Italiens Katholiken bekommen geändertes Vaterunser

von Redaktion

Vatikanstadt – Italiens Katholiken müssen sich an ein anderes Vaterunser gewöhnen: Die Bitte „führe uns nicht in Versuchung“ lautet in der offiziellen Fassung künftig „überlass uns nicht der Versuchung“. Der Theologe und Erzbischof Bruno Forte begründete die Änderung gegenüber „Vatican News“ damit, die neue Übersetzung sei näher am Sinn des griechischen Originals.

Ein entsprechend geändertes italienisches Messbuch soll laut Forte nach Ostern erscheinen. Mit Beginn des neuen Kirchenjahrs am ersten Advent (29. November) tritt die Neuerung in Kraft.

Forte sagte, den Gläubigen sollte die Umstellung keine großen Probleme bereiten. Die veränderte Übersetzung solle helfen, das Vaterunser „bewusster zu beten und näher an dem, was die Intention Jesu war“, so der Erzbischof von Chieti-Vasto, der mehrere Jahre Mitglied der Internationalen Theologenkommission im Vatikan war.

Die Probleme aus der alten Übersetzung „in Versuchung führen“ erklärte Forte mit einer Bedeutungsverschiebung. Dass Gott „uns irgendwie eine Falle stellt“, sei „eine absolut nicht hinnehmbare Vorstellung“, so der Dogmatiker. 2017 hatten die katholischen Bischöfe in Frankreich die bisherige Formulierung im Französischen „Unterwirf uns nicht der Versuchung“ geändert in „Lass uns nicht in Versuchung geraten“. Auch Papst Franziskus hatte zuvor in einem Fernsehinterview gesagt, „führe uns nicht in Versuchung“ sei keine gute Übersetzung. Es sei nicht Gott, der den Menschen in Versuchung stürze, um zu sehen, wie er falle. „Ein Vater tut so etwas nicht; ein Vater hilft, sofort wieder aufzustehen. Wer dich in Versuchung führt, ist Satan“, so der Papst.

Die Deutsche Bischofskonferenz wandte sich 2018 gegen eine Änderung, plädierte aber dafür, intensiver über das Gebet und seine tiefere Bedeutung zu diskutieren. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, bezeichnete es als „sehr gut, dass wir über eine zentrale Frage unseres christlichen Betens so ernsthaft reden“.

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