone kommen. Was wurde daraus?
„Dank konsequenter Restrukturierungsmaßnahmen erwirtschaften wir schon jetzt wieder operativ positive Erträge“, heißt es aus der Geschäftsleitung. Ein Problem seien die Altschulden der Gesellschaft aus der Zeit vor 2016, „die wir nicht aus eigener Kraft abbauen können.“ Die Investorenlösung solle ermöglichen, frei von Altschulden wieder insgesamt in die Gewinnzone zu kommen.