„Wir Sachsen wurden bestohlen“

von Redaktion

Unbekannte erbeuten Juwelen von unschätzbarem Wert aus Dresdens Grünem Gewölbe

Dresden – Es ist einer der spektakulärsten Einbruchsfälle der vergangenen Jahrzehnte: Unbekannte haben aus der berühmten Schatzkammer Grünes Gewölbe in Dresden Kunstschätze von kaum messbarem Wert gestohlen.

Vermutlich zwei Täter stiegen über ein Fenster in das Residenzschloss in der Dresdner Altstadt ein. Die Kriminalpolizei geht davon aus, dass weitere Täter beteiligt waren. Bis zum Abend gab es offiziell keine Spur von ihnen. Eine Sonderkommission unter dem Titel „Epaulette“ wurde auf 20 Beamte verdoppelt.

Die Überwachungskamera im Juwelenzimmer habe zwei Einbrecher gezeigt, sagte der Leiter der Kriminalpolizei, Volker Lange. Die Täter hätten zuvor ein Gitter durchtrennt und das Fenster eingeschlagen. Anschließend seien sie zielsicher auf eine Vitrine zugegangen und hätten diese mit einer Axt zertrümmert. „In Gänze dauerte die Tat nur wenige Minuten“, hieß es am Abend im Polizeibericht. Das Juwelenzimmer, der Tatort, hat nur Fenster zum Großen Schlosshof. Die Täter stiegen vom Theaterplatz in den Pretiosensaal ein und gingen direkt über das Wappenzimmer dorthin. „Sie müssen sich ausgekannt haben“, sagte Museumsdirektor Dirk Syndram.

Unter den gestohlenen Stücken sind nach Angaben der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) einige der kostbarsten Stücke der Juwelensammlung aus dem 18. Jahrhundert. Dabei handelt es sich um prominente Kunstwerke der Diamantrosen- und Brillantgarnitur sowie des Brillantschmucks der Königinnen wie Kleinod und Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens, die Große Brustschleife, eine Kette aus sächsischen Perlen, eine Epaulette (Schulterstück) und ein mit über 770 Diamanten besetzter Degen. Die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Marion Ackermann, sprach von einem „Staatsschatz“.

Der Einbruch wurde am frühen Montagmorgen gemeldet. Um 04.59 Uhr hätten sie vom Sicherheitsdienst die Information bekommen, dass es einen Einbruch gebe, sagte der Dresdner Polizeipräsident Jörg Kubiessa. Kurz darauf wurde der erste Streifenwagen alarmiert, wenig später waren demnach alle 16 im Stadtgebiet verfügbaren Einsatzwagen mit der Fahndung beauftragt.

Geprüft wird ein möglicher Zusammenhang mit dem Brand eines Stromverteilers im Bereich der Augustusbrücke am frühen Montagmorgen. Dieser hatte für einen Stromausfall gesorgt. Dadurch fielen die Straßenlampen im Bereich des Residenzschlosses aus. „Es herrschte völlige Dunkelheit“, so Lange.

Hinweisen zufolge flüchteten die Einbrecher mit einem Audi A6 vom Tatort . Ein solches Fahrzeug wurde später in einer Tiefgarage im Dresdner Stadtteil Pieschen in Brand gesteckt, nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt.

Nach dem Einbruch soll nun das Sicherheitskonzept genau überprüft werden. Die Räume des Grünen Gewölbes galten bis dato als streng gesichert.

Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) zeigte sich entsetzt: „Nicht nur die Staatlichen Kunstsammlungen wurden bestohlen, sondern wir Sachsen“, sagte er. „Man kann die Geschichte unseres Landes, unseres Freistaates nicht verstehen ohne das Grüne Gewölbe und die Staatlichen Kunstsammlungen Sachsens.“

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