Eder GmbH

Visionen von Anfang an

von Redaktion

Kauffrau für Büromanagement, Fachinformatiker, Metallbauer oder Mechatroniker: In elf Berufen bildet die Eder GmbH derzeit aus. An Angela Eder kommt dabei kein Azubi vorbei. Das ist gut so, denn sie hat ein Gespür für Chancen und Talente.

Tuntenhausen – Es ist die Welt der Traktoren, Anhänger, Stapler und Melkroboter, in die sich begibt, wer „beim Eder“ eine Ausbildung anfängt. Und das ist nur ein kleiner Teil des großen Ganzen. Es ist zugleich die Welt von Angela Eder, die sich bei der Eder GmbH in Tuntenhausen um die Auszubildenden kümmert. Sie ist die erste Ansprechpartnerin der derzeit 80 Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die einen der insgesamt elf angebotenen Ausbildungsberufe gewählt haben. Obwohl, ganz stimmt das nicht: Andreas Riedl, gerade in seiner technischen Ausbildung, hat schon seine kaufmännische Lehre bei Eder gemacht, blüht aber erst in der Technik so richtig auf. Angela Eder scherzt mit ihm, der einen Stapler umparkt – so wie sie für jeden, der ihr über den Weg läuft, ein paar aufmunternde Worte hat. Sie ist viel auf dem weitläufigen Firmengelände und im Gebäude der Zentrale unterwegs, um möglichst mit allen Azubis immer wieder in Kontakt zu sein, wie sie erzählt. Ansonsten laufe es umgekehrt – „die wissen schon, dass sie immer zu mir kommen können“, schmunzelt sie, weil wie aufs Stichwort Azubi Adel Merdan einen Kaffee vorbeibringt und eine junge Dame mit Papieren in der Hand den Kopf ins Büro der Chefin steckt. Sie signalisiert, die Prüfung sei „bis auf einen Leichtsinnsfehler“ gut gelaufen.

Alle Noten landen

bei ihr auf dem Schreibtisch

Eine weitere Prüfungskandidatin wartet vor der Büro-Glasfront; Angela Eder kommuniziert mit ihr per Handzeichen die Noten: Ein Daumen rauf? Oder gar zwei? „Ich will immer wissen, wie die Proben gelaufen sind“, sagt sie, „wer mal daneben gelangt hat, kann mit mir in Ruhe darüber sprechen.“ Dass Adel, der nach Eders Aussage schon im Lohnbüro arbeiten darf, weil er „ein ganz Guter“ sei, Kaffee serviert, daran ist der Besuch von der Zeitung schuld. „Bei uns hat keiner Hilfsjobs. Das mag ich gar nicht“, betont sie, alle Azubis hätten einen eigenen Arbeitsplatz und konkrete Verantwortlichkeiten, dürften so viele Bereiche der GmbH kennenlernen wie möglich und bekämen während der Lehrzeit zusätzliche Angebote, von Nachhilfe über Schulungen und danach Programme, mit denen sie sich höher qualifieren könnten, etwa zum Handelsfachwirt. Es liege ihr am Herzen, erzählt sie, dass „ihre“ Azubis Perspektiven hätten bis hin zu späteren Führungspositionen in einer der Abteilungen der Eder Gruppe. Wenn sie jemanden einstelle, habe sie schon oft eine klare Vision vor Augen, wie für ihn oder sie die Zukunft aussehen könnte, ob in jemandem vielleicht ein brillanter Verkäufer stecke. Dieses Ansinnen hat auch ganz praktische Gründe: Fachkräfte zu finden und sie zu halten, gerade auf dem Land. Bei Eder geht man dieses Problem sachlich an und hat sich auf die Fahnen geschrieben, qualifiziertes Personal selbst hervorzubringen. Gerade hat Eder etwas Neues für ihre Schützlinge entdeckt: „BS+“, ein Konzept der Staatlichen Berufsschule Bad Aibling, bei dem man neben der dualen Ausbildung die Fachhochschulreife erwirbt: „Das wäre was für unsere Marina gewesen“. Marina Steingraber, frisch ausgelernte Groß- und Außenhandelskauffrau, war eines der vielversprechenden Azubi-Talente, die Angela Eder unter ihre Fittiche genommen hat. Gleich nach Ende ihrer Lehrzeit hat die junge Rosenheimerin auf Eders Anregung hin eine „AdA“-Weiterbildung bei der IHK absolviert, die „Ausbildung der Ausbilder“.

Lernen, selbstbewusst zu werden und offen zu sein

Sie vermittelt pädagogische, rechtliche, organisatorische, psychologische und methodische Kenntnisse und Fertigkeiten. Die „AdA“ haben bei Eder 78 weitere Mitarbeiter, damit für die Azubis genug direkte Kontaktpersonen da sind. Marina Steingraber hat kürzlich einen Förderpreis der regionalen Wirtschaft bekommen, weil sie neben ihrer Lehre als Ausbildungsscout an Real- und Mittelschulen unterwegs war, um Schülern das Berufsleben näherzubringen. Spaß habe ihr das gemacht, erzählt sie rückblickend, auch wenn das Vortragen vor einer fremden Klasse manchmal nicht leicht gewesen sei. „Solche Gelegenheiten, vor Menschen zu sprechen, sind eine gute Schule für unsere Azubis“, sagt Eder. Der Anschubser, den sie ihren Azubis immer wieder gibt, lohnt sich, wie sie selbst feststellt: „Viele, die zu uns kommen, sind erst so schüchtern, dass sie einem bei der Bewerbung kaum in die Augen schauen können“, sagt sie lächelnd, „aber nach zwei oder drei Jahren stehen dir auf einmal selbstbewusste, junge Menschen gegenüber, die man in den Verkauf schicken kann und weiß, die sind erfolgreich.“ Sie möchte, dass die Azubis eine Gemeinschaft bilden, sich gegenseitig unterstützen, Schwächere mitziehen. Wie im Europapark Rust, in den man zusammen gefahren ist: Dort haben sie alleine einen Azubi-Film für die Website gedreht.

Eder will ihren Azubis nicht nur viel bieten, sie muss auch mit der Zeit gehen und neue Ausbildungsberufe integrieren. Im Moment tüftelt sie mit der IHK, in deren Prüfungsausschuss die Mutter zweier erwachsener Kinder auch sitzt, an einem Ausbildungsprofil für einen Kaufmann im eCommerce: „Den brauche ich dringend, um unseren Onlinehandel auszubauen.“ Spätestens im Sommer 2018 soll es die Ausbildung offiziell bei der IHK geben, dann steht Angela Eder schon längst in den Startlöchern.

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