Berlin – Am Berliner U-Bahnhof Kottbusser Tor ist ein Mann in der Nacht zu Mittwoch auf die Gleise gestoßen worden. Er wurde von einem einfahrenden Zug erfasst und so schwer verletzt, dass er noch vor Ort verstarb. Laut Staatsanwaltschaft ist das Opfer ein 30-jähriger Iraner. Dieser soll laut eines Berichts der „Berliner Zeitung“ dazwischen gegangen sein, als zwei Männer seinen Onkel, der im Rollstuhl sitzt, berauben wollten. „Daraufhin griffen die beiden Täter den jungen Mann massiv an. Als der U-Bahn-Zug einfuhr, stießen sie ihn davor“, berichtet die Zeitung. Er geriet zwischen den Zug und die Bahnsteigkante. Das Blatt berief sich auf Ermittlerkreise und Zeugen. Der Mann sei nicht sofort tot gewesen. Andere Fahrgäste sollen laut „Berliner Zeitung“ gemeinsam gegen den U-Bahn-Wagen gedrückt haben, um den 30-Jährigen zu befreien. Eine Notärztin und Rettungssanitäter der Feuerwehr versuchten, das Opfer zu stabilisieren, doch sie konnten sein Leben nicht mehr retten.
Ob der Stoß gezielt erfolgte, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Der Tatverdächtige sei flüchtig. Die Mordkommission nahm die Ermittlungen auf. Aufklärung über den Tathergang verspricht sich die Polizei unter anderem von der Auswertung von Videoaufzeichnungen.
Es werde außerdem geprüft, ob der Vorfall einen Drogenhintergrund habe, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Deutschen Presse-Agentur. Das Kottbusser Tor ist seit Jahren als Drogenumschlagplatz bekannt. Im U-Bahnhof und auf dem Platz selbst halten sich oft Konsumenten auf. Von der Polizei hieß es, der 30-Jährige habe in Berlin gewohnt und sei der Behörde wegen Drogendelikten bekannt. Um zu beurteilen, ob Drogen auch bei dem tödlichen Streit eine Rolle spielten, sei es aber zu früh.
Bundesweit sorgen Angriffe auf Bahnhöfen immer wieder für Entsetzen. 2016 starb in Berlin eine 20-Jährige, nachdem sie von einem psychisch kranken Mann vor eine einfahrende U-Bahn gestoßen wurde. Im Juli dieses Jahres war ein achtjähriger Bub im Frankfurter Hauptbahnhof von einem Mann vor einen einfahrenden ICE in den Tod gestoßen worden. Im April 2017 wurde am Münchner Westfriedhof ein 59-Jähriger von einer ihm unbekannten Frau aufs U-Bahn-Gleis gestoßen. Der Mann überlebte dank einer Vollbremsung des U-Bahn-Fahrers.