Rom – An diesem Dienstag hat Papst Franziskus seinen 83. Geburtstag gefeiert. Aus aller Welt gingen Glückwünsche im Vatikan ein. Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella lobte in seinem Schreiben die „unaufhörliche Aktivität Seiner Heiligkeit“ im Appell für Frieden, Dialog und den Erhalt der Schöpfung. Unter Vatikanberichterstattern ist derzeit ein gegenläufiger Trend zu beobachten. Sie spekulieren über das nahende Ende des Pontifikats. Franziskus ist seit März 2013 Papst und damit im siebten Amtsjahr.
Jorge Bergoglio hat sich in dieser Zeit nicht nur Freunde gemacht. Insofern sind die Spekulationen über das Ende seiner Zeit als Pontifex mit Vorsicht zu genießen. Allerdings häuften sich in letzter Zeit einige für Insider bedeutungsträchtige Ereignisse, die vor allem einen Schluss nahelegen könnten: Franziskus bereitet sich auf das Ende seiner Amtszeit vor. Besonders auffällig war eine Nachricht, die das Presseamt des Vatikans bekannt gab. Der päpstliche Privatsekretär Fabián Pedacchio Leániz würde sein Amt als Privatsekretär ab sofort aufgeben und nur noch in der Bischofskongregation tätig sein. Ein Nachfolger wurde nicht nominiert. Vatikanpressesprecher Matteo Bruni sprach von einem normalen Vorgang, das Amt des Privatsekretärs sei „auf Zeit“ vergeben. Bislang teilte sich der 55-jährige Argentinier zwischen der päpstlichen Residenz Santa Marta und der Behörde auf, in der die katholischen Bischöfe bestimmt werden.
Manche Vatikan-Experten wie Franziskus-Kritiker Marco Tosatti rechnen nun mit der Beförderung Pedacchios auf einen hohen Posten in der Kongregation. Dass Päpste ihre Privatsekretäre zum eigenen Amtsende befördern, kennt man aus der Vergangenheit. Benedikt XVI. machte Georg Gänswein knapp drei Monate vor seinem Rücktritt zum Präfekten des Päpstlichen Hauses. Eine zweite wichtige Personalie wurde Anfang Dezember bekannt. Franziskus berief Kardinal Luis Antonio Tagle zum Chef der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. In der neuen Kurienordnung, die demnächst veröffentlicht werden soll, kommt der Behörde, die für die Verbreitung des katholischen Glaubens in weiten Teilen Asiens, Afrikas, Lateinamerikas sowie Ozeaniens zuständig ist, die größte Bedeutung unter den päpstlichen Ministerien zu. Ihr bisheriger Amtsleiter Fernando Filoni musste zwei Jahre vor dem Ablauf seiner fünfjährigen Amtsperiode gehen. Dies wird als Zeichen gewertet, dass Franziskus eine gewisse Dringlichkeit in der Ernennung Tagles erkannte.
Der Filipino Tagle, bislang Erzbischof von Manila, gilt als „Franziskus Asien“, wie der US-Vatikanexperte John Allen jr. schreibt. Sein Charisma, seine Offenheit und sein Stil erinnern manche an den amtierenden Papst. Die Ernennung wird unterschiedlich bewertet. Einerseits, so heißt es, wolle Franziskus seinen potenziellen Nachfolger Erfahrungen in der Kurie machen lassen. Diese fehlte Bergoglio selbst bei seiner Wahl. Andererseits gilt Tagle mit 62 Jahren vielen Kardinälen noch als zu jung, um ernsthafter Anwärter auf das Papstamt zu sein.
Auch im Kardinalsgremium, das eines Tages seinen Nachfolger wählen wird, hat Franziskus vorgesorgt. 67 von 128 in einem Konklave wahlberechtigten Kardinälen wurden von ihm ernannt. Ihre Zahl entspricht zwar noch nicht der zur Wahl seines Nachfolgers notwendigen Zweidrittelmehrheit. Es sind aber bereits mehr als die Hälfte. JULIUS MÜLLER-MEININGEN