InfraServ gendorf

„Rückgrat der Chemieindustrie“

von Redaktion

Als sich 1939 im Weiler Gendorf am Vorabend des Zweiten Weltkriegs ein Chemieunternehmen ansiedelte, konnte niemand ahnen, dass sich daraus ein hocheffizienter Chemiepark entwickeln würde. Auch nicht, wie dieser Ort sich im Spannungsfeld zwischen Politik und Industrie behauptet.

Dr. Bernhard Langhammer, Geschäftsleiter InfraServ Gendorf.

Burgkirchen – „Spannungsfeld“ ist vielleicht das richtige Stichwort, um einen Einstieg in das weite Feld der Chemiebranche zu unternehmen – denn dass sie alle energieintensiv, vor allem stromintensiv arbeiten, eint die großen Produktionsunternehmen, die im Chemiepark in Gendorf angesiedelt sind. Das Betreiberunternehmen InfraServ Gendorf – in den Worten von InfraServ-Geschäftsleiter Dr. Bernhard Langhammer „der Lösungsanbieter“ – kümmert sich um die Infrastruktur, damit sich die 30 Unternehmen am Standort ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Im Gespräch mit Langhammer wird aber schnell klar, dass an sich schon herausfordernde Aufgaben wie Instandhaltung, das Betreiben einer eigenen Werkfeuerwehr, IT-Dienstleistungen, Entsorgung und Logistik im Chemiepark nicht alles ist, was InfraServ in Gendorf am Laufen hält. Es sind auch strategische Entscheidungen, die jemand wie Langhammer treffen muss, um vor dem Hintergrund politischer Programme und gesetzlicher Regelungen den Chemiepark Gendorf als Industriestandort zukunftsfähig weiterzuentwickeln. Beim Thema Energiepolitik kommt man schnell zum Strom; ein Terawatt, also eine Billion Watt, verbraucht der Chemiepark im Jahr. Zum Vergleich: Bayern hat einen Verbrauch von 80 Terawatt. Die eigene Wettbewerbsfähigkeit hängt für einen Chemieparkbetreiber wie InfraServ Gendorf daher auch vom Strompreis ab“, wie Langhammer deutlich macht. Denn viele der international tätigen Unternehmen benötigen eine zuverlässige Grundversorgung mit sogenannten Medien wie Dampf, Stickstoff, Sauerstoff, Druckluft, Kühlwasser – zu kostengünstigen Preisen. „Energieintensive Industrie kann in Deutschland nur wettbewerbsfähig betrieben werden, wenn die energiepolitischen Rahmenbedingungen gegeben sind. Bei den energieintensiven Unternehmen, die direkt im Wettbewerb stehen, ist dies auch weitgehend erkannt worden“, räumt der Betreiber-Chef ein. „Leider fallen aber Chemieparks immer wieder durch das Wahrnehmungsraster der Politiker und Gesetzgeber, obwohl wir ebenso eine Wettbewerbssituation haben“, beschreibt Langhammer. Erst kürzlich modernisierte InfraServ Gendorf sein KWK-Kraftwerk.

Infrastruktur teilen

„Wirtschaftlich darstellbar ist so ein Kraftwerk aber nur, weil wir als Eigenstromerzeuger KWK-Förderung erhielten“. Dennoch gehört die Zukunft, wenn es um die Chemieindustrie geht, nach Langhammers Ansicht den Betreiberparks. Gerade wenn es darum ginge, sinnvolle Synergien untereinander zu nutzen, schlägt die Stunde der Parks. Indem sich mehrere Unternehmen die vorhandene Infrastruktur teilen und Randprozesse gebündelt von einem Standortbetreiber erhalten würden, ließen sich Betriebs- und Investitionskosten deutlich senken.

Botschaft auf Bundesebene

„Energieintensive Industrie kann in Deutschland nur wettbewerbsfähig betrieben werden, wenn die energiepolitischen Rahmenbedingungen gegeben sind. Bei den energieintensiven Unternehmen ist dies auch weitgehend erkannt worden. Leider fallen die Chemieparks immer wieder durch das Wahrnehmungsraster der Politiker“, kritisiert Dr. Bernhard Langhammer.

Ein Beispiel hierfür sei das Netzentgeltmodernisierungsgesetz, kurz NEMoG: „In letzter Minute, kurz vor Inkrafttreten, wurde ein Punkt mit aufgenommen, der Chemieparkbetreiber hart trifft. Die Offshore-Umlage soll gemäß der KWK-G Umlage abgegolten werden. Dies bedeutet, dass nur noch Unternehmen mit besonderer Ausgleichsregelung eine reduzierte Umlage zahlen müssen.“ Chemieparkbetreiber müssten demnach ab 2019 sowohl die KWK-G- als auch die Offshore-Umlage voll bezahlen. „Im Moment geht man davon aus, dass dies den Strom aus KWK-Anlagen um circa neun Euro je Megawattstunde im Vergleich zu den Privilegierten verteuert.“ Dies könne in Folge das Ende des Erfolgsmodells „Chemieparkbetreiber“ sein. Erfolgreich sei die deutsche Industrie nur, wenn weiterhin die Unternehmen EEG-befreit und bei den sonstigen Umlagen und Steuern privilegiert würden, so Langhammer.

Artikel 5 von 6