Schwindegg/Mühldorf – Zum vierten Mal in Folge mussten die Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistungen im Landkreis Mühldorf einen Rückgang bei den Lehrlingen hinnehmen. Die IHK für München und Oberbayern verzeichnete 2017 insgesamt 425 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, ein Minus knapp zwei Prozent gegenüber 2016.
Schüler, Eltern und Lehrer sind gefragt
Wie aus den Zahlen der Arbeitsagentur auch hervorgeht, blieben zudem noch fast hundert Lehrstellen mangels Bewerber unbesetzt.
„Die Betriebe im Landkreis kämpfen weiterhin um jeden einzelnen Azubi. Wirtschaft und Gesellschaft müssen sich noch mehr auf die Ausbildung als bestes Sprungbrett in die Karriere zurückbesinnen. Das betrifft nicht nur Schüler, Eltern und Lehrer, sondern auch die Bildungspolitik. Die Berufsbildung ist einer der wichtigsten Grundpfeiler unserer wirtschaftlichen Stärke“, kommentiert Ingrid Obermeier-Osl, IHK-Vizepräsidentin und Vorsitzende des Regionalausschusses Altötting-Mühldorf. Um Jugendliche für die duale Ausbildung zu begeistern, organisiert der Regionalausschuss bereits seit einigen Jahren mit Erfolg den bundesweit einzigartigen „Bildungsexpress“, eine Zugfahrt, während der sich Schüler und Ausbildungsbetriebe persönlich kennenlernen können.
Bei den Top-IHK-Lehrberufen führen laut Handelskammer in Mühldorf die Verkäufer vor den Einzelhandelskaufleuten und den Industriemechanikern. Bei Mädchen liege die Verkäuferin an der Spitze, bei Buben der Industriemechaniker. Insgesamt wurden in 244 Ausbildungsbetrieben Neuverträge in 59 verschiedenen Berufen abgeschlossen.
Im Nachbarlandkreis Altötting sieht es etwas besser aus: Im vergangenen Jahr konnten die dortigen Betriebe aus Industrie, Handel und Dienstleistungen wieder mehr Lehrlinge einstellen. Für 2017 verzeichnet die IHK 510 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, ein Plus von 6,3 Prozent gegenüber 2016. Dennoch blieben rund 110 Lehrstellen unbesetzt, so die Ergebnisse der Arbeitsagentur. „Nach zwei Jahren steigt die Zahl der neuen Ausbildungsverträge wieder merklich an. Für die Altöttinger Betriebe bedeutet das eine kurze Verschnaufpause im Wettbewerb um jeden einzelnen Azubi“, so Obermeier-Osl.
Mehr Verträge im Nachbarlandkreis
Ein Blick in den Landkreis Traunstein, wohin mittlerweile auch viele Azubis, die nahe der Landkreisgrenzen wohnen, pendeln, blieb deren Zahl konstant auf dem bisher guten Niveau.
Für das abgelaufene Jahr 2017 verzeichnet die IHK dort 677 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, nahezu gleich viele wie im Vorjahr (672). Allerdings blieben rund 215 Lehrstellen mangels Bewerbern unbesetzt, fast 30 Prozent mehr als im letzten Jahr. Von „Spitzenjahren“ wie 2011 mit über 730 Neueintragungen sei man derzeit aber noch weit entfernt, meint Nikolaus Binder, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses Traunstein. Weitere Aktionen der IHK finden mit Partnern wie dem Bayerische Wirtschaftsministerium statt, unter anderem die Kampagne ‚Elternstolz‘ oder die Ausbildungs-Scouts. re