Berlin – Es war ein seltsames Jahr für Deutschlands Ordnungshüter, aber auch für deren Kollegen im Ausland. Die kuriosesten Polizeieinsätze führten die Beamten zu Auto fahrenden Schulkindern, verknoteten Männern und zu Mäusen mit angeblicher Marihuana-Vorliebe.
Sack voller Schlangen
„Nimm nichts von Fremden an“ – der Fall eines Berliner Jungen dürfte diesen Satz bestärken. Ende August drückte ein fremder Mann einem Buben im Berliner Stadtteil Lichterfelde einen Jutebeutel in die Hand und rannte davon. „Viel Spaß mit den Pythen“, soll er im Weglaufen gerufen haben. Tatsächlich fanden sich im Inneren des Beutels zwei Würgeschlangen, jeweils weniger als einen Meter lang – Pythons, so der korrekte Plural. Die vieles gewöhnte Berliner Polizei übergab die Tiere einem Experten und twitterte gelassen: „Allet Jute ihr zwei.“
Es blieb nicht der einzige Einsatz dieser Art: Im Oktober flanierte ein 36-Jähriger mit einer artgeschützten Würgeschlange um den Hals durch den Düsseldorfer Hauptbahnhof – und löste so einen Einsatz der Bundespolizei aus. Die 1,80 Meter lange Schlange wurde beschlagnahmt: Der mutmaßliche Besitzer habe nicht nachweisen können, dass ihm das Tier wirklich gehöre. Zudem sei das Tragen einer Boa constrictor in der Öffentlichkeit „nicht als artgerechte Haltung zu verstehen“.
Bekiffte Mäuse
Polizisten sind in Argentinien in arge Erklärungsnot geraten, nachdem beschlagnahmtes Rauschgift in ihrer Obhut in rauen Massen verschwunden war. Es ging um eine halbe Tonne Marihuana. Ihre Version: Mäuse in dem Lager in Buenos Aires hätten die Drogen verspeist. Unter anderem berichtete der britische „Guardian“ über den Fall, den Nager-Experten für – mindestens – verdächtig halten. Die beschuldigten Mäuschen schweigen in der Sache.
Verknotete Männer
Hilferufe durch den schmalen Spalt einer Wohnungstür hatten den Einsatz ausgelöst. Im Innern fand die Polizei einen seltsamen Anblick vor: Zwei Männer, ein fernsteuerbares Spielzeugauto und eine als Ritter verkleidete Schaufensterpuppe – verkeilt zu einem „Knäuel“ und deshalb völlig bewegungsunfähig. Die Beamten halfen dem Mieter (58) und dessen Trinkkumpan (61) beim Entknoten. Gedankt wurde es ihnen nicht, eine Erklärung gab es auch nicht: Der entknotete Bewohner beschimpfte seine Retter – und kassierte dafür noch eine Anzeige.
Leeres Haus voller Hanf
Oh, Schreck! Nach längerer Abwesenheit besuchte ein Hausbesitzer mal wieder seine Immobilie im sachsen-anhaltinischen Genthin. In der Zwischenzeit war dort eine Cannabis-Plantage mit Wassertanks, Beleuchtungsanlagen und 500 Pflanzen entstanden.
Munition verloren
Dass ein Autodach als Ablagefläche wenig taugt, erfuhr die Besatzung einer Polizeistreife auf der Ostseeinsel Usedom. Sie hatte auf dem Dach Munition für eine Maschinenpistole abgelegt und war dann zum nächsten Einsatz gebraust. Hätten sie sich nur vorab mit den Leipziger Polizisten unterhalten, die 2016 auf ähnliche Weise einer Maschinenpistole verloren.
Polizeiauto verschusselt
Wo war noch gleich der Streifenwagen? Diese Frage stellte die Hauptstadtpolizei in Berlin im Sommer nicht nur sich selbst, sondern auch allen anderen Polizeidienststellen per Mail – etwa 25 000 Mitarbeiter wurden kontaktiert. Ob rein zufällig der gesuchte Wagen bei ihnen stehe? Man sorgte sich, dass er in die Hände von Ganoven geraten war. Am Ende war alles simpel. Beamte hatten den Wagen aus der Werkstatt abgeholt – und vergessen, das entsprechend einzutragen.
Bub führt Mamas Auto
Als Landkind hat man es nicht leicht. Alles ist weit entfernt, Busse kommen – wenn überhaupt – selten. Mal eben im Laden um die Ecke etwas Süßes zu kaufen, ist nicht drin. „Dann eben mit dem Auto“, dachte sich ein Elfjähriger aus Niedersachsen im September, als ihn der Heißhunger auf Zuckriges packte. Er machte sich mit dem Wagen der Mutter auf in Richtung eines entfernten Supermarkts. Nach zehn Kilometern unfallfreier Fahrt stoppte ihn eine Streife – und der Elfjährige parkte routiniert auf dem Seitenstreifen. Seine Fahrkenntnisse hatte er beim Traktorfahren erworben.
Meer als Mitbringsel
Ein paar Muscheln vom Strand, eine schöne Postkarte – einem Zoohändler aus Bayern waren solche Mitbringsel zu gewöhnlich. Und so fuhr er mit einem Laster mit 24 Wasser-Zisternen – insgesamt 24 000 Liter Fassungsvermögen – im italienischen Urlaubsort Triest an die Strandpromenade und begann, das Wasser aus dem Ozean zu pumpen. Die Polizei ließ ihn das Wasser noch an Ort und Stelle zurückkippen. 1500 Euro Geldstrafe bekam der 48-Jährige – statt Wassers für seine Aquarien.
Granate im Schreibtisch
Mit einer funktionierenden Splittergranate erschien eine 90-Jährige in einer Leverkusener Polizeiwache. Sie wolle das „Teil nicht mehr im Haus haben“, das ihr inzwischen verstorbener Gatte 1943 aus dem Krieg in Russland mitgebracht habe und das seither auf dem Schreibtisch lag. Die Beamten wollten das Teil ebenfalls nicht auf der Wache haben – und so wurde evakuiert. Nach zweieinhalb Stunden gab der Kampfmittelräumdienst Entwarnung.