Papst stellt Regeln gegen Missbrauch auf

von Redaktion

Rom – Erstmals hat ein Papst umfassende Regeln für den Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch für den Vatikanstaat aufgestellt. Der Vatikan veröffentlichte am Freitag drei von Papst Franziskus unterzeichnete Dokumente – einen Erlass, ein Gesetz und einen Richtlinienkatalog.

Unter anderem legt Franziskus fest, dass im Vatikan von Sommer an bereits der Verdacht auf Missbrauchsfälle unverzüglich angezeigt werden muss. Ansonsten drohen Geld- oder Haftstrafen. Zudem sollten verurteilte Täter von ihren Posten entfernt werden.

Die Maßnahmen waren nach der Anti-Missbrauchskonferenz im Vatikan Ende Februar in Aussicht gestellt worden und sollen am 1. Juni in Kraft treten. Auch wenn die Regelungen nur im Kirchenstaat gelten, sendet Franziskus damit ein Signal – schließlich ist der Vatikan das Machtzentrum der Kirche. Wegen schwerwiegender Missbrauchsskandale in mehreren Ländern steht Franziskus unter Druck, seinen klaren Worten auch Taten folgen zu lassen.

Die Regeln gelten für Personen, die die vatikanische Staatsbürgerschaft besitzen oder im Kirchenstaat wohnen. Der kleinste Staat der Welt hat um die 800 Einwohner – gut 300 davon sind Diplomaten. Für die Taten gilt eine Verjährungsfrist von 20 Jahren, die erst mit dem 18. Lebensjahr des Opfers beginnt. Außerdem sind Präventionsschulungen für Mitarbeiter und Hilfsangebote für Opfer und ihre Angehörigen vorgeschrieben.

Die katholische Reformbewegung „Wir sind Kirche“ begrüßte die neuen Regeln. „Auf dem Missbrauchsgipfel waren konkrete Schritte versprochen worden. Es ist ein gutes Zeichen, dass jetzt etwas folgt“, sagte Sprecher Christian Weisner in Würzburg. Der Sprecher des Opferverbands „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, forderte vom Papst Normen und Leitlinien für die Aufarbeitung von Missbrauch und für die Entschädigung von Opfern in aller Welt.  dpa/afp

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