Weiding – Tilen Verhovsek ist schon wieder ins hessische Oberursel, wo sich die Zentrale der Almil AG befindet, zurückgereist. Am Standort Weiding, bald der Ex-Standort von Hochwald, gehen derweil die Vorbereitungen für die „Schlüsselübergabe“ an Almil zum 1. April weiter.
Wer weiß, wann die künftige Almil-Belegschaft den operativen Geschäftsführer Verhovsek wohl erneut in Weiding zu Gesicht bekommen wird, oder Manfred Leonhardt, den Vorstandsvorsitzenden. Für die verbleibenden 120 Hochwald-Mitarbeiter, die die Hessen zum April übernehmen, ist das vielleicht auch gar nicht das Entscheidende, sondern, dass es überhaupt weitergeht. Etwa 110 Kollegen haben sie jedenfalls schon verloren; die meisten davon hatten sich woanders neue Stellen gesucht, als Hochwald sich 2017 gegen eine Weiterführung des Standorts aussprach (wir berichteten). Dieser Beschluss gehöre zu den schwersten in der Geschichte von Hochwald, so Detlef Latka, Vorstandsvorsitzender der Hochwald Foods GmbH, damals.
Ähnlich wie der Belegschaft war es auch den Vertragslandwirten gegangen, die das Werk bis dahin mit Milch beliefert hatten; viele verloren ihre Verträge mit Hochwald (siehe Infokasten). Aus Mühldorf und Altötting kamen und kommen ebenso noch Milchlieferanten; rund 170 Millionen Kilogramm Milch aus den beiden Landkreisen hatte das Weidinger Werk bis dahin pro Jahr im Schnitt verarbeitet.
Standort ist dank Investitionen gerüstet
Almil, so gab Verhovsek gestern vor seiner Abreise bei einem Hintergrundgespräch in Weiding bekannt, wolle ab 1. April zunächst mit 460 Landwirten der Milcherzeugergemeinschaft (MEG) Mühldorf-Altötting mit einem Volumen von rund 125 Millionen Kilogramm Milch starten. Dazu kämen etwa 260 Landwirte vom Verein der Milchproduzenten Oberösterreich, die 55 Millionen Kilogramm Milch liefern werden. Man sei generell an einer „längerfristigen Bindung“ interessiert. Die Milcherzeuger der Region zeigen sich positiv gestimmt von der Übernahme: Johann Bauer, Sprecher der Mühldorfer und Altöttinger Erzeugergemeinschaft (MeG), erzählt, dass man bereits zweimal im Vorfeld von der neuen Geschäftsführung zu Gesprächen eingeladen wurde und die Bauern einen guten Eindruck erhalten hätten. Zur vereinbarten Milchmenge sagte er: „Das ist ein sehr guter Anfang für die Zusammenarbeit“. Da weiterhin viele bekannte Gesichter in Weiding tätig sein würden, kenne man als Milcherzeuger seine Ansprechpartner und fühle sich gut aufgehoben. Demnächst orientiert sich die Almil zudem an den Richtlinien des Verbands Lebensmittel ohne Gentechnik e.V. (VLOG). Freuen kann sich der Übernehmer darüber, dass Hochwald nach eigener Aussage in den vergangenen Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag in den Standort investiert habe. „Damit ist das Werk für weitere Entwicklungen gut gerüstet“, sagte gestern der bisherige Werksleiter Otto Wild. Versorgungseinheiten wie Eiswasser, Druckluftluft, Bachwasser und Kesselhaus seien in sehr gutem Zustand.
Ausbildung wird wieder aufgenommen
Almil übernimmt das Werk in zwei Schritten: Zum 1. April zunächst das Milchwerk, das Trockenwerk zum 1. April 2021. Bis 2021 wird Hochwald weiter am Standort Magermilchpulver für die Babynahrungsindustrie produzieren. Die Milch für das Trockenwerk kommt dabei von Almil. Die Werksleitung übernimmt künftig Josef Heigl, der bereits zu Hochwald-Zeiten Betriebsleiter war. Auch will Almil in Kürze wieder die Ausbildung im Werk aufnehmen, die Hochwald zum Jahreswechsel beendet hatte.
Der hessische Milchverarbeiter produziert Halbfabrikate und Konzentrate für die Milchindustrie, tritt auch als Abfüller am Markt auf. Künftig will man unter anderem das Segment der Fettveredelung angehen, „Investitionen hierfür sind schon angelaufen“, so Verhovsek.